Ein Eichhörnchen als Superheld? Das Filmplakat zu “Flora & Ulysses” lässt gar einen Abklatsch von den “Chipmunks” oder von “Ahörnchen und Bhörnchen” erwarten. Glücklicherweise bleibt das Eichhörnchen stumm und die Geschichte ebenso überschaubar wie die erwähnten Filme respektive Serien.
Beginnen wir jedoch am Anfang, wo die 10-jährige Flora Buckman im örtlichen Comicladen ihre Sammlung an Comics verkaufen will. Ein so junger Comicfan? Das macht die Kleine mit den auffälligen Augenbrauen doch gleich mal sympathisch. Im Offtext spricht sie davon, eine Zynikerin zu sein, welche “die Welt sieht, wie sie ist”. Ganz schön abgeklärt die Kleine! Das mag vielleicht daran liegen, dass sich ihre Eltern getrennt haben und Flora von Superhelden enttäuscht wurde. Diese gibt es ja doch nur in den bunten Bilderheftchen und nicht im wahren Leben. Ihren Vater sieht sie dennoch irgendwo als Helden, nachdem der Comics zeichnete aber seine “Incandesto”-Reihe nie einem Verlag anbieten konnte. Ihre Mutter hingegen war eine erfolgreiche Liebesschnulzen-Autorin, welche jedoch seit der Trennung eine fiese Schreibblockade hat. Da streikt sogar das “J” auf der alten Schreibmaschinentastatur. Soviel zur Ausgangslage.
Eines Tages entwickelt der Mähroboter “Ulysses” der Nachbarin ein Eigenleben und saugt ein animiertes CGI-Eichhörnchen ein. Dieses hat glücklicherweise nicht ins Gras gebissen, sondern wurde von der rührseligen Flora reanimiert – Mund zu Maul-Beatmung inklusive.
Hier darf man gleich zwei Dinge lobend hervorheben: Einerseits ist das Eichhörnchen durchgängig toll und witzig animiert und zugleich schaffte es die Darstellerin der Flora, Matilda Lowler, mit einem nicht existierenden Tier zu interagieren.
Der Nager zieht dann, zuerst natürlich versteckt, bei Flora zuhause ein. Nach und nach zeigt sich, dass Ulysses Superheldenkräfte zu haben scheint. Dass unter anderem die Einrichtung eines Donutsladens, im Zuge des Trainings dran glauben muss, sei nur am Rande erwähnt.
Die restliche Story ist einerseits typisch für Hollywoodfilme dieser Art sowie aus dem Hause Maus. Es gibt einige Slapstickszenen, einen unnötigen Sidekick in Form eines scheinbar blinden Nachbarsjungen, zwei Elternteile in der Sinnkrise und den vermeintlichen Bösewicht in Form der Tierpolizei. Immerhin: es wird nicht gesungen.
Alyson Hannigan (“How I Met Your Mother”, “Buffy”) als verkorkste Schriftstellerin und Ben Schwartz (“House of Lies”) als comiczeichnender Vater können kaum überzeugen. Das Schauspiel bleibt weit hinter dem Potenzial und die Chemie zwischen den beiden Protagonisten scheint kaum gegeben zu sein. Der Film selbst basiert auf der Jugendbuchreihe “Flora & Ulysses – Die fabelhaften Abenteuer” von Kate DiCamillo und wurde, anders als “Artemis Fowl” kürzlich, gut auf den Bildschirm gebracht. Große Änderungen gegenüber der Romanvorlage sind nicht zu finden.
Fazit:
“Flora & Ulysses” ist ein witziger, wenngleich nicht außergewöhnlicher, Familienfilm mit einer engagierten Jungschauspielerin und einem tollen Computer-Eichhörnchen. Der Rest bleibt leider etwas zu generisch.
- Titel: Flora & Ulysses
- Originaltitel: Flora & Ulysses
- Produktionsland und -jahr: USA 2020
- Genre: Komödie, Drama, Familie
- Erschienen: 19.02.2021
- Label: Disney+
- Spielzeit: 135 Minuten
- Darsteller:
Matilda Lawler
Alyson Hannigan
Ben Schwartz
- Regie: Lena Khan
- Drehbuch: Brad Copeland
- Kamera: Andrew Dunn
- Schnitt: Jamie Gross
- Musik: Jake Monaco
- FSK: 6
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 8/15 dpt