10 Jahre booknerds – 10 Filme


10 Jahre Booknerds also… Ich habe mir lange überlegt, was ich zu diesem Jubiläum schreiben könnte, und kam zunächst auf die klassische Idee: Die besten 10 Filme der letzten 10 Jahre. Natürlich subjektiv. Aber dann habe ich länger darüber nachgedacht, Listen geschrieben und gemerkt: Verdammt: Da gabs einfach zu viele unglaublich gute Filme. Also habe ich die Idee irgendwie verworfen und mit dafür etwas Anderes überlegt und zwar: 10 Filme die mich in den letzten 10 Jahren aus irgendwelchen Gründen, die ich natürlich erläutern werde, emotional sehr berührt haben. Viele dieser Filme haben jetzt keine Top IMDB-Werte, oder Kritiker-Scores, aber sie haben mich trotzdem so stark berührt, dass es plötzlich ganz leicht war, es auf genau jene 10 zu reduzieren.

Ohne weitere Worte zu verlieren – legen wir los.

PS: Die Reihenfolge ist zufällig, es gibt also kein Ranking hier.

Wind River:

Ich habe mich als kleiner Junge in das Western-Genre verliebt. Natürlich kannte ich damals noch nicht die Clint Eastwood Klassiker, die kamen erst später. Aber im Laufe der Jahre, gab es zwar einige Filme die Besser waren (Bone Tomahawk), einige die schlechter waren, aber ich habe eigentlich keinen Western mehr gesehen, der mir etwas neues, komplett Anderes erzählt hat. Und dann plötzlich entdeckte ich den Neo-Western, also Filme, die in der heutigen Zeit spielen, aber auf gewisse Weise dieses spezielle Flair haben. Wind River gehört dazu. Klar, der Film hat ein paar kleinere Schwächen, und Klischees, wie den schweigsamen Jäger, der jeder Spur folgen kann, und sofort ein Gefühl dafür hat was passiert, aber abgesehen davon zeigt der Film, wie Trist die Lage junger Native-Americans ist. Das manche lieber im Gefängnis sitzen würden, da es dort wenigstens warmes Essen und Kabelfernsehen gibt. Natürlich gibt es am Ende, wie bei jedem Western ein klassisches Shout-Out, aber dieser kommt so schnell und heftig, dass man kaum begreift, was hier eigentlich gerade passiert ist. Es ist ein durchgehend beklemmender Film, der mich deswegen so berührt, weil ich das Motiv des persönlichen Verlusts und dem Wunsch nach Rache sehr gut nachvollziehen kann. Wind River zahlt sich schon allein wegen den wunderschönen Landschaftsaufnahmen aus – aber wer sich darauf einlässt, bekommt eine Art Western, der sogar Leuten gefällt die mit dem Genre gar nichts anfangen können.

Manchester by the Sea:

Ich denke, dass ist auf jeden Fall der Film der letzten 10 Jahre, bei dem ich am meisten geheult habe und ich meine nicht nur einzelne Tränen, sondern richtige Wasserfälle. Manchester by the Sea hat mich emotional so mitgenommen, dass er mich beim zweiten und dritten Mal genauso berührt hat, wie beim ersten, obwohl ich schon genau wusste, was passieren wird. Das Drama ist fantastisch geschrieben, toll gespielt und hat eine Szene (die im Sheriffdepartment – diejenige die ihn gesehen haben, wissen was ich meine), die mir komplett den Atem geraubt hat. Ohne zu viel zu spoilern, aber wer Verlust erlebt hat, wird sich in diesem Film wiederfinden und den Schmerz verstehen. Für mich sicher DER emotionalste Film, der mich am meisten berührt hat in den letzten 10 Jahren.

Shazam:

Ist vermutlich der eigenartigste Film auf dieser Liste. Die spaßige Superheldenkomödie hat zwar ihre emotionalen Momente, aber lange nicht so, dass man meinen könnte es sei einer der emotional berührendsten Filme der letzten 10 Jahre. Aber wie schon gesagt diese Liste ist ja subjektiv. Billy Batson flüchtet vor jeder Pflegefamilie und ist auf der Suche nach seiner richtigen Mutter, bis er feststellt, dass Familie nicht über Blut definiert wird. Als jemand, der selbst in seiner Jugend auf der Suche nach seinem leiblichen Vater war, und eine böse Überraschung erlebt hat, nachdem ich ihn einmal treffen durfte, hat mich vor allem die eine Szene berührt, in der Billy Batson seine Mutter findet und herausfinden muss, dass er nicht verloren ging, sondern allein gelassen wurde. Er gibt ihr einen Kompass, das letzte was er von ihr hatte, weil es ihm viel bedeutet, aber sie versteht gar nicht was es mit diesem Objekt auf sich hat. Schon klar, den meisten wird diese Szene nicht viel geben, aber da ich mich in einer fast identischen Situation befunden habe, trifft es mich doch immer wieder. Abgesehen davon ist Shazam aber ein lustiger, vor allem zur Weihnachtszeit passender Superhelden Film, in dem es im Kern darum geht, Familie zu finden.

