Hoeps&Toes -Die Cannabis-Connection (Buch)


Macht und Drogen, ein explosiver Cocktail

Amsterdam 1982/1983. Marcel kommt als junger Mann nach Amsterdam, will noch einmal abschalten bevor das Studium beginnt. Doch er bleibt länger als erwartet, gerät in die zunehmend gewaltbereite Hausbesetzerszene, die das ganze Land in seinen Grundfesten zu erschüttern droht. Seine besten Freunde sind die lebensfrohe Kiki und Sander, mit denen er bald eine offene Dreierbeziehung führt. Die Konflikte mit der Polizei nehmen zu und auch von anderer Seite droht gewaltiger Ärger. Denn die drei jungen Menschen dealen mit allerlei Drogen und werden zunehmend von Jugoslawen bedroht, die die Stadt unter ihre Kontrolle bringen wollen. Marcel, Kiki und Sander wollen sich in die Szene einkaufen, um endlich Ruhe zu haben, doch eine Geldübergabe endet mit tödlichen Folgen …

35 Jahre später. Dr. Marcel Kamrath, Staatssekretär im Bundesjustizministerium, scheint sich auf der Siegerstraße zu befinden. Sein Entwurf für ein Gesetz zur Legalisierung von Cannabis steht kurz vor der Verabschiedung. Er wird gar als künftiger Minister gehandelt. Während es auf der Zielgeraden gilt, letzte Kritiker zu besänftigen, wird Kamrath von seiner Vergangenheit eingeholt. Der jahrelang tot geglaubte Sander ist quicklebendig und erinnert ihn an ihre alte Freundschaft. Als die beiden in einem Park einen Joint rauchen, tritt plötzlich ein Junkie auf den Plan, erkennt den Politiker und macht ein paar Fotos, die er an eine Zeitung verkaufen will. Es kommt zu einem Handgemenge, an dessen Ende der Junkie mit einem Messer tödlich verletzt zurückbleibt. Sander will sich um alles kümmern, doch viel zu spät erkennt Kamrath, dass sein alter Freund ihn reinlegen will. Sander ist inzwischen in der niederländischen Drogenszene ein großes Tier, der Umsatz in Deutschland beträgt rund sechzig Prozent des Jahresgewinns. Eine Legalisierung der Drogen würde für ihn katastrophale Konsequenzen bedeuten …

Erpressung, Intrigen, Verrat und Mord. Mehr als ein großartiger Politthriller

Zunächst beginnt „Die Cannabis-Connection“ vermeintlich harmlos. In zwei wechselnden Erzählebenen werden die Ereignisse rund um die damalige Hausbesetzer- und Drogenszene in Amsterdam Anfang der 1980er Jahre beschrieben und das Verhältnisse der drei jungen Leute vorgestellt sowie andererseits die aktuellen politischen Machenschaften rund um die Verabschiedung des Gesetzes und das Wiederauftauchen des alten Freundes. Am Ende des ersten Teils ist dann klar, was damals (anscheinend) passierte und warum sich Sander und Kamrath aus den Augen verloren. Im zweiten Teil wechselt dann teilweise der Erzählstil in ungewohnter Form, denn wurde bisher nur in der dritten Person erzählt, kommt nun überraschend noch abwechselnd eine Ich-Erzählerin hinzu, was zumindest anfangs ein wenig verstört.

Er hatte sich die Wörter herausgezwungen, zögerlich, suchend, dann aber, als hätte er endlich eine Grenze überschritten, schneller sprechend, als bräche alles, was ihn bewegte, endlich heraus. Mein Gott, wenn die ganze Situation nicht so traurig und bitter wäre, müsste er sich zu seiner schauspielerischen Glanzleistung gratulieren und im Bundestag eine Theatergruppe ins Leben rufen.

Die Machenschaften in einer konkurrierenden Drogenszene, die aufgrund millionenschwerer Umsätze nicht vor Gewalt und Tötungsdelikten zurückschreckt, wird genauso thematisiert wie die politischen Abläufe im Bundestag. Selbst innerhalb der eigenen Partei ist man sich nicht grün, wobei keine Partei namentlich genannt wird. Dass die „konservative Partei“ nur die CDU sein kann und die ihr in diesem Thema nicht folgende Schwesterpartei die CSU sein muss, ist klar. Überraschend somit, dass gerade aus dieser Ecke der Gesetzesvorstoß zur Legalisierung von Cannabis kommt. Zudem gilt es parteiinterne Ränkespiele zu bestehen und – nicht zuletzt, sondern vor allem – den Koalitionsfrieden zu waren. Anspielungen auf die aktuellen Machtverhältnisse sind unübersehbar.

„Die Cannabis-Connection“ ist grandios erzählt und nimmt mit zunehmender Dauer ordentlich Fahrt auf. Immer enger werden die Schlingen, die Sander um den Kopf des in Bedrängnis geratenen Staatssekretärs zieht. Auch die parteipolitischen Kapriolen werden größer. Wessen Kopf wird Rollen, welche Intrige von Erfolg gekrönt sein? Erpressung, Verrat und zunehmende Gewalt beherrschen das Geschehen. Die eine oder andere Volte ist, wie der gesamte politische Intrigantenstadl, beachtlich. Wie letztlich Kamrath aus der Geschichte herauszukommen versucht und dabei selbst langjährige Freundschaften in die berühmte Tonne tritt, macht den Protagonisten nicht sympathisch. Doch was will man machen, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht und der Gegner über Leichen geht?

Cover © Unionsverlag

Wertung: 13/15 dpt


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