Wie bereits beim Ende der zweiten Staffel endete die dritte Staffel mit einem hundsgemeinen Cliffhanger, denn das Warehouse wurde in Schutt und Asche zerlegt – und einer der Agenten, nämlich der ursprünglich als Ersatz für Myka eingeplante, nach Mykas Rückkehr allerdings dennoch im Team belassene Steven Jinks musste mit seinem Leben bezahlen – ebenfalls gab es die ein oder andere wichtige Person, die hinsichtlich des Warehouse von hoher Bedeutung war, nun aber nicht mehr im Umfeld der Agenten präsent ist.
Doch die eingeschworene Gruppe der unabhängigen Geheimorganisation will diesen Pauken- und Tiefschlag nicht hinnehmen und würde den Tod und die Zerstörung dieser für sie alle so bedeutsamen Dinge und Personen für alles auf der Welt rückgängig machen – und tatsächlich gibt es da laut Warehouse-13-Kopf Arthur “Artie” Nielsen ein sonderbares Artefakt, das den Zustand vor dem Niedergang des Warehouse wiederherstellen könnte. Das Warehouse 13 würde wieder existieren, Steven Jinks wäre wieder am Leben, und auch Mrs. Frederic würde wieder unter ihnen weilen. Allerdings würden nicht nur positive Dinge wiederhergestellt werden, sondern auch einige eher unschöne, die eigentlich Geschichte sein sollten. Und auch für die gesamte Welt könnte die Aktivierung des Artefakts eine permanente Veränderung bedeuten…
Auch wenn auf den Zuschauer selbstverständlich viele Überraschungen warten, so sind die Episoden der vierten Staffel – ganze zwanzig Episoden statt wie in der vorangegangenen Staffel nur zwölf (die Weihnachtsfolge mal außen vor gelassen) – letztendlich die logische Fortsetzung dessen, “was bisher geschah”, und einmal mehr müssen sich die Agenten Lattimer, Bering, Donovan und Jinks unter Arties Kommando auf die Suche nach sonderbaren Artefakten begeben, die bei Benutzung – oder falscher Benutzung – negative Auswirkungen unterschiedlichster Art haben können. Dass dies nicht ganz ohne Komplikationen verlaufen wird und die Agenten oder andere Unschuldige teilweise in Lebensgefahr geraten, ist abzusehen.
Doch obendrein haben einige der Hauptcharaktere noch ihr eigenes Päckchen zu tragen und müssen sich ihren Problemen und Schicksalen stellen – nicht immer können die Kollegen dem- oder derjenigen helfen, denn so mancher ist dazu verdammt, seine Angelegenheiten selbst zu meistern, und das bringt den ein oder anderen dieses unzertrennlichen Teams an seine äußersten Grenzen.
Beim Sehgenuss fällt auf, dass die vierte Staffel von “Warehouse 13” so wenig wie noch nie auf den “Fall der Woche” ausgerichtet ist (der nach wie vor in den meisten Fällen existiert), sondern die Serialisierung deutlich vernehmbar Einzug gehalten hat, die einzelnen Folgen mit richtigen kleinen, fiesen Cliffhangern enden und so den nächsten Teil eines großen Ganzen einläuten. Den Schöpfern der Serie war offenbar sehr viel daran gelegen, gar nicht erst Routine aufkommen zu lassen, und bezüglich der Kreativität und deren Umsetzung ist es dem Stab weitestgehend gelungen, “Warehouse 13” noch ein paar weitere innovative Farbtupfer zu spendieren.
Im Gegensatz zu Staffel 3 ist Staffel 4 erst ab 16 Jahren freigegeben, und in der Tat gibt es hier wieder so manche heftigere Szene mehr – auch in psychologischer Hinsicht. Zudem ist die Action in vielen Fällen um einiges härter. Und – das ist extrem auffällig – oftmals sind die Dialoge zwischen Myka und Pete doch sehr anrüchig, was zwar keinesfalls Entsetzen hervorruft, aber dem ein oder anderen doch ein Gefühl der Überraschung zu entlocken vermag.
Wie für “Warehouse 13” typisch, ist der doch sehr eigenwillige Cocktail aus Trash, Düsterem, Traurigem, wundervollen Geschichten, etwas historischer Bildung und auch historischem Nonsens, spinnerten Ideen und schlichtweg guter Unterhaltung wieder sehr ausgewogen, und amüsiertes Kopfschütteln gehört wie auch gebanntes Staunen zu den erwarteten und auch logischen Reaktionen des Zuschauers. All die Elemente in ihrer Gesamtheit sind es, die der Serie diesen unvergleichlichen Charme verleihen. Und mal ehrlich: auch der Drolligkeitsfaktor ist nicht zu unterschätzen, denn wem geht das Herz nicht auf, wenn Claudia schmollt, weil sie nicht so darf, wie sie gerne wollte – oder wenn Artie wieder einmal hektisch fluchend und aufbrausend, dem Herzinfarkt nahe, versucht, des Chaos’ Herr zu werden? Oder Pete seine Verbundenheit zu Myka (oder vice versa) gerade in den gefährlichen Situationen auch optisch offensichtlich signalisiert?