Dune:

Ich sag’s gleich vorweg: Dune ist kein emotionaler Film, der mich aber trotzdem emotional berührt hat. Es hat mir ein Gefühl gegeben, dass ich sehr selten im Kino erlebe, nämlich auf eine epische Reise in eine ganz neue Welt entführt zu werden. Das letzte Mal, das ich im Kino etwas ähnlich empfunden habe, war bei den „Der Herr der Ringe Filmen“ von Peter Jackson, und dass liegt verdammt lange zurück. Ich kam bei Dune aus dem Kino und wusste, dass ich ihn sofort wiedersehen möchte. Und dann noch einmal. Und ein weiteres Mal. Und dann kam die Blue-Ray raus und natürlich habe ich sie mir gekauft und ihn mir ein weiteres Mal angesehen. Die „Der Herr der Ringe“ Filme sehe ich mir jedes Jahr zu Weihnachten an. Vermutlich, weil sie immer um die Weihnachtszeit in die Kinos kamen. Ob Dune sich bei mir zu einem dieser „sehe ich einmal im Jahr“ Filme mausert, wird die Zeit weisen, aber das Gefühl, dass ich beim ersten Sehen hatte, habe ich sonst eben nicht. Darum gehört dieser Film auf diese Liste.

Logan:

Na gut, dass ich ein Faible für Comic und Superheldenfilme habe, war mir recht früh klar, dass egal was für eine Liste ich schreibe, mehrere Filme aus dem Genre vertreten sein werden. Stellt sich die Frage, wie passt Logan in eine Reihe von Filmen, die mich in den letzten 10 Jahren aus verschiedenen Gründen berührt haben und die Antwort darauf ist gerade bei Logan verhältnismäßig einfach: Er hat mir etwas gegeben, dass ich mir ewig von Comic-Filme gewünscht aber nie so richtig bekommen habe: eine ehrliche geerdete und erwachsene Geschichte, in der es für unsere Protagonisten Konsequenzen gibt – eine Sache, die ich gerade bei Marvel seit längerem vermisse. James Mangold, hat schon mit „Walk the Line“, gezeigt, dass er ein fantastischer Regisseur ist. Sein erster Wolverine-Film, war dann leider nicht ganz so gut, was zum einen an der Story, aber auch an der FSK-Beschränkung liegt. Der Funke wollte nie so richtig überspringen, aber Logan zeigt von Anfang an, dass nur wenig Kompromisse eingegangen werden und zeigt mit voller härte einen alternden, verbitterten Logan, der am Ende einer langen Reise steht. In dem Film passiert so unglaublich viel, dass mich berührt hat: Der Tod von Professor X, Charles Xavier, die Tatsche, dass er unter einer unheilbaren Geisteskrankheit leidet, und damit für den Tod tausender Menschen verantwortlich ist. Die Geschichte rund um ein junges Mädchen, dass ohne Familie mehr Experiment als Mensch war und natürlich das Ende, an dem wir uns von Wolverine verabschieden. Logan hat mir gezeigt, wie ein erwachsener Comic-Film aussehen kann und ist meiner Meinung nach seither nie wieder erreicht worden. Er war so gut, dass ich mir danach ständig wünsche, sie hätten einen weiteren Film mit Hugh Jackman gemacht oder von Anfang an diese Richtung eingeschlagen und was gibt es Schöneres als aus einem Film zu gehen und sich mehr davon zu wünschen. Etwas erlebt zu haben, dass einen noch lange nach dem Abspann begleitet. Lange Zeit hieß es Jackman würde nie wieder zu seiner Ikonischen Rolle zurückkehren, aber Ryan Reynolds hat ihn schlussendlich doch dazu überredet, sich ein weiteres Mal die Klauen überzustreifen und um ehrlich zu sein: Ich bin mega gehypt auf das Ergebnis. Vielleicht so sehr, dass es mich am Ende des Tages nur enttäuschen kann, aber selbst, wenn dass der Fall sein sollte, kann ich mir trotzdem immer wieder Logan ansehen.

