Parenthood – Staffel 2 (TV-Serie, 6DVD)


Parenthood Staffel 2 DVD Cover © Universal PicturesLife goes on. So auch beim in Kalifornien lebenden Braverman-Clan, der sich in der zweiten Staffel von “Parenthood” neuen Herausforderungen innerhalb und außerhalb der Familie stellen muss. Die äußerst eingespannte Anwältin Julia Braverman-Graham kann auf die hausmännischen Qualitäten ihres Ehemannes Joel zählen, mit dem sie seit nunmehr acht Jahren verheiratet ist. Der kümmert sich reizend um alle daheim anfallenden Arbeiten und ist ebenso ein vorbildlicher Vater für die hochbegabte, sich im Grundschulalter befindende Sydney. Doch Joel wünscht sich, nicht ausschließlich Papa, Putzmann und liebevoller Ehemann zu sein, sondern auch mal jemand, der einer geregelten Arbeit nachgeht und auch ein paar Dollar mit nach Hause bringt. Das erweist sich als nicht all zu einfach, weil Arbeit Flexibilität voraussetzt. Obendrein wächst in Julia der Wunsch nach einem weiteren Kind, was einiges an Überzeugungsarbeit erfordert.

Das auf einem Boot lebende, zuweilen unbekümmert-verpeilte Bruderherz Crosby wähnt sich hingegen im siebten Himmel, da er nicht nur endlich für seinen Sohn Jabbar ein Vater sein kann, sondern die Beziehung zu Jasmine, die ihn in der ersten Staffel mit der Tatsache, dass Jabbar ihr gemeinsamer Sohn sei, überraschte, Stück für Stück intensiver wird. Doch als Jasmine ein Angebot erhält, mit ihrem Job als Tänzerin in Europa zu touren, muss sich Crosby einerseits gegen Jasmines resolute Mutter durchsetzen, allerdings auch gegen Jasmines Dominanz.

Parenthood Staffel 2 Szenenfoto © Universal Pictures

Das dritte der vier Geschwister, Sarah, wohnt weiterhin bei den Eltern, kellnert nach wie vor und erzieht ihren Teenagersohn Drew und ihre Teenagertochter Amber allein. Doch durch einen interfamiliär initiierten Anruf ihres Ex-Manns Seth, Vater ihrer gemeinsamen Kinder, ereignen sich komplizierte Situationen, die den beiden Heranwachsenden nicht unbedingt gut tun, ebensowenig Sarah selbst. Diese sucht ihren Weg und bewirbt sich als Praktikantin in der Firma des vierten der vier Bravermans der mittleren Generation, nämlich Adam – und erliegt hierbei dem Charme des schmierigen, windhundigen, von William Baldwin hervorragend verkörperten Chefs der Schuhfabrik, in der Adam einen hohen Posten besetzt. Sarahs besonderes Talent in jeder erdenklichen Situation: Im falschen Moment aufkreuzen und zu viel reden.

Adam selbst hat auch einiges zu bewältigen. Das Asperger-Syndrom des Sohnes Max stellt den altruistischen Vater und seine Frau Kristina sowie die sechzehnjährige Tochter Haddie heftigst auf die Probe, und als es beruflich auch noch unrund läuft, gerät Adam heftigst an seine Grenzen und überschreitet sie mitunter nicht selten. Missverständnisse mit seiner Ehefrau sind ebenso an der Tagesordnung und zehren an seinen Nerven – und als Haddie sich auch noch erdreistet, mit allem drum und dran erwachsen zu werden, gerät der Familienfrieden stark ins Wanken.

Doch auch die Eltern der vier Braverman-Mid-Age-Kinder, nämlich die sensible Camille und ihr einerseits cooler, andererseits wieder furchtbar aufbrausender, törichter und von seinen Emotionen und doch etwas veralteten Ansichten geleiteter Ehemann Zeek, haben miteinander zu kämpfen – ob die Paartherapie wirklich das Richtige für die beiden war?

Zu all den Problemen und Herausforderungen, die alle mit sich herumtragen und denen sie sich allesamt stellen müssen, gesellen sich auch noch die sippschaftsübergreifenden Meinungsverschiedenheiten, Besserwissereien und andere Reibereien. Es wird sich eingemischt, es werden ungefragt Dinge für andere erledigt oder organisiert, manche sind zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, und das sorgt häufig für heftigen Zwist, der gar Keile in die Großfamilie zu treiben droht.

Einmal mehr wird auf vielschichtige Art und Weise das dynamische Familienleben inklusive all seiner schönen und unschönen Seiten widergespiegelt und wirkt zu jeder Zeit glaubwürdig und echt – das liegt mitunter auch am wirklich starken Cast, der hinsichtlich Familie unverändert bleibt – lediglich einige der außerfamiliären Figuren tauchen als neues Gesicht auf – und auch diese sind zu keiner Zeit darstellerische B-Ware.

