Bob Ross: Glückliche Unfälle, Betrug und Gier (Doku)


© Netflix

Wer in den 1990er Jahren nächtens durch das TV-Programm zappte, wird kurz über lang über einen weißen Herrn mittleren Alters mit auffälligen Afro gestolpert sein. Bob Ross malte vorwiegend Landschaftsbilder. Schnell und detailverliebt, aber dennoch so einfach, dass es von den Zuseher*innen zuhause einfach nachgemacht werden konnte. Zumindest versprachen dass er und seine Malkurse. Netflix veröffentlichte kürzlich eine Dokumentation mit dem Titel “Bob Ross: Glückliche Unfälle, Betrug und Gier”. Die Vorschau wurde ziemlich kryptisch gehalten und aufgrund des Titels war Schlimmes zu befürchten.

Steve Ross, Sohn des verstorbenen Künstler, blickt mit traurigen Gesicht in die Kamera. In den ersten Minuten der Dokumentation wird noch immer nicht klar, um was sich diese tatsächlich handelt. Chronologisch wird das Leben des passionierten Malers erzählt, von seiner langen Karriere beim Militär, seiner Ehe mit Vivian Ridge, aus der auch sein Sohn entsprung, sowie der zweiten Ehe mit Jane Ross. Schon früh während seiner militärischen Karriere entwickelte Bob Interesse für die Malerei. Sein Mentor war Bill Alexander, welcher selbst in einer TV-Show mitwirkte und wie Ross später, die sogenannte “Nass-in-Nass”-Maltechnik verwendete. Bob perfektionierte diese Technik und konnte so in rund 30 Minuten ein Gemälde anfertigen. Dies zeigte der Künstler von 1983-1994 in seiner TV-Show “The Joy of Painting”. In einem kleinen Studio vor schwarzem Hintergrund, entstanden so Hunderte von Bildern, hauptsächlich mit Landschaftsmotiven welche Alaska zeigen. Sätze wie “let’s add some happy little trees” oder “we don’t make mistakes; we just have happy accidents” und zuletzt “let’s beat the devil out of it”, beim “Abklopfen” des Pinsels, wurden neben seinem Afro zum Markenzeichen.

Irgendwann wurde eine eigene Firma gegründet: die Bob Ross Inc. und ab da begann scheinbar das Ungemach. Neben seiner zweiten Frau, gab es noch zwei weitere Geschäftspartner: Annette und Walt Kowalski. Während Bob hauptsächlich Freude am Malen hatte, ergötzte sich das andere Ehepaar vor allem an der kommerziellen Vermarktung. Folgend wurden Farben, Pinsel, Bücher und Malkurse angeboten, allesamt mit Bobs Konterfei als Firmenlogo. Wer Bobs Maltechnik in Kursen weitergeben wollte, musste sich zertifizieren lassen. Auch gibt es bis heute nur wenige Personen, welche echte Bob Ross Gemälde als offiziell von ihm gemalt anerkennen können: richtig, die Kowalskis.

Wegbegleiter wie John Tamm und Dana Jester sind die wenigen Personen, welche vor laufender Kamera mehr oder minder bestätigen, dass vor allem in den letzten Lebensjahren Bob Ross zunehmend ausgenutzt wurde und die Kowalskis ein brutales Business rund um den charismatischen Künstler aufbauten. Wer dies allerdings öffentlich behauptet, wird zumeist verklagt. Von daher konnte das Filmteam nur wenige Menschen vor die Kamera bewegen, die dies bestätigten.

Bob Ross mit einem seiner unzähligen Gemälde, © Netflix

Schließlich wird auch noch auf den Prozess Steve Ross gegen die Kowalskis eingegangen, wo der Sohn die Namensrechte seines Vaters wieder zurückgewinnen wollte. Der Ausgang ist aufgrund der Geheimniskrämerei dieser Produktion wohl leicht zu erahnen.

Fazit: “Bob Ross: Glückliche Unfälle, Betrug und Gier” zeigt uns den Künstler wie wir ihn in Erinnerung haben: mit flapsigen Sprüchen und mit Leidenschaft für die Malerei. Die Schattenseite bezieht sich auf die Geschäftemacherei rund um seine Person.

  • Titel: Bob Ross: Glückliche Unfälle, Betrug und Gier
  • Originaltitel: Bob Ross: Happy Accidents, Betrayal and Greed
  • Produktionsland und -jahr: USA 2021
  • Genre: Dokumentation
  • Erschienen: 25.08.2021
  • Label: Netflix Studios
  • Spielzeit: 93 Minuten
  • Darsteller:
    Bob Ross
    Steve Ross
    Vicky Ross
  • Regie: Joshua Rofé
  • Kamera: Ronan Killee
  • Schnitt: Allan Duso
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite 


Wertung: 12/15 dpt


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