Dank der neuen „Star Trek“-Serie „Discovery“ ist das Franchise wieder in aller Munde. Wobei … war es jemals fort? Denn auch in der Trockenzeit, ehe „Discovery“ das erste Mal über den Bildschirm flimmerte, sind Bücher rund um das „Star Trek“-Universum erschienen. Damit ist jetzt nicht nur der Cross Cult-Verlag gemeint, der seit Jahren die literarische Fahne hochhält, sondern auch andere, wie zum Beispiel der Piper Verlag.
Dort ist im Mai letzten Jahres „Die Star Trek Physik“ erschienen, verfasst von Metin Tolan. Der Autor wurde 1965 geboren und wurde Professor für Experimentelle Physik an der Technischen Universität Dortmund. Seitdem hat er sich als einer der bekanntesten Physikerklärer Deutschlands einen Namen gemacht und unter anderem Bücher geschrieben, in denen er über die Physik der „James Bond“-Filme und beim Fußballspielen erzählte.
Mit seinem Buch will der Autor sich sowohl an die Physikneulinge wenden als auch an die Physikprofis. Dementsprechend zweigeteilt ist der Band. In jedem Kapitel erklärt er die physikalischen Phänomene und ihre Herleitung verständlich für Laien. Nur um dann im späteren Teil die Mathematik und die entsprechenden Formeln hervorzuholen, damit auch die studierten Physiker nachvollziehen können, wovon gerade geredet wird.
Dabei ist das Interessante, dass der Eindruck, „Die Star Trek Physik“ wäre aufgebläht, eben nicht aufkommt. Im Gegenteil: Selbst als Nicht-Physiker ist es durchaus interessant, zu lesen, was Metin Tolan schreibt, bzw. errechnet. Man sollte nur nicht den Fehler machen, diese Anteile des Bandes zu lesen, ehe man nicht den Laienpart vorher gelesen hat. Denn sonst ist die Chance, auch nur ansatzweise nachvollziehen zu können, wovon da geschrieben wird, gleich Null.
Es ist durchaus beeindruckend, wie gut Metin Tolan der Spagat zwischen beiden Teilen gelingt. Man hat nämlich nicht wirklich den Eindruck, dass er bestimmte Inhalte zu sehr versimpelt, damit man sie als Nicht-Physiker verstehen kann. Im Gegenteil: Glasklar beschreibt der Autor zum Beispiel, wie er darauf kommt, dass die Enterprise (Die der „Star Trek – Enterprise“-Serie) 158 Kilo wiegt.
Dabei zitiert der Autor oft bestimmte Episoden aus dem reichhaltigen „Star Trek“-Kosmos und stellt sie in einen Kontext mit dem gerade behandelten physikalischen Problem. Überwiegend bedient er sich dabei der Deutschen Synchro. Doch es gibt auch Passagen, in denen bestimmte Begriffe oder Zahlen falsch übersetzt wurden und deshalb für Verwirrung sorgen dürften. Dies kommuniziert Metin Tolan sehr offen und deutlich und greift dann dementsprechend auf die englische Originalsynchronisation zurück, um die Konfusion aufzuklären.
Überwiegend lobt er auch die Arbeit der Wissenschaftler der „Star Trek“-Serien. Und präsentiert ebenfalls einen kleinen Blick hinter die Kulissen, wenn er zum Beispiel erzählt, dass zur Zeit der originalen Serie das Budget für solche Profis praktisch nicht vorhanden war. Allerdings hält ihn dieses Lob nicht davon ab, dass er an ein paar Stellen Arroganz durchblitzen lässt. Immer wieder gibt es Passagen, in denen er schon fast verächtlich meint, dass bestimmte Dinge bereits von Physikstudenten im Grundstudium gelöst werden könnten. Einmal kann man das als kleinen Scherz durchgehen lassen. Doch da er diese Anspielung regelmäßig wiederholt, interpretiert das man schnell nicht als Witz, sondern als Ernst!
Ganz abgesehen davon hat man es mit einem hervorragenden Sachbuch zu tun, das nicht nur etwas für „Star Trek“-Fans ist.
Cover © Piper-Verlag
- Autor: Metin Tolan
- Titel: Die STAR TREK Physik
- Verlag: Piper Verlag
- Erschienen: 05/2016
- Einband: Gebunden
- Seiten: 352
- ISBN: 978-3-492-05653-3
- Sonstige Informationen:
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