Wrong Turn – The Foundation (Film)


Wrong Turn – The Foundation (Film)

Missgestaltete Hinterwäldler schlachten bevorzugt junge Menschen ab, die im Wald vom rechten Pfad abgekommen sind. Das umreißt in etwa die Handlungsstruktur der „Wrong Turn“-Reihe, die es auf einen Kinofilm und fünf Direct-To-DVD/Blu ray- Fortsetzungen brachte.

Wobei der vierte Part nicht nur im horriblen Hain, sondern weitgehend in einer psychiatrischen Klinik und Nummer Fünf in einer kleinen Stadt spielte. Die rurale Thematik blieb dank der bekannten Killer-Sippe, offensichtlich orientiert am kannibalistischen Sean „Sawney“ Bean-Clan, um den umtriebigen „Three Fingers“ erhalten. War der Erstling noch ein veritabler Gruseler, der seine Spannung sowohl aus dem hohen Blutzoll wie dem klassischen Spiel mit dem Hide and Seek-Entsetzen zog, bevorzugten die restlichen Teile das Erstellen einer rotfleischigen Schlachtplatte, auf der die meist tumben Opfer nach mehr oder weniger kreativen Tötungen landeten. Three Fingers und seine Verwandten waren die Underground-Antihelden der kleinen Backwoods-Saga, die zwischen Prequels und Sequels munter hin- und herswitchte. Selbst in den schwächeren Momenten, wovon es  einige gab, immer noch solide genug für einen bluttriefenden Bierabend mit hartgesottenen Kompagnons und Kompagneusen.    

„Wrong Turn – Foundation“ versucht nun mit dem Drehbuchautor des Originals und Mike Nelson, dem Regisseur der sarkastisch-blutigen Horrorfarce „The Domestics“, einen Reboot. Und wendet sich von seinen Ursprüngen so weit ab, dass kaum noch eine Verwandtschaft bleibt. Lediglich die Verbundenheit zur Waldeinsamkeit, die auch die Foundation teilt, verbindet den Neuling mit seinen Vorgängern. Und natürlich existieren wieder urbane Youngster, die beim Wandern verloren gehen.

Der Film beginnt mit Matthew „Private Joker“ Modine als verzweifeltem Vater Scott Shaw auf der Suche nach seiner Tochter Jen, die Wochen zuvor zu einem Wanderausflug, den Appalachian Trail entlang, aufgebrochen ist, um kurz darauf spurlos zu verschwinden.

Rückblende: Wir sehen  Jen und ihre fünf Freunde bei der Rast in dem kleinen Kaff . Nach kurzem Geplänkel mit den Einheimischen und allen unfreundlichen Warnungen zum Trotz, begibt sich das Sextett in den nahegelegenen Wald. Eine Nacht später sind alle Smartphones verschwunden, die Gruppe glaubt verfolgt zu werden, stößt auf diverse Fallen und gerät in Panik. Bald gibt es den ersten Toten zu beklagen. Dann einen zweiten. Doch bevor es zum Malen nach Slasher-Zahlen kommt, werden Jen und ihre verbliebenen Gefährten  von der titelgebenden Foundation gefangen gesetzt. Dahinter verbirgt sich eine im Verborgenen, bzw. hinter weit sichtbaren Barrikaden, lebende Gemeinschaft, deren Ursprünge bis auf den Sezessionskrieg zurückzuführen sind. In dieser Zeit, um 1861 herum,  verabschiedeten sich die Vorfahren, angesichts der Kriegsübel aus der sogenannten Zivilisation und verschanzten sich in den Wäldern. Die bis auf gelegentliche Spähmissionen und Handel nicht verlassen wurden. Der Wald ernährt seine Bewohner.

Man möchte unbehelligt bleiben, doch immer wieder stören Außenstehende das vermeintliche Idyll. Doch die Foundation weiß damit umzugehen. Tod, das Dunkel oder Teil der Siedler zu werden, scheinen die einzigen Alternativen zu sein. Das muss auch Jen erfahren. Rückblende Ende.

Es dauert etwas, bis der hartnäckige Scott, alle Abschreckungsmaßnahmen ignorierend, sich ebenfalls in den Tiefen des Waldes wiederfindet und der Foundation gefährlich nahekommt. Wird er seine Tochter retten können? Oder wird das eingeschworene Kollektiv obsiegen? All diese Fragen klären sich bis zum finsteren, überraschend konsequenten Showdown vorm Abspann. Dem Ruby Modine, Matthews nicht unbegabte Tochter (siehe auch „Satanic Panic“), mittels des American-Songbook-Klassikers „This Land Is Your Land“ ihre Stimme leiht.   Gelungene Interpretation.

