Büchermenschen gegen rechts – Interview mit Grit Richter (Verlag Art Skript Phantastik)


Wir müssen akzeptieren, dass verschiedene Menschen verschiedene Lebenswege und Erfahrungen gemacht haben und Bücher anders wahrnehmen. Auch wenn wir etwas „nett gemeint“ haben, kann es trotzdem ganz anders bei anderen Menschen ankommen.

Booknerds: Hallo Grit, DANKE, dass Du Dich für ein Interview im Rahmen unserer Artikelreihe „Büchermenschen gegen rechts“ zur Verfügung stellst. Stelle uns doch bitte Deinen Verlag kurz vor. Welche Art von Büchern veröffentlichst Du? Was ist Dir in Bezug auf Bücher aus deinem Programm wichtig?

Grit Richter: Hallo, mein Name ist Grit Richter und ich habe 2012 den Art Skript Phantastik Verlag gegründet. Der Verlag ist spezialisiert auf Dark Fantasy, Steampunk und Space Opera, macht aber oft auch Ausflüge in andere Gefilde der düsteren Phantastik. Besonders wichtig sind mir dabei Storys, die auch außerhalb des Mainstreams liegen, Kreativität, Nachwuchsförderung und ab und an mal etwas Wildes wagen.

Grit Richter, Foto: David Knospe

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  • Infoblock Grit Richter
  • Grit ist staatlich geprüfte Grafik-Designerin und gründete 2012 den Art Skript Phantastik Verlag.
  • Sie verlegt Dark Fantasy, Steampunk, Space Opera mit Fokus auf Stoffe außerhalb des Mainstreams.
  • Die Werke ihres Verlags haben einen Bezug zur Realität nach dem Motto »Was wäre, wenn all die düsteren Wesen der Phantastik mitten unter uns leben würden?« 
  • ASP Publikationen finden sich regelmäßig auf den Long- und Short-Lists verschiedener Genre-Preise.
  • Grit war Jury-Mitglied des SERAPH Literaturpreis und des PAN Stipendiums.
  • Netzwerken ist ihr wichtig und so ist sie Teil des Netzwerks »Schöne Bücher und der MetropolCon Orga.

Booknerds: Der Anlass dafür, diese Artikelreihe zu starten und somit auch für dieses Interview, ist der Eindruck bei uns Booknerds-Redakteur:innen, dass leider auch im Buch-Business die rechte Gesinnung immer mehr Raum erhält. Besonders schockierte uns die Veröffentlichung von “Willkommen im falschen Film” von Monika Gruber und Andreas Hock im Piper Verlag mit rassistischen Beleidigungen gegen eine namentlich genannte Bloggerin. Wie beurteilst Du diese Entwicklung?

Grit Richter: Zum Buchmarkt allgemein kann ich sagen, dass er sehr alt, sehr weiß und oft männlich ist. Als ich 2012 meinen Verlag gegründet habe, war ich eine der wenigen jungen weiblichen Verlegerinnen im Phantastik-Bereich. Das hat sich mittlerweile positiv geändert. Auch der Nachwuchs an Buchhändler*innen scheint mir großteils weiblich und sehr aufgeschlossen zu sein. Aber die Mühlen der Verlagswelt bewegen sich langsam und können sich nur schwer mit Veränderungen anfreunden.

Von dem Fall Gruber/Hock bin ich zutiefst schockierend und gleichzeitig nicht überrascht. Ich empfinde es als grauenvoll, was die Bloggerin durchmachen muss, und bewundere sie gleichzeitig dafür, dass sie weitermacht, weiter aufklärt, weiterkämpft. Gleichzeitig wünschte ich mir, sie müsste diesen Kampf nicht führen. Dass Frau Gruber sich gleichzeitig als Opfer inszeniert, überrascht mich hingegen nicht. Weiterhin ist es erschreckend, was offenbar vor unserem Gesetz erlaubt ist, und ich glaube, diese ganze Thematik erschreckt viele Menschen und lässt sie im schlimmsten Fall verstummen. Damit verlieren wir viele wichtige aufklärende Stimmen.

Booknerds: Ein Buch wird vor seiner Veröffentlichung von mehreren Personen, die professionell im Buch-Business tätig sind, gelesen: Lektor:innen, Korrektor:innen, Programmleitung. Hältst Du es für möglich, dass jene, die verlagsseitig an “Willkommen im falschen Film” gearbeitet haben, die Brisanz in den Passagen um die Bloggerin nicht erkannt oder überlesen haben? Oder müssen wir davon ausgehen, dass der Piper Verlag dieses Buch genauso haben und veröffentlichen wollte?

