Nach den Ereignissen der „The Fall“-Miniserie wollten sich die Föderation und mit ihr die Sternenflotte wieder darauf konzentrieren, was sie einst ausmachte: Dem Erkunden und Erforschen des Unbekannten, dorthin zu gehen, wo noch nie zuvor jemand gewesen war. Allen voran die Enterprise unter dem Kommando Jean-Luc Picards sollte dabei als ein positives Beispiel vorangehen. Doch von diesem Neuanfang war in dem vorherigen Roman „Jagd“, der nach der Miniserie spielte, wenig zu bemerken. Daher ist die Erwartungshaltung gegenüber „Der Pfeil des Schicksals“, dass das Buch nicht denselben Fehler begeht. Ein Indikator für das, was kommt, ist hierfür der Autor. Denn Dayton Ward ist ein Veteran des literarischen „Star Trek“-Universums und hat bereits viele gute Bücher geschrieben.
Der Schriftsteller schreibt seit 1998 Geschichten für „Star Trek“. So war er unter anderem einer der Autoren, die die „Vanguard“-Reihe so erfolgreich machten. Ehe er 2014 hauptberuflicher Schriftsteller wurde, hatte er unter anderem für das US-Militär gearbeitet.
Die U.S.S. Enterprise ist nach langer Zeit wieder unterwegs, um neue Welten zu erforschen und Kontakt mit neuen Zivilisationen herzustellen. Dabei stoßen sie auf ein unbekanntes Schiff, das, wie sich bald herausstellt, aus der Zukunft kommt, geschickt von einer in einem Krieg unterlegenen Rasse.
Es soll diesen Konflikt beenden, bevor er überhaupt anfängt. Doch schon bald stellt sich heraus, dass es in der falschen Zeit angekommen ist. Denn die Auseinandersetzung, die es verhindern wollte, läuft bereits seit Generationen. Seine Ankunft heizt ihn nur noch mehr an.
Ein Kritikpunkt an „Jagd“ war, dass der Roman erneut einer war, der sich hauptsächlich auf die aus Film und Fernsehen bekannten „Star Trek“-Charaktere konzentrierte und die erst in den Büchern eingeführten Figuren weitestgehend ignorierte. Dieser Fehler geschieht in „Der Pfeil des Schicksals“ nicht. Im Gegenteil: Man hat das Gefühl, dass Dayton Ward in diesem Band versucht, all das wiedergutzumachen, was seine Vorgänger angerichtet haben. Denn bei ihm stehen eben die zuletzt vernachlässigten Protagonisten im Mittelpunkt des Geschehens.
Das merkt man vor allem an T’Ryssa Chen. Die Halbvulkanierin ist zu Beginn des Romans dabei, die verschiedenen Abteilungen des Schiffes zu durchlaufen, um zu lernen, was dort geschieht. Darauf baut Dayton Ward auf und schildert, wie sich ihr früher so unsteter Charakter langsam festigt, wodurch sie zu einer wahren Führungsperson avanciert. Sie übernimmt mehr Verantwortung, wird aber auch mehr zu einem Teamplayer und lernt, wie sie mit ihren Kollegen sowie deren Sorgen und Nöten umzugehen hat. Das merkt man an ihrem Umgang mit dem Vulkanier Taurek, mit dem sie immer wieder flirtet, ohne dass daraus ein One Night Stand entsteht, wie es früher vielleicht bei ihr geschehen wäre. Es wird deutlich gemacht, dass sich hier zwei gute Freunde einfach nur gegenseitig necken.
Taurek ist ebenfalls eine Figur, die von diesem Roman enorm profitiert. Hier wird vor allem seine Buchstabentreue betont, als er auf ein Geheimnis aus der Zukunft stößt, sich jedoch an die Richtlinien hält und niemanden an Bord der Enterprise mitteilt, was er entdeckt hat. Er teilt nur Jean-Luc Picard mit, dass er das Entdeckte nur der Behörde für temporale Ermittlungen offenbaren wird. Dabei werden seine Argumente für sein Agieren auf eine so glaubwürdige Art und Weise dargelegt, dass man sie problemlos nachvollziehen kann.
Interessanterweise wird die Behörde von Dayton Ward auch als Grund dafür genommen, um all die Probleme, die normalerweise mit der Zeitreisethematik auftauchen, zu umgehen. Wann immer nur ansatzweise die Gefahr droht, dass die Reise durch Raum und Zeit zum zentralen Gegenstand des Plots werden könnte, wird auf die Existenz der Abteilung verwiesen. Mit der Konsequenz, dass das Thema dann ignoriert wird und der Autor sich weiter auf die Charaktere konzentrieren kann.
So hat man einen Roman vor sich, in dem zwar Zeitreisen ein Handlungselement sind, doch hauptsächlich geht es in der Handlung nur um Probleme der Gegenwart, um den Konflikt zwischen den beiden Rassen, den Golvonek und den Raqilan. Der wird spannend geschildert und wartet mit einigen Überraschungen auf, zum Beispiel, wenn es um den Ursprung der Waffe aus der Zukunft geht, bei dem auf Ereignisse der ersten „Star Trek“-TV-Serie zurückgegriffen wird.
Leider baut der Autor am Ende des Bandes einen Plottwist ein, der unlogisch und unglaubwürdig wirkt. Es geht um die Motivation bestimmter Figuren. Leider wird dieser Aspekt alles andere als gut dargestellt, sodass man über diese Passage stolpert und es den ansonsten positiven Gesamteindruck leicht trübt.
Trotzdem ist das nach dem enttäuschenden letzten Roman wieder ein sehr gutes Buch, das das Interesse für mehr Geschichten mit dieser Crew weckt. Denn durch die Arbeit von Dayton Ward wurde deutlich gemacht, welches Potential in diesen Figuren steckt und wie schade es war, dass sie zuvor eher ignoriert wurden.
Cover © Cross Cult
- Autor: Dayton Ward
- Titel: Star Trek – The Next Generation: Der Pfeil des Schicksals
- Teil/Band der Reihe: Star Trek – The Next Generation
- Originaltitel: Star Trek – The Next Generation: Armagaddon’s Arrow
- Übersetzer: Bernd Perplies
- Verlag: Cross Cult
- Erschienen: 06/2017
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 428
- ISBN: 978-3-959811-84-2
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Wertung: 12/15 dpt