Carola Christiansen – Mord auf den Faröern – Der Kommissar und die Robbenfrau (Buch)


Knallige Action am Nordatlantik

Am Rande des Dorfes Mikladalur auf der Insel Kalsoy befindet sich eine kleine Landzunge, wo die vermutlich bekannteste Skulptur der Färöer-Inseln steht. Kópakonan, eine alte Legende und bekannte Erzählung über eine betrogene Robbenfrau. Am Fuße besagter Skulptur wurde eine enthäutete Leiche entdeckt, was Hauptkommissar Jonas Joensen, wegen seiner roten Haare nur Revur, Fuchs, genannt, aus der Hauptstadt Tórshavn zum Einsatz ruft. Auf der überschaubaren Inselgruppe gibt es kaum Gewalttaten und wenn, dann unter Alkoholeinfluss. Die Insulaner kennen einander, weswegen es überwiegend friedlich verläuft. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Toten um einen dänischen IT-Experten. Zeit zum Durchatmen bleibt Revur und seinen Mitarbeitern Niklas und Sólja nicht, denn schon gibt es eine weitere Leiche.

Wann ist etwas Ähnliches wohl zuletzt auf Færøerne passiert?“
„Richtig, auf jeden Fall vor unserer Zeitrechnung.

Auf der Insel Kalsoy starb einst angeblich der legendäre James Bond, weswegen man ihm zu Ehren einen Grabstein errichtete. Eine cineastische Kultstätte, die ebenfalls zahlreiche Touristen anzieht. Und offenbar den gesuchten Mörder, der dieses Mal sein Opfer eingeäschert hat. Dessen Überreste weisen den Toten als Besitzer eines der führenden Fischereibetriebe der Färöer aus, weswegen das Entsetzen entsprechend groß ist. Zur Unterstützung von Revur und seinem Team wird Amalie Vinther Frost von der Reichspolizei Kopenhagen eingeflogen. Diese ist zunächst wenig begeistert, soll sie doch in wenigen Tagen ihren Freund zu einer Familienfeier begleiten. Dies dürfte jedoch kaum aufgehen, denn es wartet bereits ein drittes Opfer.

Bildgewaltige Kulisse, die Spaß auf mehr macht

„Der Kommissar und die Robbenfrau“ dürfte, um den Cliffhanger auf der letzten Buchseite vorwegzugreifen, der Auftakt einer Serie sein, denn alles deutet darauf hin, dass es Amalie bald wieder auf die Färöer-Inseln verschlägt. Zunächst beginnt der Krimi jedoch auf traditionelle Weise. Handelnde Personen werden eingeführt, zwischen der Großstadtpolizistin Amalie und dem Inselsheriff Revur gibt es zunächst die üblichen Reibereien und die Landschaft bildet eine gewaltige und beeindruckende Kulisse. Wer Krimiplots mag, die an außergewöhnlichen Handlungsorten spielen ist hier grundsätzlich richtig. Aber…

Bereits der erste Leichenfund zeigt, dass es wohl kein „klassischer“ Krimi wird, sondern einmal mehr eine Variante des Genretyps: Durchgeknallter Irrer wird zum Serienmörder, Effekthascherei durch besonders brutale Tötungsarten inklusive. Geht es anfangs ruhig und beschaulich zu, ändert sich dies in der zweiten Romanhälfte grundlegend. Zunächst wird die mitunter ungewöhnliche Polizeiarbeit gut dargestellt, denn, wenn man auf eine andere Insel möchte, ist ein Blick gen Himmel wichtig. Nicht immer können Schiffe oder Helikopter ihre Arbeit verrichten, nicht immer ist Funkempfang gewährleistet. Auf einer Insel kann es dann passieren, dass Schafe die Weiterfahrt verzögern, da diese Vorrang vor den Autos haben. So weit, so idyllisch.

Du glaubst, dass er in seinem kranken Hirn noch einem Plan folgt?

Nach knapp einem Drittel ändert sich die Erzählweise zunehmend, nicht zuletzt, weil der Mörder seinen ersten Auftritt hat und damit für den Leser identifiziert ist, während die Ermittler noch einige Zeit im Dunkeln tappen. Weitere Gewalttaten respektive Morde werden geschehen und so stellt sich früh die bereits erwähnte, entscheidende Frage: Möchte man einmal mehr an der Jagd auf einen durchgeknallten Irren teilnehmen? Dass in diesem actionreichen Werk die Logik nicht immer an vorderster Stelle steht, liegt auf der Hand, denn wie soll man derartige Taten auch nachvollziehen können? Wie die Leichen an publikumsträchtige Orte geschafft werden können, ohne Zeugen und verwertbare Spuren, nun ja, man nimmt es hin. Oder lässt die Finger von diesem durchaus packenden Pageturner, dessen Stärken allerdings die sympathischen Ermittler und die Färöer-Inselgruppe sind, welche, man erfährt es mehrfach, aus achtzehn Inseln besteht, auf denen rund 54.000 Menschen leben. Trotz der genannten Kritikpunkte, hätte ein möglicher zweiter Band erneut einen Blick verdient.

  • Autorin: Carola Christiansen
  • Titel: Mord auf den Faröern – Der Kommissar und die Robbenfrau
  • Verlag: Gmeiner
  • Umfang: 368 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Juli 2024
  • ISBN: 978-3-8392-0715-4
  • Produktseite

Wertung: 8/15 dpt


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