Grit Richter: Das ist schwierig zu sagen, weil viele Faktoren zusammenkommen. Wenn ich es richtig gelesen habe, hat Frau Gruber schon öfters „fragwürdige“ Dinge in ihre Bücher und/oder Bühnenprogramme geschrieben. Man könnte also davon ausgehen, dass die zuständigen Leute bei Piper wissen, wen sie sich da ins Haus geholt haben (das ist ja auch nicht die erste Zusammenarbeit). Lektorat und Korrektorat stehen nicht über Autor*innen, beide können nur Vorschläge machen, ob Autor*innen diese dann annehmen kommt auf die jeweils schreibende Person an. Viele Neu-Autor*innen denken, sie müssten alles annehmen, was Lektorat/Korrektorat sagen. Das ist aber nicht der Fall, es ist immer möglich Änderungen abzulehnen. Schaut man aber mal in das Buch herein (z.B. über Amazon- Blick ins Buch, wie ich das gerade getan habe) wird dort kein Lektorat oder Korrektorat erwähnt, nicht einmal eine Textredaktion. Nun weiß ich natürlich nicht, ob es bei Sachbüchern im Piper Verlag üblich ist, diese nicht zu nennen. Oder ob es einfach nur zeigt, dass manche Leute machen können, was sie wollen …

Heute ist ein guter Tag, das Patriachat abzuschaffen (Essay-Sammlung) © Hirzel Verlag

Ich sage es mal so, wenn ein Verlag bestimmte Autor*innen loswerden möchte, dann finden sie schon Wege. Doch das Buch ist mittlerweile in der 7. Auflage, ich denke, da kann von einer Trennung keine Rede mehr sein. Verlag, Autorin, Autor alle verdienen fucking viel Geld auf dem Rücken einer jungen Frau, die gerade verdammt viel Scheiße durchmachen muss. Das macht mich sprachlos und wütend.

Spannend finde ich auch die Reaktionen der Buchwelt auf diesen ganzen Fall. Schnell war von Boykott die Rede. Piper Sachbücher werden boykottiert, oder gleich der ganze Piper Verlag, oder die komplette Bonnier-Gruppe. Auf Social Media las ich neulich, wie dubios man es findet, dass der Piper Verlag auf der einen Seite das Buch von Gruber und Hock zulässt, auf der anderen Seite aber nach Büchern mit marginalisierten Figuren sucht. So krass es auch klingt: Beides kann im gleichen Universum existieren. Piper ist ein Verlagsriese, viel größer als ich es mir vorstellen kann. Er ist unterteilt in verschiedene Resorts, die alle unabhängig voneinander agieren. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, bleibt es möglich, dass Piper Sachbuch diesen schrecklichen Titel verteidigt und gleichzeitig Piper Belletristik nach neuen Stoffen besonders von und mit marginalisierten Menschen sucht. Wenn Piper komplett boykottiert wird, entgehen uns auch Übersetzungen wie „Ein wenig Leben“ von Hanya Yanagihara oder „Die Berechnung der Sterne“ von Mary Robinette Kowal. Außerdem ist Piper ein Verlag mit einem großen Anteil original deutschsprachiger Werke im Phantastik-Bereich. Was einzelne Personen nun mit dieser Info anfangen, ist ihnen selbst überlassen. Ich möchte nur anregen das Thema differenzierter zu betrachten.

Schön finde ich auch, dass viele Piper-Autor*innen ihr Honorar an wohltätige Zwecke spenden und so ein Zeichen setzen. Es gibt viele Arten zu rebellieren im kleinen oder großen Ausmaß.

Booknerds: Welche Rolle spielt eine potenziell größer werdende Zielgruppe für Bücher mit rechten Narrativen?

