Aufgrund des vierten Teils war die Erwartungshaltung bei “Indiana Jones 5” eher gering. Als riesiger James Mangold-Fan (“Logan”, “Le Mans 66”) obsiegte dennoch die Neugierde und von daher besuchte ich die Pressevorführung des neuesten Abenteuerfilms.
In den ersten 30 Minuten begleiten wir den digital verjüngten Harrison Ford, das ist großteils gut gelungen, macht auch richtig Spaß und sorgt für das klassische “Indiana Jones”-Feeling. Zwar merkt man streckenweise das gemorphte Gesicht des Hauptprotagonisten und gerade im englischen Original passt die ältere Stimme nicht mehr zum jüngeren Archäologen, ist aber dennoch ein netter Ausflug in die Vergangenheit.
Danach nimmt der Film aber ungewöhnliche Wendungen. Der glücklose Shia LaBeouf, prominent als Indianas Sohn im vierten Teil aufgebaut, ist mittlerweile gestorben, wie beiläufig erwähnt wird. Dafür konzentriert sich Mangold, der auch das finale Drehbuch verfasste, in weiterer Folge hauptsächlich auf Phoebe Waller-Bridge, welche Indys Patentochter Helena Shaw mimt. Während die Britin in “Fleabag” zu überzeugen weiß, ist die Performance hier lieblos und mangelhaft. Zwar versucht sie den trockenen Humor von Jones zu kontern, driftet dabei aber eher in die Nervigkeit ab.
Der einst berühmt-berüchtigte Peitschenschwinger selbst ist mittlerweile komplett depressiv, trinkt und will von seinem Umfeld am besten gar nichts mehr mitbekommen.
So desillusioniert wie Indiana waren wohl auch die Drehbuchautoren beim Schreiben der Geschichte. Bis zur Endversion gab es zahlreiche Änderungen und Auswechslungen im Produktionsteam.
Oberbösewicht Jürgen Voller (wie immer sauber gespielt von Mads Mikkelsen) will mit einem alten Artefakt eine Zeitreise in Gang setzen, um selbst der oberste Führer zu werden. Die beiden landen jedoch bei Archimedes, dem Schöpfer des temporalen Artefakts. Yepp, ist tatsächlich so abgefahren wie es klingt und kann somit mit den Aliens aus dem Vorgängerfilm locker mithalten.
Während also schon der Kristallschädel samt Aliens für Kopfschütteln sorgte, ist auch die Zeitreise hier zu hinterfragen. Trotz Riesenbudgets von kolportierten 300 Millionen Dollar sind manche digitalen Effekte scheinbar auch aus der Zeit gefallen. Der Score unter Leitung des Veteranen John Williams kann sich allerdings wieder hören lassen.
Dank einiger Fanservice-Szenen ist der Film zwar keine totale Katastrophe, allerdings auch nicht die erhoffte Erlösung nach “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels”.
Fazit: “Indiana Jones und das Rad des Schicksals” ist ein solider Abenteuerfilm und versucht auch die alten Fans abzuholen. Leider gelingt das nur bedingt und wir begleiten einen alten Mann samt Patentochter wie sich sich gefühlt gegen den Rest der Welt schlagen.
Wertung: 7/15 dpt
- Titel: Indiana Jones und das Rad des Schicksals
- Originaltitel: Indiana Jones and the Dial of Destiny
- Produktionsland und -jahr: USA, 2022
- Genre: Abenteuer, Action
- Erschienen: 29.6.2023
- Label: LucasFilm
- Spielzeit: 154 Minuten
- Darsteller: Harrison Ford
Phoebe Waller-Bridge
Antonio Banderas
Mads Mikkelsen - Regie: James Mangold
- Drehbuch: Jez Butterworth
John-Henry Butterworth
David Koepp
James Mangold - Kamera: Phedon Papamichael
- Schnitt: Andrew Buckland
Michael McCusker
Dirk Westerveit - Musik: John Williams
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
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