Ein wenig irritierend ist, dass Pete Lattimer in so viele Fettnäpfchen wie noch nie tritt, und auch allgemein ist sein Verhalten oftmals doch schreiend peinlich und albern, sodass man gerne mal vor Fremdscham in der Sofaritze verschwinden möchte – jedoch nie im negativen Sinne, denn am Ende erwischt man sich trotz massiver Augenrollattacken bei herzhaftem Gelächter.
Als einziger gravierender Kritikpunkt ist anzumerken, dass die Episodendauer mittlerweile offenbar zu gering angesetzt zu sein scheint, denn in vereinzelten Episoden sind die Wege zur Lösung doch sehr absurd und konstruiert, und häufig muss man das Gefühl haben, dass die Lösung selbst zu sehr per Brechstangensystem herbeigeführt und übers Knie gebrochen wurde und der Abschluss diverser Fälle dadurch etwas hastig gestrickt erscheint – und das erweckt den Eindruck, als ob man fast dazu genötigt wurde, alles auf die vorgeschriebenen rund 41 Minuten herunterzudampfen. Ob der Menge an Ereignissen und all dem, was gesagt werden soll, wirkt es oftmals so, als fehlten der ein oder anderen Folge die entscheidenden vier oder fünf Minuten Entschleunigung und Platz für Ungesagtes.
In der Summe jedoch bleibt “Warehouse 13” eine der besten, kreativsten und unterhaltsamen aktuellen Science-Fiction- und Mystery-Serien der Jetztzeit, und da ist es doch traurig zu erfahren, dass nach vorliegender Staffel nur noch eine weitere mit nur sechs Folgen produziert werden wird und die Pforten der sonderbaren Lagerhalle für immer geschlossen werden.
Extras sind auf diesem 5-DVD-Set nicht ganz so reichhaltig vorhanden wie bei der vorangegangenen Staffel – neben ein paar Audiokommentaren und einer Handvoll unveröffentlichter oder erweiterter Szenen sowie dem unvermeidlichen Gag Reel kommt der Zuschauer allerdings in den Genuss zehn kleiner Warehouse 13-Webisodes der animierten Web-Serie “Grand Designs” sowie einer nie gezeigten, dazugehörigen elften Webisode – hier ist das Team durch Petes Tollpatschigkeit urplötzlich in einer zweidimensionalen Warehouse-Version gefangen, ähnlich wie bei einem Popup-Buch, in welchem alles flach wie Pappe ist und nur einen dreidimensionalen Eindruck erweckt. Doch allein die Tatsache, dass die vierte Staffel ganze acht Folgen mehr als die letzte beinhaltet, relativiert das Ganze doch ungemein.
Cover © Universal Pictures Home Entertainment/Syfy
- Titel: Warehouse 13
- Originaltitel: Warehouse 13
- Staffel: 4
- Episoden: 20
- Produktionsland und -jahr: USA, 2012
- Genre:
Science Fiction
Comedy
Mystery
Dramedy - Erschienen: 27.02.2014
- Label: Universal Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
13:52 Stunden auf 5 DVDs - Darsteller:
Eddie McClintock
Joanne Kelly
Genelle Williams
Alison Scagliotti
Aaron Ashmore
CCH Pounder
Jaime Murray
Brent Spiner
und viele mehr… - Regie:
Chris Fisher
Constantine Makris
Andrew Seklir
Jay Chandrasekhar
Michael McMurray
Howie Deutch
Millicent Shelton
Larry Teng
Jack Kenny
Jennifer Lynch
Matthew Hastings - Produktion:
Jack Kenny
David Simkins
Jace Alexander - Idee:
Rockne S. O’Bannon
Jane Espenson
D. Brent Mote - Musik: Edward Rogers
- Extras:
Audiokommentare
Webisodes
Erweiterte Szenen
Unveröffentlichte Szenen
Gag Reel - Technische Details (DVD)
Video: 1:1.78 Widescreen
Audio: Deutsch, Englisch (5.1 DD)
Untertitel: Deutsch, Englisch
- FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Produktseite zur Serie
U LOVE TV – Serien-Homepage von Universal Pictures
Wertung: 11/15 dpt