Grit Richter: Wenn ich ohnehin schon auf Amazon bin, kann ich auch gleich noch sagen, dass das Buch über 850 Rezensionen hat, davon sind 75% 5-Sterne-Rezensionen. Dagegen stehen 7% 1-Stern-Rezensionen. DAS sagt schon viel aus, Protest kann auch durch Rezensionen kommen, aber Frau Gruber und ihr Co-Autor gehen geschickt vor. Sie gehen einen ähnlichen Weg wie eine gewisse „Partei in Blau“: Nehmen gerade aktuelle Themen, machen sich darüber lustig, relativieren, „Ist doch alles nicht so schlimm, ha ha“. Damit ziehen sie viele Leute in das rechte Narrativ mit herein, machen solche Aussagen salonfähig. Plötzlich ist es okay, Dinge zu sagen, die früher ein Unding waren und Worten können Taten folgen, wie wir es jetzt bei der betroffenen Bloggerin sehen.

Booknerds: Hattest Du schon einmal den Fall, dass sich in einem Manuskript für den Art Skript Phantastik Verlag (ASP) rechte, rassistische, misogyne, queer-feindliche oder ableistischen Inhalte befanden? Oder hast Du so etwas nachträglich in veröffentlichten Büchern deines Verlags entdeckt?

Grit Richter: Ich habe sowas bisher nicht entdeckt. Aber ich mache auch viele Anthologien (Kurzgeschichtensammlungen) und ich will nicht ausschließen, dass sich besonders dort Sachen eingeschlichen haben, hinter denen ich heute nicht mehr stehen würde. Manuskripte angeboten bekommen habe ich viele (vor dem Annahme-Stopp) und da war einiges dabei, dass besonders in die misogyne Richtung ging. Frauen als Plot Device verwenden, damit Männer weiterkommen ist leider noch immer ein sehr weit verbreitetes Ding. Ich bin sehr gespannt darauf, was ich zugeschickt bekommen werde, wenn ich wieder neue Skripte annehmen kann.

Booknerds: Wie vermeidest Du, dass auch nur im Ansatz derartige Inhalte in von ASP veröffentlichten Büchern enthalten sind? Wie sensibilisierst Du Dich selbst?

Faridah Àbíké-Íyímídé – Pik-Ass (Roman) © Lago

Grit Richter: Ich befürchte, dass man problematische Inhalte möglicherweise nie komplett vermeiden kann, aber ich gebe mir die größtmögliche Mühe. Es gibt immer neue Dinge zu beachten, neue Wörter zu lernen, veraltete Begriffe zu verlernen. Ich bin immer offen für Kritik und Verbesserungen und ich habe ein paar tolle Lektor*innen, die noch viel mehr Ahnung haben als ich und auf deren Urteil ich vertraue.

Ich selbst habe in den letzten Jahren viele Fehler gemacht, habe online Dinge gesagt, die andere verletzt haben und war froh, als mir jemand sagte, was ich da eigentlich anstelle. Seither passe ich sehr auf mit dem, was ich sage und online schreibe. Ich folge Menschen auf Social Media und habe besonders von betroffenen Menschen auf TikTok und YouTube sehr viel gelernt. Ich kann da in jedem Fall die Content Creator Council of Geeks, Jessie Gender und Philosophy Tube (alle englischsprachig) empfehlen, die sich kritisch mit Popkultur auseinandersetzen. Auf TikTok folge ich zB. @emulution dem coolsten Lehrer Deutschlands, der viel über Schwarz-sein in Deutschland erzählt. @martin.gancarczyk, der über den Alltag als schwuler Autor spricht (und natürlich von seinen Büchern erzählt). @3hawaray3, die viel über die verschiedenen Kulturen und Mythologien Afrikas spricht. Es gibt natürlich noch zahlreiche weitere Menschen, die in verschiedenen Sprachen über verschiedene Themen sprechen, ich kann sie nur leider nicht alle aufzählen. Aber ich teile viel auf TikTok, folgt mir gerne unter @grit_asp.

Im Rahmen der Organisation der MetropolCon 2023 hat das komplette Orga-Team ein Sensitivity-Training bei einer verifizierten Trainerin gemacht, das war enorm aufschlussreich. Man lernt nie aus, aber ich habe das Gefühl heute deutlich besser sensibilisiert zu sein als noch vor ein paar Jahren.

Booknerds: Wie bewertest Du rassistische Begriffe in Manuskripten? Sollen diese Begriffe grundsätzlich nicht verwendet werden? Oder sollten sie in einem historischen Kontext, in Handlungen einer Zeit, in der sie zum Alltagsvokabular gehörten, stehen?

