Die äußerst toughe, sprachbegabte Annie Walker (Piper Perabo, unter anderem “Coyote Ugly”, “Whiteboyz” und “The Prestige”), 28 Jahre alt, ist Trainee bei der CIA, doch kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung wird sie von heute auf morgen im operativen Außendienst für die DPD (Domestic Protection Division) eingesetzt – einer Abteilung, die zu den geheimsten und verschwiegensten des gesamten CIA-Netzes zählt. Fortan muss sie mit ihrem Team undercover Betrüger, Killer und kriminelle, international agierende Organisationen ausschalten.
Ihr Kollege August “Auggie” Anderson (Christopher Gorham, den meisten wohl durch die Serien “Odyssey 5”, “Alles Betty” und vor allem “Medical Investigation” bekannt), der durch einen schrecklich ausgegangenen Einsatz im Irak sein Augenlicht verlor, steht ihr mit Rat und Tat zur Seite und wird zu einem ihrer engsten Vertrauten. Er ist es letztendlich auch, der sie in das CIA-Procedere einführt und dem gesamten Team durch seine blindheitsbedingt unkonventionellen Methoden und Begabungen des öfteren eine entscheidende Hilfe ist.
Während Auggie ihr vieles erleichtert und häufig ihren emotionalen Anker darstellt, erweist sich der Umgang mit der DPD-Leiterin und somit Annies Vorgesetzter Joan Campbell (Kari Matchett) anhand ihrer oftmals unwirschen, unberechenbaren Art als schwierig – etwas, das auch Joans Ehemann Arthur (Peter Gallagher, unter anderem “O.C., California”, “Mr. Deeds” und “Californication), CIA Director des National Clandestine Service, zu spüren bekam und auch noch bekommt. Mehrfache Paartherapien belegen dies.
Doch Annie trägt unbewusst auch Altlasten mit sich herum, denn ein Mensch aus ihrer Vergangenheit ist für die CIA von hoher Bedeutung, und das bringt sie nicht nur einmal in Gefahr. Als wäre all das nicht genug, erweist sich auch ihr Privatleben als eher kompliziert, denn ihre Schwester Danielle (Anne Dudek, passionierten Serienfans hauptsächlich als Amber Volakis in “Dr. House” in Erinnerung), die mit Mann und geringfügig beanspruchenden Kindern zusammen lebt, gewährt ihr ein eher anstrengendes Domizil, in dem sie selbstverständlich den Job, den sie ausübt, strengstens geheim halten muss.
Insgesamt ist diese Serie ein extrem ereignisreicher und ausgewogener Mix aus Drama, Krimi, Action und Humor, wobei die Anteile in praktisch jeder Episode gut aufeinander abgestimmt sind. Während in den einzelnen Folgen stets abgeschlossene Fälle das Herzstück bilden, ziehen sich einige Handlungsstränge durch die gesamte Staffel, so in etwa das Privatleben Walkers und auch das ihrer Schwester, Auggies persönliche Situation und Vergangenheit, das Miteinander der Campbells oder das angespannte Verhältnis zwischen dem DPD-Agenten Jai Wilcox und seinem einstmals in Arthur Campbells Position agierenden Vater Henry – oder eben die Undurchsichtigkeit der Person, die man über Annie zu finden versucht.
Spannung ist demnach garantiert, zumal eine angenehme “Laut-Leise-Dynamik” herrscht: Momente der Stille und der Ruhe, dann folgen Einblicke in die Köpfe und das Umfeld der einzelnen Charaktere, anschließend ereignen sich turbulente Verfolgungsjagden, laute und wilde Schusswechsel, fliegende Fäuste und als Waffen verwendete Gegenstände – über einen Mangel an fließendem Blut, rauchenden Läufen, gebrochenen Knochen, durchdrehenden und quietschenden Reifen sowie kühnen Stunts kann man sich also zu keiner Zeit beschweren, ebenso nicht über fehlende Geühle und Herz. Obendrein ist Eindimensionalität ein Fremdwort.
Innovation geht zwar durchaus anders, aber dem Zuschauer kann das viel Spaß bereiten, er bleibt gerne dabei, erschrickt nicht selten, fiebert mit den Guten mit und bekommt auch die ein oder andere lockere, erheiternde Szene zu sehen, und das ist manchmal doch wertvoller, als krampfhaft etwas Neues aus dem Boden zu stampfen, was dann hinsichtlich des Drehbuchs oder der Umsetzung desselben eher in semioptimalen Resultaten mündet.
