Maigret bei den Flamen an der französisch-belgischen Grenze
Kommissar Maigret wird aus seinem familiären Umfeld um Hilfe gebeten und reist nach Givet, wo die Familie Peeters eines Verbrechens beschuldigt wird. Das Ehepaar hat drei erwachsene Kinder; darunter Joseph. Der Sohn soll die Tochter eines Arztes heiraten, allerdings kam ein Liebesspiel mit der jungen Germaine Piedboeuf dazwischen. Dieses liegt schon geraume Zeit zurück, doch der inzwischen dreijährige Sohn ist Zeugnis des Vorfalls. Nun ist besagte Germaine verschwunden und Inspektor Machère aus Nancy ist davon überzeugt, dass die Peeters dafür verantwortlich sind. Auch Germaines Vater und ihr Bruder glauben dies und verlangen als Nebenkläger dreihunderttausend Francs. Aber ist Germaine überhaupt tot und wenn ja, wurde sie tatsächlich ermordet? Und was hat womöglich der Kapitän des Schiffes „Etoile Polaire“, Gustave Cassin, damit zu schaffen, der bereits wegen mehrerer Sittlichkeitsverbrechen vorbestraft ist?
Während die Maas immer weiter steigt, macht Maigret, was er am besten kann. Er beobachtet die Menschen, trinkt in Kneipen seine halben Biere, raucht die obligatorische Pfeife und stellt fest, dass an der französisch-belgischen Grenze von einem friedlichen Zusammenleben zwischen Franzosen und Flamen nicht wirklich die Rede sein kann.
Ein früher Maigret-Roman
Der Roman erschien in deutscher Erstausgabe 1964 bei Kiepenheuer & Witsch und zuletzt 2019 bei Atlantik. Die Originalausgabe „Chez les flamands“ erschien bereits 1932, so dass es sich um einen frühen Roman aus der weltberühmten, stolze 75 Romane umfassenden Maigret-Reihe des belgischen Ausnahmeautors George Simenon (1903-1989) handelt. Dessen geschätzte Gesamtauflage liegt bei weltweit rund fünfhundert Millionen verkaufter Bücher.
„Maigret bei den Flamen“ ist ein in verschiedener Hinsicht ungewöhnlicher Maigret-Roman, denn einerseits spielt er nicht in Paris, der Kommissar agiert lediglich als Privatperson ohne Befugnisse und dies auch noch ohne seinen Inspektor Lucas. Das Wetter ist fürchterlich, es regnet und stürmt, das Hochwasser steigt, wodurch die Schifffahrt eingestellt werden muss. Das Personaltableau ist überschaubar, begrenzt sich auf die Familien Peeters und Piedboeuf sowie den mehr als trinkfreudigen Cassin. Maigret beobachtet und analysiert, während sein für den Fall zuständiger Kollege aus Nancy gerne vorschnell danebenliegt. Das Haus der Peeters steht direkt auf der Grenze, was ihrem Lebensmittelgeschäft teils zugutekommt. Einerseits kaufen die Franzosen dort gerne eine, andererseits schimpfen sie – wie die Piedboeufs oder Machère – über die Flamen, die doch so anders und seltsam seien. Allein deshalb müssten sie schon für den Mord an Germaine verantwortlich sein. Fehlt halt nur die Leiche. Die Auflösung des Falles lässt nicht lange auf sich warten, wobei einem das gewöhnungsbedürftige Finale womöglich mit spürbarem Unbehagen auf den Magen schlägt. Klarer Punktabzug.
Übrigens: Wer mehr über die Welt von Kommissar Maigret erfahren möchte, dem sei beispielhaft die Internetseite maigret.de von Oliver Hahn empfohlen.
- Autor: Georges Simenon
- Titel: Maigret bei den Flamen
- Originaltitel: Chez les flamands (1932).
- Verlag: Atlantik
- Umfang: 192 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Juli 2019
- ISBN: 978-3-455-00711-4
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Wertung: 8/15 dpt