Konzertbericht: Scott H. Biram, Steinbruch, Duisburg, 29. September 2014 – oder: “fucking beer country”


Konzertbericht: Scott H. Biram, Steinbruch, Duisburg, 29. September 2014 – oder: “fucking beer country”

Da tritt ein schmächtiger, mit Käppi versehener, mit Schlabberjeans und verwaschenem T-Shirt bekleideter Mann die Bühne. Sein Gesicht ist kaum unter dem Schirm der Kappe zu sehen, ein zotteliger Bart bedeckt den unteren Teil seines Gesichts. Neben ihm mehrere Gitarren, so abgegriffen, wie man sie sich bei einem Blueser vorstellt. Ein kleine Auflage mit diversen Plektren, Flaschenhälsen und einem Gestell mit einer Harp auf der anderen Seite. Auf dem Boden eine Platte, ein Stomp Board, die Scott H. Biram wunderbar mit dem linken Fuß traktiert und die die Drums ersetzt.

Kein Wunder, dass er auch als Ein-Mann-Band durchgeht.

Wenn man einen Musiker nicht kennt, sondern nur einige Songs von ihm im Internet gehört hat, erwartet man nichts. Umso besser, wenn dann ein so herrlich schräges, lautes Konzert folgt. Ein Konzert mit einem Musiker, der schon vor x Jahren dem Tod ‘von der Schüppe gesprungen’ ist.

Biram – eine “Rampensau” im wahrsten Sinne des Wortes. Hart arbeitend, dem Blues verpflichtet bis in die Haarspitzen. Er schreit den Blues heraus, auch an diesem Abend. Laut, leise, nachdenklich, und überschäumend, übermütig. Songs aus einem Leben in Texas. Rockig bis zersägend und dann am Ende immer wieder beim Blues.

Ironisch dann, wenn er einen Song von ZZ Top als Cover ansagt, “einer kleinen Band” aus Texas. Er beherrscht ihn dann auch,den Texas-Rock; der stampfende Groove und die Hitze der texanischen Landschaft werden spürbar. Das ist authentisch und glaubhaft. Er kreischt und grummelt vor sich hin, dass man sich als Zuhörer bald fragen muss, wie der Kerl das jeden Abend aushält. Er haut in die Saiten, wie ich es bislang nur bei Chuck Prophet sah. Klar, mit der Konsequenz, dass schon zu Beginn eine Saite riss. Die Zeit überbrückte er mit einem A-cappella-song. Ganz locker!

Zum Bier greifend philosophiert er dann noch über seine Tour in Deutschland, dem “fucking beer country”. Das alles ist hierbei nicht aufgesetzt, sondern ehrlich. Ein ehrlicher Musiker und Typ, der sein Ding macht!

Handgemachte Musik ohne gespielte Attitüde, ohne übertriebene Show; davon müsste es mehr geben, daher die Empfehlung: Wenn der Kerl in der Nähe ein Konzert gibt, hingehen, ein Bier schlürfen und über die bluesige Welt nachdenken.


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