Wer mit der Erwartungshaltung an „Wrong Turn – The Foundation“ herangeht, einen weiteren Akt eines bekannten Franchises zu sehen, dürfte enttäuscht werden. Denn der Film hat keine derangierten Berserker zu bieten, die sich durch Opfermassen metzeln. Er beackert eher ein Feld, an dessen Rändern sich „The Village“ und „Midsommar“ befinden. So laviert er bis zur Hälfte gar nicht ungeschickt mit der Frage, wer die eigentlichen Unholde sind, die Hipster aus der Stadt oder die zurückgezogen lebende Gemeinschaft, die ihren eigenen Regeln folgt. Und die von den Eindringlingen aus Fehleinschätzungen aufs Derbste gebrochen werden.  Bis zu einem Gerichtsverfahren im Areal der Foundation hält sich dies im Vagen, danach wird es doch wieder eine Übung im Rennen, Retten, Flüchten und Töten.

Wobei der Härtegrad gegenüber den Vorgängern deutlich herabgeschraubt wurde. Zwar spart der Film nicht mit graphischen Details, aber über weite Strecken ist Nelson nicht an der ausgeübten Gewalt selbst interessiert, sondern konzentriert sich auf deren Auswirkungen. Die sind nicht schön anzusehen, egal auf welcher Seite es Opfer zu beklagen gibt.

Am Ende bleibt es aber bei Ansätzen und gerade „Midsommar“ kann „Wrong Turn – The Foundation“ nicht das Wasser reichen. Visuell ist das durchaus atmosphärisch, der Soundtrack sitzt passgenau und auch die Darsteller sind so übel nicht. Da steckt, gemessen am überschaubaren Budget, eine Menge Sorgfalt drin. Die Spannung hält sich in Grenzen, großartige Überraschungen bleiben aus, wenn man vom gelungenen Finale absieht. Kein großer Wurf, aber ein netter Zeitvertreib. Für eine Fortsetzung unter geänderten Konditionen wird dies, inklusive des Endes, aber kaum ausreichen. Dieser Rebootversuch ist sein eigenes Epitaph.

 Unter den Extras befindet sich ein Audiokommentar des Regisseurs Mike P. Nelson. Erzählt einige Anekdoten von den Dreharbeiten, lobt seine Schauspieler*innen, die Crew und die Landschaft. Das kommt sympathisch rüber, bleibt aber, dem Wald angemessen, hölzern und wird von etlichen Schweigepausen begleitet.  Akzeptables Infotainment, aber insgesamt eher ein Beitrag für hartgesottene Fans. Die Altersfreigabe „Ab 18“ ist arg hoch angesetzt. „Weong Turn – The Foundation“ dürfte keinen Sechzehnjährigen verschrecken oder gar verstören.

Cover und Szenenfotos: © Constantin Film Verleih GmbH

  • Titel: Wrong Turn – The Foundation
  • Originaltitel: Wrong Turn – The Foundation
  • Produktionsland und -jahr: USA, 2020)
  • Genre: Backwoods-Horror, Slasher, Mystery
  • Erschienen: 22.07.2021
  • Label: Constantin Film
  • Spielzeit:
    106 Minuten auf 1 DVD
    110 Minuten auf 1 Blu-Ray
  • Darsteller: Charlotte Vega
    Matthew Modine
    Adain Bradley
    Bill Sage
    Emma Dumont
    Dylan McTee
  • Regie: Mike P. Nelson
  • Drehbuch: Alan B. McElroy
  • Kamera: Nick Junkersfeld
  • Schnitt: Tom Elkins
  • Musik: Stephen Lukach
  • Extras: Audiokommentar von Regisseur Mike P. Nelson, Making of (27 Minuten), entfernte Szenen (6 Minuten), Trailer
  • Technische Details (DVD)
    Video:
    2.38:1 in 16:9
    Sprachen/Ton
    :
    Deutsch Dolby Digital 5.1, Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 5.1
    Untertitel:
    D, E
  • Technische Details (Blu-Ray)
    Video:
    2.38:1 in 16:9
    Sprachen/Ton
    :
    Deutsch DTS-HD 5.1, Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch DTS-HD 5.1
    Untertitel:
    D, E
  • FSK: 18
    Produktseite


    Wertung: 9/15 dpt


Schreibe einen Kommentar

Hinweis: Mit dem Absenden deines Kommentars werden Benutzername, E-Mail-Adresse sowie zur Vermeidung von Missbrauch für 7 Tage die dazugehörige IP-Adresse, die deinem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, in unserer Datenbank gespeichert. E-Mail-Adresse und die IP-Adresse werden selbstverständlich nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben. Du hast die Option, Kommentare für diesen Beitrag per E-Mail zu abonnieren - in diesem Fall erhältst du eine E-Mail, in der du das Abonnement bestätigen kannst. Mehr Informationen finden sich in unserer Datenschutzerklärung.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Beiträge

Du möchtest nichts mehr verpassen?
Abonniere unseren Newsletter!

Total
0
Share