Ein weiterer Mord im beschaulichen Weinviertel
Der Hahn des Pfarrers ist verschwunden, vor dem Gemeindehaus liegt ein übelriechender, brauner Haufen menschlicher Herkunft, ein Brand im Haus der Freiwilligen Feuerwehr, ein an einem Drahtseil aufgehängtes Reh und ein Hut mit Feder als Kreidezeichnung an allen Tatorten. Es ist ganz schön was los im Weinviertel, genauer in Burgheim, wo jetzt auch noch der umstrittene Gourmet und Kritiker Heinz Hafner für ein neues Buchprojekt residiert. Derweil ist der frühere Lehrer Franz Fürst nunmehr endgültig dem Alkohol verfallen und der Obdachlose Bruno Bartl macht sich verdächtig, da er sich ein großes Küchenmesser gekauft hat.
Gendarmerieinspektor Simon Polt macht ordentlich Strecke, sei es zu Fuß oder mit dem Fahrrad, ermittelt durch unzählige Gespräche und hat kaum noch Zeit, um in einem der zahlreichen Preßhäuser einen guten Wein zu verkosten. Ein solcher, genauer ein Cabernet Sauvignon des Jahrgangs 1979, wird der Köchen des Pfarrers, Amalie Pröstler, zum Verhängnis, zumal dieser mit Tollkirschensaft vermischt wurde.
Die Unruhe in Burgheim wächst, denn schon bald stellt Polt fest, dass vor rund zwanzig Jahren, damals trat die gut aussehende Spitzenköchin überraschend ihre Stelle beim Pfarrer an, etlichen Männern des kleinen Städtchens den Kopf verdrehte; Polts Vorgesetzter eingeschlossen. Lange vorbei oder nicht? Und auch die Frauen des Ortes dürften wenig Freude an der damaligen Situation gefunden haben. Doch warum jetzt die Vergiftung? War es womöglich ein Selbstmord? Für Polt völlig ausgeschlossen.
Dritter Fall für Gendarmerieinspektor Simon Polt
Alfred Komarek war in Österreich ein bekannter Krimiautor, dessen Simon-Polt-Reihe im Jahr 1998 mit dem Band „Polt muss weinen“ begann. Am 27. Januar 2024 verstarb der Autor, weswegen wir noch mal einen Blick zurückwerfen auf seine preisgekrönte Serie. Nach „Blumen für Polt“ ist der vorliegende Band der dritte der Serie.
Das fiktive Wiesbachtal im Weinviertel nahe der tschechischen Grenze bildet einmal mehr die Kulisse für Simon Polt, dessen Verfilmung darauf schließen lässt, dass das reale Vorbild das Pulkautal ist. Erneut werden Fassaden bürgerlicher Wohlanständigkeit herabgerissen, moralische Abgründe öffnen sich und drohen das ländliche Idyll in ebensolche hineinzustürzen. Dabei legt man eigentlich Wert auf Beschaulichkeit. Geöffnete Türen der Preßhäuser laden zum Verkosten mehr oder weniger edler Tropfen in tiefer gelegene Gewölbekeller ein.
Zwischen Simon Polt und der Lehrerin Karin Walter geht es derweil nicht mehr nur platonisch zu und da zu allem Überfluss Polt für 35.000 Schilling ein Preßhaus erwerben kann, ist die Welt für ihn eigentlich in Ordnung. Wären da nur nicht die zahlreichen Bösartigkeiten, der deprimierte Ex-Lehrer und der neuerdings bewaffnete Bruno Bartl. Vom zynischen Gastrokritiker ganz zu schweigen, bei dessen Anblick der Verstorbenen kurz vor ihrem Tod glatt eine Schüssel aus der Hand fiel.
Einmal mehr ein Wohlfühlkrimi alter Schule, der wunderbar einen Viertel Grüner Veltliner als Begleiter vertragen kann.
Finaler Hinweis: Bei Haymon ist 2012 der Sammelband „Polt – Die Klassiker in einem Band“ erschienen. Dieser enthält die ersten vier Romane der Serie sowie eine Polt-Kurzgeschichte.
- Autor: Alfred Komarek
- Titel: Himmel, Polt und Hölle
- Verlag: Haymon
- Umfang: 200 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: November 2013 (Erstveröffentlichung: 2001)
- ISBN: 978-3-85218-944-4
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Wertung: 11/15 dpt