“Covert Affairs”, das hierzulande zuerst 2011 auf dem Pay-TV-Sender 13th Street Universal gesendet wurde und nun im Free-TV seit Anfang 2013 auf RTL Nitro ausgestrahlt wird, ist durchaus eine Serie, die sich qualitativ über dem Durchschnitt bewegt, dennoch gibt es so ein paar Dinge, die einen unangenehmen Beigeschmack haben. Zum einen war das Budget für die Effekte und die Actionszenen offensichtlich nicht gerade besonders hoch, denn speziell die Blue Screen/Green Screen-Takes sind oftmals doch sehr klar als solche zu erkennen. Zwar hat man das Bestmögliche zu erreichen versucht, dennoch machen sich solcherlei Auffälligkeiten bemerkbar.
Aus rein subjektiver Sicht hätte man sich bei manchen Actioneinlagen ebenfalls etwas zurückhalten können, da sie manchmal doch etwas sehr an den Haaren herbeigezogen erscheinen: “Na, so ein Zufall, da, wo ich gerade entlang geschleift werde, liegt ja eine Holz- oder Metallstrebe herum. Die jagen wir dem Bösewicht mal eben ins Bein!” oder “Ach, der stürzt gleich in die Tiefe? Oh, da hab ich vorhin doch diese Kette gesehen. Die hol ich doch mal fix!”. Doch gut, wenn man sich die extrem unrealistischen Stunts der Neuauflage von “Hawaii Five-O” als Vergleich zu Gemüte führt, besteht da noch einiges an Spielraum.
Auch hat man – aus ebenfalls persönlicher Sicht – mit Hauptdarstellerin Piper Perabo vielleicht nicht die allerbeste Wahl getroffen. Die Tochter eines Portugiesen und einer Norwegerin besitzt zwar einiges an Charme und überzeugt auch bezüglich der Actioneinlagen, doch so sehr sie sich um schauspielerische Vielschichtigkeit bemüht, gerät sie hier und dort sichtbar an ihre Grenzen. Das ist zwar weniger dramatisch, als es sich liest, denn sie spielt ihre Rolle um ein Vielfaches besser als 95% unserer Schauspielerinnen hierzulande es jemals können werden, doch neben dem äußerst sympathisch, charismatisch und variabel aufspielenden Christopher Gorham wirkt sie stellenweise doch etwas blass.
Dennoch hat diese initiale Staffel – in den USA geht es bald in die vierte Runde – definitiv ihren Reiz, ist ein mehr als akzeptables Genussmittel für Seriensüchtel und ist jedem zu empfehlen, der es gerne dramatisch, hektisch, emotional und laut zugleich hat. Hoffnungsvolle zehn von fünfzehn Dioptrien sind hier auf jeden Fall gerechtfertigt. Oder um es auf fünf Wörter herunterzudampfen: Gute Serie mit kleinen Schönheitsfehlern.
Sämtliches Bildmaterial inklusive Cover © Universal Pictures
- Titel: Covert Affairs
- Produktionsland und -Jahr: USA, 2010
- Staffel: 1
- Erschienen: 04/2013
- Label: Universal Pictures
- Regie:
Félix Enríquez Alcalá
Allan Croeker
Kate Woods
Ken Girotti - Drehbuch:
Chris Ord
Matt Corman
Stephen Hootstein
Dana Calvo
James D. Parriott
Julia Ruchman - Produktion:
David Bartis
Doug Liman
James D. Parriott - Spielzeit:
486 Minuten auf 3 DVDs in 11 Episoden
(Pilotfolge ca. 75 Minuten, Rest je ca. 41 Minuten) - Darsteller:
Piper Perabo
Christopher Gorham
Kari Matchett
Peter Gallagher
Anne Dudek
Sendhil Ramamurthi
Eion Bailey - Extras:
Entfallene Szenen
Welcome To The Farm
Audiokommentare
Gag Reel
Blind Insight
PSA Set Tour - Technische Details:
Video: 1,78:1 Anamorph Widescreen
Audio: DD 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch - FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Produktseite @ Universal Pictures inklusive
Erwerbsmöglichkeit und Trailer
Wertung: 10/15 dpt