Sven Stricker – Sörensen hat Angst (Buch)

Friesisch herb

Sörensen hat Angst
© rororo

Kriminalhauptkommissar Sörensen, Mordermittler beim LKA in Hamburg, leidet unter Angststörungen, die verständlicherweise nicht besser werden als ihn seine Frau Nele nebst Tochter Lotta verlässt. Sie möchte mehr Zeit für sich, um sich selbst zu verwirklichen. Sörensen kommt in eine Klinik, doch da er unter einer generalisierten Angststörung leidet, deren Ursachen nicht klar definierbar sind, bleiben letztlich nur Tabletten. Antidepressiva. Vielleicht könnte aber ein Ortswechsel helfen, weg von der hektischen Großstadt, irgendwohin, wo der sprichwörtliche Hund begraben ist. Da ein Kollege ebenfalls einen Wechselwunsch hat, geschieht das Unvermeidliche, Sörensen übernimmt die Revierleitung in Katenbüll.

Kann man in Katenbüll gut wohnen? Ich tue das nämlich ab jetzt auch.“
„Ach, echt? Na ja, in deinem Alter ist das wahrscheinlich okay. Du darfst halt keine Pläne mehr haben.

Katenbüll ist eine Kleinstadt bei Husum in Nordfriesland/Schleswig-Holstein. Man kennt sich und bis vor nicht allzu langer Zeit war es ein recht beschaulicher Ort. Dieses „Man kennt sich“ hat allerdings einen Haken namens „Fleischeslust“, eine große Fabrik unter der Leitung des selbstgefälligen Jens Schäffler. Man munkelt, er habe das große Firmengrundstück für einen symbolischen Preis von Bürgermeister Heiner Hinrichs erhalten, dessen private Geldbörse sich anschließend gut gefüllt habe.

Kaum in Katenbüll angekommen, lernt Sörensen sein neues Team kennen. Die attraktive Kriminaloberkommissarin Jennifer Holstenbeck, den Kommissaranwärter Malte Schuster sowie die beiden Schutzpolizisten Dhonau und Faltenmeyer. Die Vorstellungsrunde ist noch nicht ganz beendet, da gibt es bereits den ersten Mordfall. Bürgermeister Hinrichs sitzt tot im eigenen Pferdestall, von drei Kugeln getroffen. Und schon ist es mit der Ruhe vorbei und Sörensens Situation droht einmal mehr außer Kontrolle zu geraten. Wie sich herausstellt, war Hinrichs höchst unbeliebt, sein Sohn Jan will sich Sörensen in der folgenden Nacht heimlich anvertrauen, doch stattdessen wird Sörensen niedergeschlagen. Kaum wieder ansprechbar gibt es den nächsten Todesfall.

Auftakt der Sörensen-Reihe

„Sörensen hat Angst“ ist der Auftakt der – nun ja – Sörensen-Reihe, die inzwischen mit Bjarne Mädel in der Hauptrolle verfilmt wurde. Gekonnt spielt Autor Sven Stricker mit zahlreichen Klischees und Vorurteilen, übertreibt gezielt an zahlreichen Stellen, womit der Rohentwurf für das spätere Drehbuch quasi gelegt wurde. Es geht rund in Katenbüll, das darf verraten werden, denn – ohne zu spoilern – haben die überwiegende Anzahl der mitwirkenden Figuren mit dem Ausgang der Story zu tun, wenngleich die Sterberate noch deutlich gesteigert wird.

Der Plot lebt von seinem außergewöhnlichen Protagonisten und dessen Angststörung, anders wären gewisse Entwicklungen auch nur schwer zu erklären. Das fängt schon bei seinem Auftreten an, der seine Gegenüber regelmäßig verzweifeln lässt. Wie kann man sich als Polizist so aufführen oder sind gar Drogen im Spiel? Seine Anmerkungen sind oft bissig, aggressiv, empathielos, um nicht zu sagen bisweilen unverschämt. Schwarzer, trockener Galgenhumor. Man könnte sagen: Friesisch herb, womit wir beim zweiten Protagonisten wären: Katenbüll. Dank der neuen Firma aus dem Dornröschenschlaf erwacht, mit allen negativen Konsequenzen, die dazu gehören, ebenso wie der Filz in einer kleinen Gemeinschaft. Ansonsten ist es überwiegend regnerisch. Dazu der Koog, der Deich und kauzige Einwohner, die dichtmachen, sobald es ans Eingemachte geht.

Apropos: Inhaltlich wird es schmutzig, denn Kinder sind involviert, kurzum es geht um Misshandlungen und schmuddelige Filme, der ganze, große Dreck eben. Sörensen würde zielsicher von „Scheiße“ sprechen. Je näher das hollywoodreife Finale rückt sind einige Figuren tot, die anderen hängen irgendwie mit drin.

Wer außergewöhnlichen Protagonisten, skurrilen Situationen und trocken-herbem Humor viel abgewinnen kann, kommt an Sörensen kaum vorbei. Toller Serienstart!

  • Autor: Sven Stricker
  • Titel: Sörensen hat Angst
  • Verlag: Rowohlt
  • Umfang: 431 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Dezember 2015
  • ISBN: 978-3-499-27118-2
  • Produktseite


Wertung: 12/15 dpt

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