Grit Richter: Grundsätzlich sprechen wir von modernen Romanen, die für ein modernes Publikum geschrieben werden und in denen so ein Vokabular nicht reproduziert werden sollte. Natürlich kann und möchte ich OwnVoice BiPoC-Autor*innen, dementsprechend spezialisierten Herausgebenden und Verlagen nicht vorschreiben, was sie schreiben dürfen, wenn sie ihre eigenen Geschichten erzählen. Aber Nicht-Betroffene sollten sich da zurückhalten. Für meinen Verlag möchte ich das ebenfalls vermeiden. Lektorat und Sensitivity Reader haben bisher immer dafür gesorgt, dass der Zeitgeist auch ohne verletzende Begriffe wiedergegeben werden konnte.

Der historische Kontext ist eine billige Ausrede! Es hat immer Leute gegeben, die andere erniedrigen wollten. Warum sollte irgendwer heutzutage eine Figur schreiben wollen, die z.B. unbedingt das N-Wort verwenden will? Warum will man seine (Haupt)Figur in das denkbar schlechteste Licht stellen? „Das war damals so“ trifft immer nur auf einen Teil der Gesellschaft zu. Sowas sagt, meiner Meinung nach, viel mehr über die entsprechenden Autor*innen aus, als diesen vielleicht klar ist.

Booknerds: Du verlegst phantastische Literatur. Glaubst Du, dass dieses Genre besonders anfällig ist für versteckten Rassismus oder niederschwellige Intoleranz gegen marginalisierte Personen? Eben weil Weltenbau und Figuren phantastisch und mit Stereotypen ausgestaltet sind? Magst Du Beispiele nennen?

Grit Richter: Jain, ich glaube, dass man versteckte -ismen überall unterbringen kann, wie das oben genannte Sachbuch auch zeigt. In Familiensagas redet man sich mit dem von dir erwähnten „Damals war das so“ heraus. Aber ich bin in der Phantastik zuhause und habe schon immer gesagt, dass wir Stereotype brechen müssen! Ich wusste aber bis vor einigen Jahren nicht, wie wichtig das ist und wie gefährlich Stereotype sein können.

Ein gutes Beispiel sind Stereotype, die von Tolkien (bewusst oder unbewusst) geprägt wurden. Wie die Orks und Zwerge. Wer mehr dazu erfahren möchte, der kann sich gerne mal auf der Wikipedia Seite zu „Tolkien und Race“ umschauen. Viele dieser Darstellungen werden bis heute reproduziert, ohne zu hinterfragen, wo sie möglicherweise ihren Ursprung hatten.

Sehr bekannt ist mittlerweile das Beispiel der Kobolde aus den „Harry Potter“-Filmen, die in ihrer Darstellung eine Karikatur jüdischer Menschen sind. In dem Game „Hogwarts Legacy“ kommt noch dazu, dass Kobolde Kinder/Jugendliche entführen, was die Verschwörungsmythen um „Blutlüge“ (auch bekannt als „Ritualmordlegende“) hereinspielt. Hier glauben Leute, dass Kindern das Blut abgezapft wird, um Adrenochrom zu gewinnen, mit dem die Erwachsenen sich verjüngen. Und auch wenn das wie die Story eines Romans klingt, sind das alles Dinge, die manche Menschen glauben und diese Menschen sind bereit dafür sehr krasse Dinge zu tun. Und das ist gefährlich.

N.D. Stevenson – Nimona (Graphic Novel)

Es gibt aber auch Gegenbeispiele! In der „Doctor Who“-Folge „The Church on Ruby Road“ kommen Kobolde vor, die ein Baby entführen. Aber ihr Design ist eher eine Mischung aus Gremlins, Rosswell-Aliens und Teletubbies. Das ist in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

Ein anderes Beispiel ist die Debatte um H. P. Lovecraft, die ich gerade mitbekomme. In dem Fall wird gesagt, man darf nichts mehr von Lovecraft lesen, weil er Rassist war. Und obwohl das stimmt, ist ein Leseverbot der falsche Weg, für mich zumindest. Wenn wir heute Bücher von Lovecraft kaufen, unterstützen wir ihn nicht mehr, er ist tot und sein Werk gemeinfrei. Wir können seine Bücher lesen, analysieren und herausfinden WAS GENAU seine Werke rassistisch macht. Wir können uns dazu YouTube- und TikTok-Videos von Menschen mit Expertise anschauen und lernen, wie man den Rassismus in Lovecrafts Werken entdeckt. So schulen wir uns selbst, entdecken die gleichen Strukturen in modernen Werken und können Kritik an diesen üben.

