Conn Iggulden – Thron des Blutes (Buch)

“Thron des Blutes” erzählt aus dem unglaublichen Leben des Dunstan von Canterbury

Heorstan, Lehnsmann unter König Edward von Wessex, schickt seine Söhne Dunstan und Wulfric in die Abtei von Glastonbury, wo ein rauer Umgangston herrscht. Insbesondere der etwas einfältige Wulfric hat unter den Klosterschülern zu leiden, während Dunstan vor allem von Bruder Caspar gedemütigt wird. Körperliche Züchtigungen gehören zum Alltag. Doch Dunstan lernt auch die Schreinerei kennen und erhält wertvolle Einblicke in die Baukunst, zudem lernt er im Garten viel über Kräuter- und Giftpflanzen. Als er von einem hohen Baugerüst mittels einer Seilwinde herunterstürzt, behauptet er, ein Engel habe ihn herabschweben lassen. Der Frust bei Caspar steigt, gleichwohl nutzt der Abt die Chance, das Kloster weithin bekannt zu machen. So lernt Dunstan Lady Elflaed, eine Nichte von König Æthelstan, kennen, und gelangt durch sie zum Königshof in der Hauptstadt Winchester.

Dunstan ist ein Neffe des Erzbischofs von Canterbury, womit er neben Lady Elflaed einen weiteren, einflussreichen Fürsprecher hat. Nach dem Tod des Königs tritt dessen jüngerer Bruder Edmund die Nachfolge an. Ein Glücksfall für Dunstan, sein Weg nach oben scheint unaufhaltsam. Allerdings gibt es Machtkämpfe und Intrigen nicht nur in der Kirche, sondern ebenso am Hofe. Nicht alle Lords und Earls fühlen sich an ihre Treueschwüre gebunden und so kommt es immer wieder zu Unruhen im Norden Englands. Vor allem Wikingerkönig Anlaf Godfreyson, König von Dublin, sorgt wiederholt für Kriege und Aufstände.

Insgesamt erlebt Dunstan sieben Könige und ist bemüht, den Traum von König Æthelstan umzusetzen, nämlich das Reich unter einer Krone zu vereinen. Ein Kampf, dem er sich ein Leben lang widmet und durch den er wiederholt in höchste Bedrängnis gerät. Selbst als Abt von Glastonbury und Bischof von Worcester kann er nicht seine Verbannung nach Gent in Flandern durch den späteren König Edwy verhindern. Jedoch verfügt auch der Kirchenmann über Macht und scheut vor Gewalttaten nicht zurück. Eitel, machtbesessen und nachtragend hat Dunstan seinen Weg gefunden, den es mit allen Mitteln zu gehen gilt.

Intrigen und Macht. Am Königshof, in der Kirche, überall.

Die Geschichte beginnt A. D. 934 und spielt somit vor über tausend Jahren. Es ist daher nicht überraschend, dass die Faktenlage sehr dünn ist und der vor allem durch seine Reihe „Die Rosenkriege“ bekannte Autor Conn Iggulden reichlich dazu dichten musste. In seinen „Historischen Anmerkungen“ gibt es informative Ausführungen, die zudem Einblicke in die Arbeitsweise des Schriftstellers geben.

Dunstan, später Abt von Glastonbury, dann Bischof von Worcester und London sowie letztlich Erzbischof von Canterbury, in dessen von ihm erbauter Kathedrale er nach seinem Tod am 19. Mai 988 beigesetzt wurde, durchlebte einen nicht nur für damalige Zeit unglaublichen Werdegang. Als Klosterschüler wird er von Mitschülern gemobbt und von Lehrkräften misshandelt, wofür er meist Wulfric die Schuld gibt, dem er später das Leben durch einen wahnwitzigen Eingriff retten wird. Überhaupt sieht der äußerst ambivalente Ich-Erzähler die Schuld gern bei anderen, gibt nur selten eigene Verfehlungen zu. Zudem ist er nachtragend und aufbrausend, ein Machtmensch ohnehin. Sieben Könige – Æthelstan, dessen Brüder Edmund und Eadred, sodann Edmunds Söhne Edwy und Edgar sowie zuletzt Edgars Söhne Edward und Ethelred – erlebt Dunstan und steht den meisten als Berater zur Seite. Die Vereinigung des Reiches unter einem König wäre ohne Dunstan kaum denkbar, wenngleich diese nicht lange anhalten sollte.

Wenn du weder als König geboren wirst noch zum König gemacht werden kannst, kannst du immerhin noch einen anderen zum König salben.

Dunstan erlebt als junger Priester die Schlacht von Brunanburh, eine der blutigsten in England für viele Jahrhunderte, sowie den allgegenwärtigen Machtmissbrauch im Lande. Vor allem die Lords und Earls im Norden sorgen für Unruhe, Wikinger können bei Angriffen regelmäßig auf deren Unterstützung zählen. Landauf, landab gedeihen die zahlreichen Münzwerkstätten, die meisten davon fälschen und prägen auf Teufel komm raus. Dies kann der Schatzmeister des Hochkönigs, auch diesen Titel führte Dunstan viele Jahre, nicht durchgehen lassen. Die Zahl der deswegen Gehängten ist gewaltig.

Doch es läuft nicht immer rund. Als er König Edwy in der Nacht seiner Krönung im Bett mit zwei Frauen erwischt, gibt es für den Mann Gottes kein Halten mehr. Er beleidigt die jüngere Frau (und künftige Königin) als Hure, worauf ihn Edwy verbannt. Mehrere Jahre folgen im Exil in Flandern. Später geht es nach der Ernennung zum Erzbischof von Canterbury nach Rom, wo er das Pallium von Papst Johannes XII. entgegennimmt.

Ein gewaltiges Leben mit unzähligen Facetten und Abenteuern. Intrigen wohin man blickt und der Protagonist nur selten außen vor. Conn Iggulden schafft es meisterlich, seine Leser in das 10. Jahrhundert einzuführen, über das nur wenig bekannt ist. Wo die Faktenlage dünn ist, darf der Romanautor seine Fantasie walten lassen und dabei gelingt es dem Autor, eine Geschichte zu erzählen, die sich so oder ähnlich zugetragen haben könnte. Einziger Minuspunkt: Außer einer eher dürftigen Landkarte gibt es keinen Anhang.

Eine packende (englische) Geschichtsstunde, die sich Freunde historischer Romane nicht entgehen lassen sollten.

  • Autor: Conn Iggulden
  • Titel: Thron des Blutes
  • Originaltitel: Dunstan. Aus dem Englischen übersetzt von Christine Naegele
  • Verlag: Heyne
  • Umfang: 593 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: April 2021
  • ISBN: 978-3-453-47165-8
  • Produktseite

Wertung: 13/15 dpt

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