Zum Ende jedes Jahres kann man den Jahresrückblicken kaum entkommen. Vom Promirückblick, zum Auf- und Absteiger des Jahres bis hin zum literarischen Rückblick.
So schnell jedes Jahr vorbeigeht, so lang fühlt es sich an, wenn man eine Quintessenz dessen herausfiltern soll, was nun das jeweilige Jahr, in diesem Fall 2013, ausgemacht hat. Immerhin gab es ein Jahr 2013, die Welt ging mal wieder nicht unter – auch wenn man in manchem gesellschaftlichem, politischem, kulturellem Ereignis die Apokalypse nahen fühlte.
Faszinierend anzusehen war der Wandel der unschuldigen Hannah Montana mit Purity-Ring und Verlobten zur Skandalnudel des Jahres. Jede Presse ist gute Presse und so erhält die Selbstinszenierung des Popstars ganz neue Dimensionen. Da schaukelt man schon mal nackt auf einer Abrissbirne und raucht öffentlich Joints in Amsterdam. Ernst genommen wird man so aber nicht, weder als Musiker, als Schauspieler oder als Erwachsener. Die Musik ist dabei vermutlich auch nebensächlich.
Ähnliche Entgleisungen darf man bei der YouTube-Nebenwirkung Justin Bieber beobachten, der der Welt eine zweite Dokumentation über sein Leben schenkt und uns mit seinen neunzehn Jahren die Welt erklärt. Danke an dieser Stelle, was würden wir nur ohne dich tun?
Mehr Lebenserfahrung, aber leider genauso wenig Weisheit beweist Boris Becker mit seiner Autobiographie und seiner Verweigerung, den Ruhestand in Anstand und Würde zu meistern.
Dabei ist es durchaus möglich eine Autobiographie zu verfassen, die ehrlich aber nicht peinlich ist. Ein Beispiel ist Paul Austers “Winterjournal” (Rezension von Dominik Nüse-Lorenz), das ein persönlich und literarisch interessantes Buch ist.
Dass auch junge Menschen Karriere machen können, ohne sich in Selbstentblößung zu verlieren, zeigt die englische Sängerin Birdy mit ihrem zweiten Album “Fire within”, bei dem man sich immer wieder realisieren muss, dass die Künstlerin erst siebzehn Jahre alt ist.
Ein schönes Ereignis 2013 war die Verleihung des Literaturnobelpreises an Alice Munro und die Lektüre des parallel veröffentlichten Kurzgeschichtenbands “Liebes Leben”. Die Kurzgeschichten Munros haben eine ganz eigene Art Menschlichkeit darzustellen, die einen freut, dass ihre Autorin den Preis erhalten hat.
Viele schöne Bücher sind in diesem Jahr erschienen und genauso viele sehenswerte Filme. Nicht alles bekommt die angemessene Aufmerksamkeit. Was die Kunst und Kultur von 2013 unbestritten ausmacht, ist ihre Vielfältigkeit, deren Auswüchse komische Züge enthalten, aber unbestreitbar unterhaltend sind. Das macht Lust auf ein weiteres Jahr. 2014 kann kommen.
Cover © rowohlt Verlag, S. Fischer Verlag (von oben nach unten)