Die Köchin Danièle Delpeuch war lange Leibköchin für den einstigen französischen Staatspräsidenten François Mitterand. Sie musste in ihrer beruflichen Laufbahn so einige Hindernisse bürokratischer und gesellschaftlicher Natur überwinden, doch letztendlich gelang es ihr, für den ersten Mann im Staat tagtäglich köstliche Speisen aus der Französischen Küche auf den Tisch zu zaubern. “Die Köchin und der Präsident” greift genau diese Geschichte auf charmante Art und Weise mit fiktiven Charakteren auf.
Hortense Laboire ist als Köchin in der französischen Provinz tätig und wird eines Tages von einer Anfrage aus dem Elysée-Palast überrascht. Sie soll beim Präsidenten vorsprechen. Sie nutzt die Chance und darf bald schon die persönliche Speisekarte des Präsidenten gestalten und ihm die Gaumenfreuden kredenzen. Hierbei verzichtet sie weitgehend auf kulinarische Pirouetten und ebensolche Salti und besinnt sich eher auf die traditionelle Cuisine Française. Schick angerichtet darf es durchaus sein, aber abgehobene Eskapaden gibt es bei ihr keine. Der Präsident ist begeistert und schleicht sich manchmal sogar heimlich nachts in Hortenses Küche, und immer wieder holen ihn schöne Kindheitserinnerungen ein.
Laboires Erfolg und Können passt den männlichen Kollegen in der Chefküche so gar nicht, und so wird ihre neue Arbeit zum täglichen Spießrutenlauf, den sie durch ihre unkonventionelle und selbstbewusste Art aber immer bravouröser meistert, und auch die Behörden, Ämter und weitere bürokratische Institutionen lassen die mutige Frau nicht von ihrem Kurs abweichen. Vorerst, denn der Druck auf sie wird immer größer. Irgendwann gelangt sie an den Punkt, an dem sie vor der Entscheidung steht, ob die Arbeit für den Präsidenten noch in Frage kommt oder ob sie künftig nicht mehr für ihn arbeiten soll.
Ganz davon abgesehen, dass dem Zuschauer beim Ansehen dieses Films das Wasser im Mund zusammenlaufen wird – wie schön wäre hier ein interaktives Kochbuch in den Extras gewesen! -, erleben wir hier eine typisch französische, warmherzige Nacherzählung einer wahren Geschichte, die gelegentlich mit feinsinnigem Humor, der irgendwo um die Ecke lauert, punktet. Ohnehin werden bei diesem Film eher ruhige Töne angeschlagen, alles bleibt auf einem sachlichen Niveau. Ist man auf der Suche nach Slapstickeinlagen oder turbulenter Action, wird man hier vergeblich darauf warten, ebenso auf dramatische Momente. Vielmehr konzentriert man sich hier auf das Wesentliche, wobei “Die Köchin und der Präsident” niemals trocken, sondern eher landestypisch charmant daherkommt. Während des Films springt die Erzählung immer wieder mal zurück in die frühen Tage vor der Zusammenarbeit, was für aufschlussreiche Momente sorgt.
Hinsichtlich der Aufnahmetechnik und der Professionalität befindet sich “Die Köchin und der Präsident” auf gehobenem Öffentlich-Rechtlichen-Niveau, sozusagen auf Augenhöhe mit den wirklich guten ARD- und ZDF-Produktionen – es wird also ohne Hollywood-Kitsch und klinische Perfektion gearbeitet, was beides ohnehin unpassend wäre, sondern mit Natürlichkeit und Bodenständigkeit. In etwa eineinhalb Stunden bekommt man demnach einen liebevollen, subtil gesellschaftskritischen, detailreichen und “echten” Film geboten, der zudem auf Landesselbstbeweihräucherung verzichtet.
Etwas enervierend ist allerdings, dass der Film – zumindest bei vorliegendem Presseexemplar – ausschließlich in Originalsprache mit Untertitel vorhanden ist, was den Genuss, wenn man nicht gerade der französischen Sprache mächtig ist, ein wenig schmälert, weil man dadurch, dass man eher mit Lesen als mit Zuschauen beschäftigt, oftmals einiges an bedeutungsvoller Mimik verpasst. Ein Blick auf die Produktseite des Films und auf den Waschzettel besagt allerdings, dass der Film in der Kaufversion auch die deutsche Tonspur beinhaltet.
Cover © Alamode Film
- Titel: Die Köchin und der Präsident
- Originaltitel: Les saveurs du Palais
- Produktionsland und -jahr: Frankreich, 2012
- Genre:
Erzählung - Erschienen: 10.05.2013
- Label: Alamode Film
- Spielzeit:
95 Minuten auf 1 DVD oder
98 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Catherine Frot
Jean d’Ormesson
Hippolyte Girardot
Arthur Dupont
Jean-Marc Roulot
Arly Jover
Brice Fournier
- Regie: Christian Vincent
- Drehbuch: Étienne Comar, Christian Vincent
- Produktion: Étienne Comar, Philippe Rousselet
- Kamera: Laurent Dailland
- Schnitt: Monica Coleman
- Musik: Gabriel Yared
- Kostüm: Fabienne Katany
- Extras:
Making of, Trailer
- Technische Details (DVD)
Sprachen: F
Untertitel: D
Video: 2,35:1/16:9
Audio: F (DD 5.1)
- Technische Details (Blu-Ray)
Sprachen: F
Untertitel: D
Video: 2,35:1 (1080p)
Audio: F (DTS-HD MA 5.1)
- FSK: 0
- Sonstige Informationen:
Info @ Alamode Film + Erwerbsmöglichkeiten
Original mit Untertitel
Wertung: 11/15 dpt