Antonio Fusco – Schatten der Vergangenheit (Buch)
Ermittlungen gegen Commissario Casabona
Vor einigen Monaten hat sich Francesca von Commissario Casabona getrennt, ein Onkologe namens Mario Romoli hatte es ihr angetan. Casabona versucht mit der neuen Situation umzugehen und macht Urlaub in der Toskana, wo er am frühen Morgen plötzlich seinen Mitarbeitern aus Valdenza gegenübersteht. Sie begleiten Mauro Crisanti, Chef der Kripo in Florenz, der einen Durchsuchungsbefehl hat. Casabona erkennt die Brisanz der Lage und ergreift mit einem Trick die Flucht. Schnell will er in seinem Büro noch einige Sachen einstecken und erfährt hier von einer Kollegin, dass es einen Mord gegeben habe. Am Ufer des Lago di Bilancino im Mugello Tal wurde ein Mann erschossen: Mario Romoli.
„Ist das dein Ernst? Denk doch mal an die italienische Justiz, das dauert ewig, bis da etwas passiert. Wenn alles gut läuft, werde ich post mortem rehabilitiert.
Mit Hilfe eines früheren Kollegen gelingt es Casabona unterzutauchen bevor er zur Fahndung ausgeschrieben wird. Es scheint eine abgekartete Sache zu sein, denn eigentlich hat er für die Tatzeit ein wasserdichtes Alibi namens Barbara Melani. Deren Aussage führt dazu, dass seine Mitarbeiter weiterhin zu ihrem Chef stehen und dabei helfen, den wahren Mörder zu finden. Der Hinweis auf Casabona kam ausgerechnet von Ciro Auriemma, einem ranghohen Camorrista und Auftragsmörder, der seit einigen Wochen im Gefängnis sitzt. Casabona bleibt daher nichts Anderes übrig als in seine Vergangenheit zu reisen. Es geht nach Neapel, wo er auf die Hilfe von Mafiaboss Don Vincenzo Altieri hofft.
Ärger mit der Camorra
Es ist eine unschöne Situation, in der sich der Commissario befindet. Er ist auf der Flucht und gerät gleichzeitig in die tödlichen Machtspiele der organisierten Kriminalität. Italien und Mafia, eine unendliche Geschichte, hier kurzweilig vorgetragen von Antonio Fusco, der hauptberuflich als Forensiker für die italienische Staatspolizei arbeitet. Fusco wurde in Neapel geboren und lebt in der Toskana, was womöglich die Schauplätze der Handlung erklärt. Leider ist die Vergangenheit von Casabona für die meisten Leser unklar, was daran liegt, dass der vorliegende Roman „Schatten der Vergangenheit“ bereits der sechste Band der Casabona-Reihe ist. Schöner wäre es gewesen, zunächst die ersten fünf Bände aufzulegen, denn der Protagonist ist ein durchweg sympathischer Held, dem man gerne öfter begleiten würde. Vermutlich ist der Roman jedoch der letzte dieser Folge, denn 2021 startete der Autor eine neue Serie um L’ispettore Massimo Valeri, von dem bereits zwei Bände erschienen sind. Wie schon die ersten fünf Casabona-Fälle allerdings bislang nicht in deutschsprachiger Ausgabe.
Casabona ist wie erwähnt ein angenehmer Charakter, dessen Privatleben sehr dezent im Hintergrund verborgen bleibt. Es gibt zwei erwachsene Kinder und eine Ex-Frau, durch deren neuen Freund er überhaupt ins Visier der Ermittler gerät. Warum sein Alibi vom ermittelnden Staatsanwalt nicht geprüft wird beziehungsweise aus Casabonas Sicht angeblich nicht ausreicht, die Suche nach ihm abzubrechen wird nur unbefriedigend erläutert. Gewöhnungsbedürftig ist zudem der Erzählstil des Autors, denn er gibt die Geschichte aus zwei Erzählperspektiven wieder. Der des Ich-Erzählers Casabona und in Dritter Person aus der Sicht der Polizei aus Valdenza und Florenz. Angesichts des überschaubaren Buchumfangs ist das Verhältnis zwischen Ermittlung und Innenansichten der Mafia vertretbar. Kurzweilige und insgesamt gute Unterhaltung mit einer teils absehbaren Auflösung (mangels Alternativen). Den Namen des Autors sollte man sich jedenfalls merken, vielleicht folgen ja weitere Übersetzungen.
- Autor: Antonio Fusco
- Titel: Schatten der Vergangenheit
- Originaltitel: La stagione del fango. Aus dem Italienischen von Ingrid Ickler
- Verlag: Tropen
- Umfang: 240 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Juli 2022
- ISBN: 978-3-608-50518-4
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Wertung: 12/15 dpt