Luis Sellano – Portugiesische Tränen (Buch)
Nächster Hinweis aus dem Archiv der ungeklärten Verbrechen
Henrik Falkner räumt mit seinem Untermieter Renato das ehemalige Büro seines Onkels Martin auf und stößt dabei nicht nur auf eine teure Flasche japanischen Whiskys, sondern zudem auf einen Lieferschein. Dieser muss einer jener ominösen Hinweise sein, die ihm sein Onkel hinterlassen hat und die ihn schon seit seiner Ankunft in Lissabon immer wieder in dubiose Ereignisse, um nicht zu sagen Verbrechen, hineingezogen haben. Henrik folgt der Spur des Lieferscheins, die ihn zu einer großen Fischfabrik führt, deren Inhaber seit geraumer Zeit „verschwunden“ ist. Der koreanischer Angestellte Nguyen ist von dem Lieferschein geradezu elektrisiert und warnt Henrik vor weiteren Nachforschungen.
„Purachinagoi.
Henrik versteht zunächst nur Bahnhof, erhält jedoch kurz darauf Besuch von Hitomi Tadokoro, deren Telefonnummer er ebenfalls in Martins Nachlass entdeckte. Die vermeintliche Versicherungsagentin erklärt dem überraschten Henrik, dass es sich bei dem Puranchinagoi um einen Koi-Karpfen handelt, welcher in Japan gestohlen wurde und nun auch in Lissabon verschwunden ist. Doch es handelt sich nicht um irgendeinen Karpfen, sondern um den Gottfisch schlechthin; Versicherungswert rund anderthalb Millionen Euro.
Am nächsten Tag wird Inspectora Helena Gomes in ein öffentliches Waschhaus im Alfama-Viertel gerufen, wo eine Leiche gefunden wurde. Henriks Neugier ist geweckt, denn bei dem Opfer handelt es sich um Tadokoro. Und schon ist Henrik wieder mitten drin in einem undurchsichtigen Labyrinth, gefangen im Wahnsinn um einen einzigen Fisch, der schon bald das Interesse bestimmter Japaner hervorruft, die zu allem bereit sind.
Fall drei für Henrik Falkner
Ja, man kann „Portugiesische Tränen“, den dritten Teil der Henrik-Falkner-Reihe für sich allein lesen, denn der Autor verbringt auf den ersten hundert Seiten auffällig viel Zeit damit, die Ereignisse der beiden Vorgänger wiederzugeben. Für Neueinsteiger allerdings eine unabdingbare Hilfe, da man andernfalls nicht verstehen kann, was es mit Onkel Martin, seinem mysteriösen Archiv und allem anderen auf sich hat. Wer die Vorgänger kennt, kann derweil ohne Probleme einige Seiten überschlagen.
Hat man sich von Beginn an oder erst jetzt im dritten Band auf den „Falkner-Kosmos“ eingelassen, so erhält man eine actionreiche Story, in der dennoch jederzeit die Stadt Lissabon im Vordergrund steht. Stadtteile, Straßen und Sehenswürdigkeiten werden ausführlich vorgestellt und tragen somit nicht unwesentlich zum Buchumfang bei. Wie bei Serien üblich, ist das bekannte Personaltableau wieder zur Stelle. Helena Gomes, die attraktive Polizistin, die eine nach wie vor ambivalente Beziehung zu Henrik hat. Man wäre gern zusammen, will sich aber nicht öffentlich zeigen, da dies die geheimen Mächte der Stadt auf den Plan rufen könnte. Und, wo wir gerade beim geheimnisumwitterten Dauerthema sind, der Söldner ist ebenfalls wieder mit von der Partie, wenngleich nur kurz. Nach dem Vorgänger „Portugiesische Rache“ lag die Vermutung nahe, er sei gestorben. Ebenfalls erneut mit dabei sind Vater Albrecht, die indische Familie Bikkhu, Pater Bruno, Adriana Teixeira und – natürlich – Krankenschwester Filipa, die einmal mehr die „Überreste“ von Falkner zusammenflicken darf, was diesen nicht davon abhält, schwer verletzt das Krankenhaus zu verlassen, um sich umgehend in den nächsten Kampf zu stürzen.
Es ist alles, vom Plot um den wertvollen Koi abgesehen, hinreichend bekannt und wer die Serie mag, kommt erneut auf seine Kosten. Die Idee mit dem Archiv und seinen seltsamen Hinweisen ist ja durchaus originell; oder aber völlig absurd. Man mag es sehen wie man will. Eine gute Urlaubslektüre, Portugal beziehungsweise Lissabon als Reiseziel vorausgesetzt, ist die Serie von Luis Sellano alias Oliver Kern allemal. Der inzwischen siebte Band „Portugiesisches Gift“ ist kürzlich erschienen
Hier gibt es die Rezensionen zu „Portugiesisches Erbe“ und „Portugiesische Rache“.
- Autor: Luis Sellano
- Titel: Portugiesische Tränen
- Verlag: Heyne
- Umfang: 349 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: April 2018
- ISBN: 978-3-453-41946-9
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Wertung: 10/15 dpt