Story:
Die Schlacht um Alltor ist zugunsten der Nordreiche ausgefallen. Mühsam sammelt Königin Lyrna ihr verstreutes, hasserfülltes Volk um sich, um die Hauptstadt des Landes zu befreien und die Volarianer endgültig aus ihrem Reich zu vertreiben. Doch die Befreiung der Nordreiche bringt noch lange keinen Frieden, rüstet sich das Volarianische Kaiserreich unter den wachsamen Augen des „Verbündeten“ bereits zum nächsten Feldzug. Um den Überraschungsmoment auf ihrer Seite zu haben, macht sich Lyrna mit ihrer Armee auf den Weg über das Meer und marschiert mit ihren Getreuen gegen ihre Feinde. Einzig der Krieger Vaelin al Sorna bricht Richtung Packeis auf, denn dort erhofft er sich Antworten auf die wahre Natur des „Verbündeten“ und deckt unglaubliche Geheimnisse auf, die ein ganz neues Licht auf die Ereignisse werfen …
Eigene Meinung:
Mit „Die Königin der Flammen“ legt Anthony Ryan das große Finale der „Rabenschatten“-Trilogie vor und beendet das große Fantasy-Epos um Vaelin al Sorna und dessen Freunde. Die ursprünglich im Eigenverlag erschienen Romane brachten dem Autor internationales Ansehen und wurden in etliche Sprachen übersetzt. Neben der Trilogie erscheint im Mai 2017 noch der Zusatzband „Das Duell des Bösen“, in dem mehrere Erzählungen aus der „Rabenschatten“-Welt enthalten sind.
Die Handlung setzt direkt am Ende des zweiten Bandes an und führt die Ereignisse fort, die mit der Schlacht um Alltor in „Der Herr des Turmes“ ihren Höhepunkt fanden. Wer zwischen Band 2 und 3 eine längere Pause eingelegt hat, wird erneut mit den vielen, namentlich benannten Protagonisten zu kämpfen haben, was durchaus zu Verwirrung führen kann. Es fällt schwer sich in Erinnerung zu rufen, wer wer ist und wer welche Position bekleidet. Auch sonst wirkt die Geschichte leicht unausgegoren und nicht gänzlich logisch, worüber auch die unzähligen blutigen Schlachten und Kämpfe nicht hinwegtäuschen können. Letztere sind (wie schon in Band 2) einfach zu viel des Guten. Hier metzelt sich Lyrnas Armee durch die volarianische Küste, dort zettelt Frentis eine Revolte unter den Sklaven an und im Norden prügelt sich Vaelin mit einem Teil der volarianischen Heeres. Zwischendurch kommen ein paar Erklärungen, einige Fragen werden beantwortet, dann wieder kapitellange Schlachten. Dafür, dass die Nordlande selbst etliche Verluste wegstecken mussten und sich nur mühsam gegen den Angriff der Volarianer wehren konnten, legen sie bei ihrem Feldzug eine Unverwundbarkeit an den Tag, die einfach nicht überzeugen kann. Zumal sie das riesige, feindliche Kaiserreich in Rekordzeit in die Knie zwingen (wenn man dann noch entgegenhält, dass sie mit einer nicht angeschlagenen Armee fünf Jahre zuvor gegen das andere Kaiserreich versagt haben, fragt man sich, wie das überhaupt möglich ist).
Auch die Erklärungen und Antworten hinsichtlich des „Verbündeten“ wirken sehr abgehackt und verwirrend, wenngleich sie im Grunde sehr spannend sind. Leider verspielt Anthony Ryan mit dem überhetzten Finale einiges an Potenzial, denn dafür, dass der Leser über 2000 Seiten dem Endkampf entgegenfiebert, passiert zum Ende hin erschreckend wenig. Hier hätte man sich mehr gewünscht – nur 2-3 Schlachten weniger und man hätte genug Platz für ein stimmungsvolles, passendes Finale gehabt.
Die Charaktere sind in sich schlüssig, wirken authentisch und handeln logisch, wenngleich die meisten Sympathiepunkte verlieren. Gerade mit Lyrna kann man sich nur noch schwer identifizieren, ist sie doch hasserfüllt, grausam und auf ihre Art genauso kalt und berechnend wie ihre Gegner. Vaelin tritt leider mehr und mehr in den Hintergrund und spielt nur noch am Rande eine tragende Rolle (wenn man bedenkt, dass er im ersten Teil einziger Handlungsträger war, so wirkt die „Degradierung“ besonders übel), ebenso Frentis, der im zweiten Teil durchaus positiv hervorstach. Auch Reva, die Heldin von Alltor, kann dieses Mal nicht so sehr überzeugen wie in Band zwei, da auch sie nur noch kämpft, sich aber ansonsten nicht mehr weiterentwickelt.
So verhält es sich leider auch mit den Nebenfiguren, gerade die, die nur auftauchen um kurz darauf niedergeschlachtet zu werden. Auch sonst muss der Leser von einigen liebgewonnenen Figuren Abschied nehmen, die während all der Schlachten ihr Leben lassen.
Stilistisch legt Anthony Ryan gewohnt solide Kost vor, die durch ausführliche Beschreibungen und sehr lange Dialoge besticht. Er hat ein Händchen für abwechslungsreiche Kampfszenen und sehr farbig geschilderte Schlachten, so dass man die Ereignisse hautnah miterlebt, doch nach der gefühlt zehnten Schlacht ermüdet man dann doch und sehnt andere Handlungsbögen herbei. Zudem reicht sein detailreicher Schreibstil nicht an den ersten Band heran, der in vielen Punkten angenehm aus der Reihe fällt und sich nur auf Vaelin al Sorna konzentriert. Nichtsdestotrotz hat Anthony Ryan eine sehr detailreichen, überschwänglichen Schreibstil, der dafür sorgt, dass man sich gut in die Fantasywelten aus „Rabenschatten“ hineinversetzen kann.
Fazit:
„Die Königin der Flammen“ bietet einen ansprechenden Abschluss der „Rabenschatten“-Reihe, reicht jedoch nicht an „Das Lied des Blutes“ heran und kann aufgrund seiner Metzeleien und Schlachten auch nicht ganz mit „Der Herr des Turmes“ mithalten. Anthony Ryan beantwortet zwar alle Fragen, setzt jedoch das Gewicht zu sehr auf die Kämpfe und Schlachten, anstatt die Figuren ins Zentrum zu stellen (wie er es in den vorherigen Bänden getan hat). Dadurch ist man schnell lesemüde und kämpft sich trotz detailreicher Beschreibungen von Kapitel zu Kapitel, nur um mit einem abgehackten Ende Vorlieb nehmen zu müssen. Schade – nach dem fulminanten ersten Band hat man mehr erwartet …
Cover © Klett Cotta
- Autor: Anthony Ryan
- Titel: Rabenschatten: Die Königin der Flammen
- Teil/Band der Reihe: 3 von 3
- Originaltitel: Queen of Fire: Book 3 of Raven’s Shadow
- Übersetzer: Sara Riffel, Birgit Pfaffinger
- Verlag: Klett-Cotta
- Erschienen: 1102016
- Einband: Hardcover mit Schutzumschlag
- Seiten: 879
- ISBN: 978-3-608-96019-8
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Wertung: 7/15 dpt
Stimme mit deiner Meinung überein. Was ich außerdem auch noch schade ist, dass Sherin (bis auf ein mal) nicht mehr erwähnt wurde. Das Finale hätte man eindeutig besser schreiben können/sollen. Fabde die Teile aber trotzdem sehr spannend.