Dem Label Leichenfledderei vorzuwerfen, ist selbstverständlich absurd, denn die Veröffentlichung dieser Dokumentation datiert einige Wochen vor dem Tod der extrem umstrittenen Premierministerin. Somit hätten die Verantwortlichen wohl bestenfalls über hellseherische Kräfte verfügen müssen. Dass man jedoch vom Fahrtwind des 2012 erschienenen, fast gleichnamigen Spielfilms “Die Eiserne Lady” mit Meryl Streep in der Hauptrolle profitieren könnte, ist nicht allzu abwegig, zumal vorliegendes Produkt auf einschlägigen Verkaufsportalen grundsätzlich vorgeschlagen wird (“wird oft zusammen gekauft”) – doch genug der Spekulationen, denn selbige sollen die Qualität von “Margaret Thatcher – die eiserne Lady” zu keiner Zeit schmälern.
Die Dokumentation über die 1925 geborene, von 1979 bis 1990 im Amt gewesene und im April 2013 verstorbene, enorm einflussreiche Politikerin kann als eine nüchterne und sachliche Mischung aus Portrait und Biographie bezeichnet werden, die historisch obendrein sehr gehaltvoll ist und sowohl positiven als auch neutralen und negativen Stimmen ein Forum bietet. Überwiegend kommen zwischen verschiedenen Archivaufnahmen (Interviews, Debatten) und O-Tönen Zeitzeugen aus den verschiedensten Bereichen zu Wort, wobei, anfangs noch ein klein wenig auf die Zeit vor 1979 eingehend, der Fokus klar auf die Amtszeit als Premierministerin gerichtet wird, beginnend mit der Ablösung ihres Vorgängers James Callaghan durch den Sieg ihrer konservativen Partei und endend mit ihrem Rücktritt elf Jahre später, im November 1990.
Ihr gnadenloser Führungsstil wird respektvoll anerkannt, aber auch scharf kritisiert, ihr Einsatz für Demokratie und Freiheit wird lobend emporgehoben, aber das “Wie” nicht stets gutgeheißen, ihre Skepsis gegenüber Deutschland und Frankreich, gegenüber der EU und der seinerzeit noch Zukunftsmusik spielenden, angepeilten Währungsunion, wird ebenfalls noch einmal gebündelt dargestellt. Der Anschlag auf das Brighton Hotel, die gewalttätigen Ausschreitungen bei der Einführung der die Gesellschaft spaltenden “community charge” (“Kopfsteuer”), Der Krieg mit Argentinien und das Verhältnis zu Chile sowie generell Außenpolitik und Wirtschaftspolitik – kaum etwas wird in diesem Neunzigminüter außen vor gelassen. Selbst ein paar “Spitting Image”-Satireeinspieler, waschechte Streitgespräche sowie die innerparteilichen Überwerfungen finden ihren Platz. Zum Abschluss der Dokumentation wird sogar auf den eingangs genannten Spielfilm hingewiesen.
Somit kann man dem Regisseur Alan Byron nur zu seiner Arbeit gratulieren, denn er hat die zahlreichen Informationsschnipsel und -blöcke zu einem runden, fließenden, nachvollziehbaren und seriösen Zusammenschnitt geformt, der auf reißerische Elemente genau so verzichtet wie auf das personenkultartige Abfeiern der Person und Politikerin Thatcher. Die Entscheidung, ob man nun “Rest in peace.” oder “Good riddance!” ausrufen möchte, wird demnach zu hundert Prozent dem Zuschauer überlassen.
Cover © Koch Media
- Titel: Margaret Thatcher – Die eiserne Lady
- Produktionsland und -jahr: GB, 2012
- Genre:
Dokumentation - Erschienen: 22.03.2013
- Label: Koch Media
- Spielzeit:
90 Minuten auf 1 DVD - Mit:
Margaret Thatcher
Hichael Brunson
Hugo Vickers
etc.
- Regie: Alan Byron
Extras:
Auflistung der Extras, ggf. mit Gesamtlänge selbiger. - Technische Details (DVD)
Video: 1.78:1 (16.9) anamorph
Audio: D, GB (DD 2.0)
Untertitel: D - FSK: 0
- Sonstige Informationen:
Erwerbsmöglichkeiten
Wertung: 11/15 dpt