Markus Hoffmann legt mit dem Krimi „Tödliche Triplette“ sein Debüt hin. Selbst begeisterter Boule-Spieler, gibt er dem französischen Sport viel Raum in seiner Geschichte um einen Mord nahe Nizza. Aber von Anfang an:
In dem idyllischen Ort Breil-sur-Roya wird eine männliche Leiche angeschwemmt. Jegliche Hinweise auf seine Identität wurden dem Toten genommen – das Gesicht wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, die Fingerkuppen entfernt. Dennoch findet Commissaire Paul Julian, Chef der Mordkommission in Nizza, schnell heraus, dass es sich bei dem Mann um einen Asiaten handelt. Ein weiterer wichtiger Hinweis steckt im Hals des Opfers: ein altes Emaille-Schild, das sowohl einige Fragen beantwortet als auch neue aufwirft. Zugleich stirbt ein betagter Boule-Spieler während eines Turniers, nachdem ihn eine der schweren Kugeln am Kopf getroffen hat. Der Zusammenhang der Ereignisse nimmt tragischen Einfluss auf die Ermittlungen.
Ein zweiter Erzählstrang führt den Leser ins Deutschland der Nachkriegszeit, wo er den jungen Peppel und seinen Freund Otto auf einer beschwerlichen Reise begleitet. Die beiden flüchten aus Hamburg nach Frankreich und landen schließlich über Umwege in Indochina.
Nach und nach verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart miteinander, und Commissaire Julian muss erkennen, dass manche Schuld nie beglichen wird.
Für ein Debüt ist dieser Krimi durchaus gelungen, allerdings weist er einige Schwächen auf. Zu Beginn wirkt die Sprache recht bemüht, als hätte der Autor mit aller Macht versucht, möglichst wortgewandt zu klingen. Dies stört den Lesefluss ein wenig. Im weiteren Verlauf springen gehäuft Wiederholungen ins Auge – sprachlich wie inhaltlich. Ein Beispiel: »Le Havre konnte kaum glauben, was sich vor seinen Augen abspielte (…)« und der übernächste Satz: »Was zum Teufel spielte sich hier ab?«. Oder auch: »Was hatte Piet auf Lager? Was hatte er gegen Yves in der Hand?«, nächster Absatz: »Was würde Piet ihm am Montag präsentieren?«, gefolgt vom nächsten Absatz: »Was würde Piet ihm vorlegen?« Zum Teil wird hier viel gesagt, um im Endeffekt nichts zu sagen. Dies zieht sich durch das gesamte Buch – immer wieder kommen ähnliche Wendungen zum Einsatz. Ebenfalls abträglich für den Lesefluss ist der oftmals sehr abrupte Wechsel der Sichtweisen. Verfolgt der Leser zunächst die Handlung aus Sicht von Person A, ist im direkt nachfolgenden Absatz plötzlich und völlig unvermittelt Person B an der Reihe. Eine deutlichere formative Trennung der Handlungssprünge hätte das Lesen erleichtert.
Bezüglich des Inhaltes waren insgesamt zu viele Zufälle am Werk, die die Figuren miteinander verbunden und zur Aufklärung des Mordfalles beigetragen haben. Somit wirkt die Geschichte zum Teil etwas konstruiert. Mit mehr Ermittlungsarbeit und weniger der besagten Zufälle wäre die an sich spannende Zusammenführung von Gegenwart und Vergangenheit überzeugender gewesen. Insgesamt wurde die Grundidee des Buches aber gut umgesetzt und die Handlung über einen so langen Zeitraum zu erstrecken, ist – im positiven Sinne – mal etwas anderes.
Einen Pluspunkt gibt es für den Kommissar, der zwar ein wenig grantig, deshalb aber nicht unsympathisch ist. Kleine Einblicke in sein Privatleben (zum Beispiel sein Hobby, Olivenkanister in Blumenkübel zu verwandeln) zeigen seine menschliche Seite. Julians große Leidenschaft ist neben gutem Wein und lukullischen Genüssen das Boule-Spiel. Letzteres zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und wird auf stimmige Weise immer wieder thematisiert. Es bettet sich gut in die Handlung ein und Freunde des Spiels werden sicherlich ihren Spaß daran haben.
Freude macht es indes auch, Peppels Geschichte zu verfolgen. Der junge Mann ist ein sehr sympathischer Charakter, der unter dem aufbrausenden Temperament seines Freundes Otto zu leiden hat und aufgrund dessen in die eine oder andere ausweglose Situation gerät. Er selbst ist ein gutherziger, friedlicher Mensch, der im Grunde nur auf der Suche nach Sicherheit ist. Er gibt nie auf und versucht immer, das Beste aus seiner Lage zu machen.
Ebenfalls positiv fallen in gewisser Weise die Täter auf, die ganz anders sind, als man es sonst gewohnt ist. Trotz der Brutalität, mit der sie vorgegangen sind, lässt sich das eine oder andere Schmunzeln bei der Vorstellung ihrer Flucht vor der Polizei nicht verkneifen.
Die weiteren Charaktere bleiben eher blass. Das Team um Commissaire Julian taucht zwar mehrfach auf, wird aber nur am Rande vorgestellt. Mit anderen Nebenfiguren verhält es sich ähnlich. Ihr Zweck ist es, die Handlung voranzutreiben und Zusammenhänge zu rechtfertigen, nicht mehr und nicht weniger.
Fazit: Hoffmanns Erstlingswerk „Tödliche Triplette“ ist ein insgesamt solider Krimi mit einigen Schwächen. Frankophile Boule-Fans kommen auf ihre Kosten, alle anderen Leser könnten sich stellenweise etwas schwertun, sich auf das Geschehen einzulassen. Die einzelnen Handlungsstränge werden sinnvoll miteinander verwoben – allerdings nicht ohne sich dabei einer Vielzahl an ungewöhnlichen Zufällen zu bedienen. Nichtsdestotrotz muss sich das Buch nicht verstecken und wird sicherlich begeisterte Leser finden.
- Autor: Markus Hoffmann
- Titel: Tödliche Triplette
- Verlag: Mainbook Verlag
- Erschienen: 04/2017
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 242
- ISBN: 978-3946413806
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 9/15 Boule-Kugeln