Booknerds: Hast Du Erfahrung mit Hass-Kommentaren von rechten Trollen auf Social Media, zum Beispiel unter Postings zu Büchern mit queeren Themen oder anderen Inhalten, die Rechtspopulisten oft anfeinden? Wie gehst Du damit um?

Grit Richter: Ich hatte damit bisher – klopf auf Holz – überraschend wenig zu tun. Manchmal kommen Leute mit den üblichen „Was würde Goethe zu diesem Gender-Gaga sagen?“-Posts an, aber die werden blockiert. Ich frage auch nicht, ob man Content Notes in Bücher packen sollte, ich mache es einfach, ich diskutiere nicht mehr. Die eigene Social Media Plattform ist wie das eigene Haus, man selbst hat das Hausrecht und kann alle blockieren, die Scheiße labern.

Booknerds: Was können Büchermenschen, Verlegende, Auto:innen, Redakteur:innen und Lesende unternehmen, um rechtes und intolerantes Gedankengut als menschenverachtend und antidemokratisch zu brandmarken?

Grit Richter: Kritik kann, darf und sollte geäußert werden dürfen, auch wenn sie gegen deine Lieblingsautorin oder deinen Kumpel geht, der gerade sein erstes Buch veröffentlicht hat. Wir müssen akzeptieren, dass verschiedene Menschen verschiedene Lebenswege und Erfahrungen gemacht haben und Bücher anders wahrnehmen. Auch wenn wir etwas „nett gemeint“ haben, kann es trotzdem ganz anders bei anderen Menschen ankommen. Wir müssen lernen Kritik zu üben aber auch Kritik anzunehmen, für uns zu analysieren und dann in zukünftigen Werken zu verarbeiten. Und ja, das ist schwer und tut weh, niemand will Kritik hören/lesen, aber sie ist Teil des Prozesses, der sich „Buch veröffentlichen“ nennt. Das gilt für Autor*innen genauso wie für Herausgebende und Verleger*innen.

Booknerds: Möchtest Du Lesenden, die sich für Geschichten im Themenbereich Rechtspopulismus, Rassismus, Feminismus und LGBTQIA+ interessieren, (phantastische oder nicht-phantastische) Bücher empfehlen?

Grit Richter: Jap, sehr gerne. Die folgende Sammlung ist ein kunterbuntes Gemisch an Büchern, die ich gelesen, gehört oder empfohlen bekommen habe und von denen ich denke, dass sie spannend sein könnten.

Auch ein Blick in die aktuellen Programmhefte von Verlagen lohnt sich, da findet man viel, was nicht immer in den Buchhandlungen ausliegt (einfach Verlag plus Programmvorschau googlen, dann findet man die PDFs leichter).

Romane

  • „Meine Haut packt aus“ von Brigitte Lunguieki Malungo

Kurzgeschichtensammlung über das Leben als Schwarze Frau in Deutschland.

  • „Der mexikanische Fluch“ von Silvia Moreno-Garcia

Gothic Horror, Mexiko, 1950: Eine Frau zwischen Kolonialismus und Revolution.

  • „Pik-Ass“ von Faridah Àbíké-Íyímídé

Dark Academia mit queeren BPoC Protagonist*innen an einer klassistischen Elite Schule.

  • „Last Night at the Telegraph Club“ von Malinda Lo

Amerika, 1954, eine amerikanisch-asiatische Frau als Heldin und eine Lesben-Bar namens Telegraph Club.

  • „Nimona“ von N.D. Stevenson

Comic über die titelgebende Nimona, die sich in alles verwandeln kann und den Wunsch hat, der beste Sidekick des bösesten Villains zu werden. Gibt es auch als Netflix Film, beide Medien gehen verschiedene Wege.

(Populäre) Sachbücher

  • „Anti-Girlboss: Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen“ von Nadia Shehadeh

Ein populäres Sachbuch darüber, dass Frauen mehr sind als die Summe ihrer geleiteten Arbeit.

  • „Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen“ mit Esseys von Theresa Hannig, Aiki Mira uvm.

Eine Esseysammlung zum Thema Feminismus, Queerness, Machtstrukturen, Gewalt und vor allem Lösungsansätzen.

Das Interview führte Eva Bergschneider mit Grit Richter per e-Mail.


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