Büke Schwarz – Jein (Graphic Novel) (Print)
Die 232-seitige deutsch-türkische Graphic Novel “Jein” von Büke Schwarz erscheint in schwarz-weiß mit farbigen Kapitelintros. Darin werden verschiedene Themen mit unterschiedlicher Gewichtung behandelt. So kommen neben Kultur, Politik auch Identität, Kunst und einiges mehr vor.
Die Protagonistin Elâ Wolf ist Künstlerin, Berlinerin und Halbtürkin. Letzteres versucht sie auch immer aus ihrer Kunst und ihrem Leben herauszuhalten. Am 16. April 2017 verändert sich das allerdings. Es handelt sich um dem Tag des berüchtigten Verfassungsreferendums, “mit dem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Demokratie in der Türkei aushebelte” (Quelle). Die “JA”-Fraktion (türkisch: Evet (=ja)) hat den Sieg über die Hayir-Fraktion (Nein-Fraktion) errungen.
Dadurch muss sie sich zum ersten Mal mit ihrer Zweitheimat auseinandersetzen und der politischen Wirklichkeit. Immer dringlicher wird die Frage, ob sie sich künstlerisch damit auseinandersetzen muss oder nicht. Und, falls ja, wie sollte das umgesetzt werden?
Bei “Jein” handelt es sich nicht nur um den Titel der Graphic Novel, sondern es ist auch der Name jener Kunstausstellung, bei der Ela Wolf teilnimmt. Die Nutzung des Wortes Jein ist verpönt und steht für eine Entscheidungsschwäche oder gar Vermeidungsverhalten. Essenzielle Fragen aus ebenso wichtigen Bereichen mit diesem Wort zu beantworten, scheint ein No-Go.
Die Entscheidungsfindung wird herausgefordert als Elâs konservativer Vater auftaucht und sie in eine bestimmte Richtung drängen möchte. Meine Interpretation wurde auch herausgefordert. Entweder habe ich die letzten Panels am Flughafen nicht verstanden oder sie sind bewusst unklar positioniert. Denn einerseits würde ich sagen, Elâ entscheidet sich für das Arrangement mit dem großen Galeristen, andererseits steht auf der “Departure”-Anzeige weder Basel noch New York, sondern Istanbul. Was meiner Interpretation gegenübersteht. Also, ist die Autorin Büke Schwarz doch nicht zu einem Entschluss gekommen oder wollte ihn nicht verraten, sondern die Entscheidungsfindung nochmals thematisieren, bewusst machen, wie schwer es ist “Ja” oder “Nein” bei so vielen verschiedenen Fakoren zu sagen. Die Autorin lässt das offen.
Mir hat die Graphic Novel sehr gefallen. Konnten diesen meinem Interesse entsprechend zügig durchlesen und das war natürlich auch dem interessanten Thema geschuldet wie auch der angenehmen Ausdrucks- und Schreibweise. Die Zeichnungen waren mir sympathisch, haben Emotionen geweckt und waren wie ein Kaleidoskop, weil man als Leser sowohl bei den Monologen als auch bei den Dialogen dabei war. Aber auch, wenn ein Umdenken der Protagonistin gefordert wurde. Das war interessant, spannend und zugleich unterhaltsam. Es hat mir sehr gut gefallen.
- Autor: Büke Schwarz
- Titel: Jein
- Verlag: Jaja Verlag
- Erschienen: 2020
- Einband: Klappenbroschur mit Hochprägung
- Seiten: 232
- ISBN: 978-3-946642-82-4
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 11/15 dpt