Für Fans britischer Landhauskrimis
Lady Adelaide und Sir Ivan, die Eltern von Detective Sergeant Melody Talbot, geben auf ihrem Landsitz „Beck House” in Lower Slaughter ein großes Fest. Zu diesem haben sie auch Melodys Vorgesetzte Gemma James und deren Familie eingeladen, die sie endlich einmal kennen lernen möchten. Während Gemma mit ihrer Kollegin anreist, kommt Duncan Kincaid allein mit dem Familienauto nach und gerät prompt in einen folgenschweren Unfall, bei dem zwei Menschen sterben. Nell Greene war eine beliebte Frau im Dorf, doch wie kam der ehemalige Starkoch Fergus O’Reilly auf ihren Beifahrersitz? Die beiden kannten sich nicht und wie sich später herausstellt, war O’Reilly schon vor dem Unfall tot. Duncan hat Glück im Unglück, kommt mit einigen Verletzungen davon. Detective Inspector Colin Booth vom CID Gloucester übernimmt die Ermittlungen, die ins „Lamb”, den örtlichen Pub, führen. Viv Holland ist hier der Star in der Küche und sorgt auch bei der Feier der Talbots für das kulinarische Wohlbefinden. Am Abend des Unfalls kam es zwischen ihr und O’Reilly zu einem heftigen Streit in der Küche. Doch auch der Sous Chef Ibby Azonlay war nicht gut auf O’Reilly zu sprechen. Während Booth die Zeugen befragt, sind Duncan und Gemma, krankheitsbedingt und mangels Zuständigkeit, zum Zuschauen gezwungen. Aber natürlich will Duncan als Betroffener wissen, was da passiert ist und Booth ist für jede Unterstützung dankbar. Dann geschieht ein weiterer Mord…
So langsam geht die Kincaid-James-Reihe auf den zwanzigsten Band zu und noch immer liefert Deborah Crombie unterhaltsame Whodunits ab, die sich bei Fans britischer Landhauskrimis großer Beliebtheit erfreuen. Im vorliegenden Fall ist vor allem die Ausgangslage kurios. Die Spuren führen in ein kleines Dorf und dort ins örtliche Pub und so kommen insgesamt rund ein Dutzend Personen, sprich Verdächtige, ins Spiel. Zu Beginn erfahren die mitwirkenden Personen nach und nach vom tragischen Unfall, was zwar sehr realistisch wirkt, gleichwohl dazu führt, dass unter anderem mehrfach das Entsetzen über die Todesfälle zum Ausdruck gebracht wird. Sprich, für den Leser kommt es zu Wiederholungen und damit einigen Längen. Die Handlung wechselt zu den einzelnen Personen, allen voran natürlich Booth, Duncan und Gemma, aber auch zu Melody und Kit, Duncans fünfzehnjährigem Sohn aus erster Ehe. Die häufigen Kapitelwechsel sorgen für einige Cliffhanger und treiben das Lesetempo voran, gleichwohl wird „Denn du sollst sterben” auffallend ruhig erzählt. Man ist halt auf dem Land, von Großstadthektik keine Spur, wenngleich drei Todesfälle das Tagesgeschehen dann doch ein wenig außer Kraft setzen.
O’Reilly war einst ein Sternekoch in London, Viv Holland und Ibby Azonlay arbeiteten für ihn, die Trennung vor über zehn Jahren verlief alles andere als friedlich. In Rückblenden erfährt man, warum es so kam. Von der Sterneküche bis zum beschaulichen Pub, da ist verständlich, dass viel gekocht wird. Intensive Einblicke in die Arbeitsweisen der beiden Küchen mögen interessant sein, ziehen den Krimiplot aber ebenfalls hin. Gleiches gilt für das Familienleben der beiden Serienprotagonisten, denn neben Kit sind auch Toby und die kleine Charlotte bei den Talbots eingeladen. Diese spielen und toben und genießen den großen Garten. Es ist eine Freude und füllt die Seiten. Lässt man die großzügige Verpackung, also das nicht-kriminelle Drumherum, einmal außen vor, so bietet “Denn du sollst sterben” einen durchaus ansprechenden Plot, denn einige weitere Nebenfiguren haben ihre Geheimnisse, machen sich so mitunter verdächtig und die Frage, warum O’Reilly überhaupt in das kleine Dorf kam, wird erst zum Finale beantwortet.
Fazit
Fans von Altmeisterin Deborah Crombie dürfen bei „Denn du sollst sterben” erneut mit Freude zugreifen. Es geht familiär und teilweise ein wenig arg rührselig zu, was zu einigen Längen führt. Wer sich zudem für das Arbeiten in der professionellen Gastronomie interessiert, der findet hier mehr als einen kurzweiligen Krimi. Solide Kost der Altmeisterin!
Cover © Goldmann
- Autor: Deborah Crombie
- Titel: Denn du sollst sterben
- Originaltitel: A Bitter Feast
- Übersetzer: Andreas Jäger
- Erschienen: 01/2020
- Einband: Gebunden
- Seiten: 428
- ISBN: 978-3-442-48772-1
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