Me Earl and the dying girl:

Krebs ist eine beschissene Krankheit. Ich habe zweimal in meiner Familie und einmal im Freundeskreis miterleben müssen, was diese Krankheit mit einem Menschen macht. Und obwohl alle gekämpft und gelitten haben, hat dann trotzdem jedes Mal nur der Tod auf sie gewartet. Ich denke genau darum berührt mich Me Earl and the dying girl. Klar, der Film funktioniert auch, wenn man keine Menschen in seinem näheren Freundes- oder Familienkreis kennt, die sich mit Krebs auseinandersetzen mussten, und egal mit wem ich den Film gesehen habe, Tränen sind fast immer geflossen. Der Film gibt einem eine gewisse Hoffnung, aber wie sagt der Protagonist so schön am Anfang: So eine Art von Film ist das hier nicht. Ein Jugenddrama/Komödie, die jeder zumindest einmal gesehen haben sollte.

Guardians of the Galaxy:

Ich sag’s mal so: Als der Film rauskam hatte ich ihn überhaupt nicht auf dem Schirm. Ich mochte den Trailer nicht und hab mir eigentlich gedacht, was soll das denn jetzt werden? Und dann im Kino stellte ich fest, dass es bis heut mein absoluter Lieblings Marvel Film ist. Der Humor sitzt, die Action ist gut gemacht, aber es sind vor allem die vielen kleinen Momente zwischen den Charakteren, die mich immer wieder catchen. Den wie in meiner eigenen Biografie, geht es in dem Film darum, dass man irgendwie verloren ist, auf der Suche nach Gemeinschaft und Familie und sie in den widrigsten Personen findet. Und das berührt mich immer wieder. Es ist derselbe Grund, warum ich den zweiten Teil sehr mag, aber wenn ich mich zwischen 1 und 2 entscheiden muss, dann fällt mir die Wahl nicht schwer. Meine Liebe zu Comicverfilmungen hat in den letzten Jahren einige herbe Schläge erhalten, aber Guardians zeigt wie man es richtigmachen kann.

Three Bilboards Outside Ebbing, Missouri:

Der Film verbindet so ziemlich alles, was einige der oberen Filme ausmacht. Eine vermisste Tochter, ein Familienmensch, der Sheriff ist und an Krebs leidet. Eine Kleinstadt, in der es dutzende kleinere und größere Konflikte gibt und drei riesige Werbetafeln, die Grund für Aufruhr liefern. Three Bilboards vereint alles, was man sich von einem Film wünschen kann: Eine spannende Handlung, nachvollziehbare Charaktere mit tiefen und spritzigen Dialogen. Das zusammen mit einigen absolut unerwarteten heftigen Momenten, aber vor allem viele der kleineren zwischenmenschlichen Momente berühren mich und zwar jedes Mal wenn ich den Film sehe. Sam Rockwell, Francis McDormand und Woodley Harrison brillieren in diesem Film und ich freue mich ehrlicherweise sehr auf die Nachfolge Projekte von Regisseur Martin McDonagh.

Parasite:

Die meisten Menschen streben nach einem besseren Leben. Das gilt besonders dann, wenn man aus ärmlichen Verhältnissen kommt. Und wie weit würde man gehen, um die Lebensumstände für einen selbst und die Familie zu verbessern? Und was passiert, wenn verdrängte nicht verarbeitete Traumata aufbrechen? All diesen Fragen widmet sich Parasite auf manchmal witzige, manchmal verstörende und oftmals tragische Weise. Der Film hat nicht unbegründet den Oscar gewonnen.

Uncut Gems:

Dieser verrückte kleine Netflix Film, in dem Adam Sandler beweist, was für ein hervorragender Schauspieler in ihm steckt, ist aus einem Grund auf dieser Liste: dem Ende. Warum das so ist, kann man eigentlich ohne Spoiler nicht erklären, aber so viel sei verraten: Manchmal, wenn man alles auf eine Karte setzt, da hat man Glück. Uncut Gems zeigt uns die Welt jüdischer Diamentenhändler, ist zweitweise irre hektisch, weil es der Protagonist ist und wird in genau den richtigen Momenten still. Egal ob er einem gefällt oder nicht, er bleibt einem auf jeden Fall in Erinnerung.

Umso länger ich darüber nachdenke, desto mehr Filme fallen mir ein… aber ich bin ja auch nahe am Wasser gebaut. Mich würde interessieren, welche Filme euch in den letzten 10 Jahren aus welchen Gründen auch immer berührt haben und vielleicht entdecke ich ja dadurch die ein oder andere Perle.


1 Kommentar
  1. Ja, Uncut Gems oder auf deutsch “Der schwarze Diamant” ist mir auch in Erinnerung geblieben. Ich bin sehr voreingenommen an diesen Film herangegangen und hatte auch tatsächlich etwas anderes erwartet. Die Dramatik und auch das krasse Ende haben mich dann aber voll erwischt und es stimmt auch, dass Adam Sandler viele Rolle sehr treffend spielen kann. Diese hier ebenfalls! Für mich ist das sicher auch kein Top 10 Film, aber dennoch ein absolut sehenswerter Streifen.

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