Parenthood Staffel 2 Szenenfoto © Universal PicturesIm Vergleich zur ersten Staffel wird deutlich, dass man sich hier und da durchaus mal etwas aus dem Fenster lehnt und noch ein Stückweit mutiger ans Werk gegangen ist, denn während die initiale Staffel noch sehr “amerikanisch” war, bricht man hier doch das ein oder andere Tabu – da wird durchaus mal etwas mehr als nur Tabak geraucht – oder mal eben etwas länger gewartet, bis die Kamera diskret aus dem Schlafzimmer verschwindet. Es wird nichts beschönigt, sondern einfach so gezeigt, wie es in Familien durchaus vorkommen kann.

Rührend ist bei alledem wieder, wie sehr die große Familie letzten Endes immer wieder zusammenhält, sich auf die wirklich wichtigen Werte im Leben besinnt und trotz aller Zwistigkeiten immer wieder klar wird, dass Blut doch dicker als Wasser ist. Hierbei schwingt eine mal offensichtliche, mal subtile Liebe mit, die den Zuschauer ohne Umwege direkt ins Herz trifft. Das mag für manchen Zeitgenossen zu soapy sein, doch es ist erfrischend, endlich mal eine langlebige Serie zu erleben, die ohne Mord und Totschlag, ohne Mysterien und ohne irgendwelche negativen Aufhänger auskommt. Einfach nur Familie, einfach nur der Lauf des Lebens – die eigenen Fehler. Die Fehler anderer.

Kleine, fiese Mini-Cliffhanger sorgen dafür, dass man stets nach der nächsten Folge dürstet, und obwohl “Parenthood” von einem wahrlich hohen Tempo lebt, die Ereignisse sich überschlagen, die Schnitte von Familienteil zu Familienteil zackig sind und nicht nur bezüglich der Dialogdichte und des einhergehenden Chaos ein wahres Durcheinander ist, ist es nicht abzustreiten, dass das Suchtzentrum des Zuschauenden gnadenlos stimuliert wird.

Parenthood Staffel 2 Szenenfoto © Universal PicturesImmer wieder muss man den Kopf über die Eseleien und Überreaktionen des/der ein oder anderen schütteln, doch immer wieder finden sich auch Situationen, in denen man sich selbst oder seine Eltern oder seine Kinder wiedererkennt – und das ruft nicht selten ein Schmunzeln hervor. Dann wieder hält man die Luft an und wartet nur wieder darauf, dass das Gespräch gen Spannung eskaliert, bis die Fetzen fliegen. Unvernunft. Einsicht. Fehler. Wiedergutmachung. Wut. Besonnenheit. Yin und Yang.

Im Bereich Familienserie dürfte “Parenthood” in den Disziplinen Anspruch, Gefühl, Gehalt und Witz weit abgeschlagen in der höchsten Liga spielen – wer auch nur ein klitzekleines Fünkchen Empathie in sich trägt, sollte um diese edle, herzenswarme Serie eigentlich nicht herum kommen. Wunderbar bei alledem: Seichte Gewässer werden bei alldem konsequent umschifft.

Cover & Szenenfotos © Universal Pictures Home Entertainment

  • Titel: Parenthood
  • Staffel: 2
  • Episoden: 22
  • Originaltitel: Parenthood
  • Produktionsland und -jahr: USA, 2010
  • Genre:
    Dramedy
  • Erschienen: 27.03.2014
  • Label: Universal Pictures
  • Spielzeit:
    ca. 891 Minuten auf 6 DVDs
    plus Bonusmaterial
  • Darsteller:
    Peter Krause
    Lauren Graham
    Dax Shepard
    Monica Potter
    Erika Christensen
    Sam Jaeger
    Savannah Paige Rae
    Max Burkholder
    Joy Bryant
    Miles Heizer
    Mae Whitman
    Bonnie Bedelia
    Craig T. Nelson
    Sarah Ramos
    Tyree Brown
    William Baldwin
    Richard Dreyfuss
    u.v.m.
  • Regie:
    Ron Howard
    Brian Grazer
    Jason Katims
  • Drehbuch:
    Jason Katims
    Bridget Carpenter
  • Produktion: Dylan Massin
  • Extras:
    Audiokommentare zu diversen Episoden
    Unveröffentlichte Szenen
    Vom Drehbuch zum Bildschirm
  • Technische Details (DVD)
    Video: 1.78:1 (Anamorph Widescreen)
    Audio:
    Deutsch, Englisch (DD 5.1)
    Untertitel:
    Deutsch, Englisch
  • FSK: 12
  • Sonstige Informationen:
    Info, Trailer, Erwerbsmöglichkeiten auf Universal Pictures Home Entertainment

 

Wertung: 14/15 dpt

 


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