Bente Storm – Die Tote am Kai (Buch)


Polizei gegen Polizei oder doch nicht?

Agatha Christensen von der Wasserschutzpolizei Cuxhaven feiert am Abend mit Kripo-Kommissar Victor Carvalho die gemeinsame Lösung eines politisch brisanten Mordfalles als sie einen Anruf erhält. Auf das Schiff der WaPo wurde geschossen, ihr Kollege Ingmar Ulvaeus, der ihre Schicht übernommen hatte, getroffen und liegt im Krankenhaus mit hohem Blutverlust. Agatha eilt zu ihren Kollegen, doch Ingmar wird noch operiert, die Lage ist unklar. Als sie nach Mitternacht nach Hause kommt, findet sie auf einer Bank sitzend ihren Vater Dirk und die Bäckereiinhaberin Jette, die bei einem nächtlichen Spaziergang in einem Container am Fährhafen eine Frauenleiche gefunden haben.

Victor übernimmt in beiden Fällen die Ermittlungen, bei denen sich bald ernsthafte Probleme einstellen. Sein Kollege Bertil ist mehr als verärgert, dass er nicht im Fall „Ingmar“ ermitteln darf, was allerdings selbstverständlich ist, da es sich um seinen Bruder handelt. Zudem deutet die Ärztin an, dass sich aufgrund des merkwürdigen Einschusswinkels Ingmar die Verletzung selbst zugefügt haben könnte. Es findet sich eine erste Spur, die in ein Nobelrestaurant führt. Dieses ist ein begehrter Treffpunkt der besseren Kreise, allerdings werden eine Etage höher noch ganz andere Spezialitäten angeboten. In drei Appartements gehen dort Frauen der Prostitution nach, jedoch nur weiße Frauen, was zunächst verwirrt, da es sich bei der Container-Leiche um eine junge Frau aus Marokko handelt, die sich illegal in Deutschland aufgehalten und als Prostituierte gearbeitet hat.

Natürlich kann es Agatha einmal mehr nicht lassen, heimlich Detektivin zu spielen, zumal Ingmar bis dato ihr Lieblingskollege war. Aber noch ein weiterer Arbeitskollege scheint in den Fall involviert und so ermitteln Polizisten der Kripo gegen Polizisten der WaPo.

Zweiter Teil der WaPo-Cuxhaven-Reihe

Bente Storm (eigentlich Anja Goerz und Eric Niemann) startete mit „Windstärke Tod“ ihre WaPo-Cuxhaven-Reihe, die zeitlich rund eine Minute vor Teil zwei abschließt. An dessen Ende wird Agatha angerufen, zu Beginn des zweiten Teils stürmt sie aus dem Lokal. Ein ähnlicher Cliffhanger findet sich auch hier, was eine weitere Fortsetzung verspricht. Es gibt schlechtere Nachrichten, wenngleich – um bei der WaPo zu bleiben – der Tiefgang des Romans mitunter zu wünschen übriglässt. Mangels mitwirkender Personen hält sich die Zahl möglicher Tatverdächtiger in beiden Fällen in engen Grenzen. Die kurzen Kapitel wechseln erneut oft zwischen den Beteiligten, wodurch ein hohes Lesetempo entsteht. Da der Plot überschaubar bleibt, eignet sich das Buch bestens für Leseanlässe, bei denen man öfter unterbrechen muss; beispielsweise für die Zugfahrt zur Arbeit. 

Erwähnenswert ist, dass Victors jüngere Schwester Ana, die im ersten Band noch eine „größere“ Rolle spielte respektive dort in einer Sidestory zur Ablenkung vom eigentlichen Geschehen diente, nur noch kurze Miniauftritte als Servicekraft im Restaurant ihrer Eltern hat. Die übrigen bekannten Nebenfiguren bei Kripo und WaPo sind wieder mit dabei, so dass sich einmal mehr menschliche Schwächen offenbaren. Lars Pullmann (aus unbekannten Gründen auf Seite 202 Lars Plambeck genannt) ist Chef der Kripo und hat in der Ausbildung beim Thema Mitarbeiterführung womöglich gefehlt, weswegen Victor mit ihm nur bedingt zurechtkommt. Allerdings zeigt sich, dass auch Victor diesbezüglich Defizite vorzuweisen hat. Nicht nur gegenüber Bertil, sondern erneut gegenüber Agatha, wobei man eigentlich damit rechnen durfte, dass sich die beiden näherkommen. Neu im Team bei der Kripo ist Torge, ein junger Praktikant, der den Fall „Ingmar“ unbedingt lösen will, da es sich bei Ingmar – wie bei Bertil – um seinen Onkel handelt, was zu weiteren Konflikten führt. Die Auflösungen (Ingmar, Container-Leiche) kommen recht plötzlich, sind aber zumindest in einem Fall originell, wenngleich … aber lesen Sie doch einfach selber. Wie erwähnt: Als Krimi-Imbiss für unterwegs bietet „Die Tote am Kai“ kurzweiliges Lesefutter. 

  • Autor: Bente Storm
  • Titel: Die Tote am Kai
  • Verlag: Ullstein
  • Umfang: 304 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: März 2024
  • ISBN: 978-3-548-06727-8
  • Produktseite


Wertung: 10/15 dpt


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