Nach Wills Tod scheint Louisa erst einmal in ein tiefes Loch gefallen zu sein. Das Buch setzt knapp anderthalb Jahre nach dem Ende des Vorgängers an. Louisa arbeitet in einer Flugzeugbar und ist mit ihrem Job und besonders mit ihrem Chef nicht wirklich zufrieden. Ihre Situation ähnelt ein wenig der zu Beginn des ersten Bandes. Sie hat zwar einen Job, aber dennoch zu wenig Geld und keine Hoffnung mehr im Leben.
Dieses Mal hat sie jedoch eine Wohnung, die sie mit dem Geld von Will bezahlt hat, von welchem mittlerweile auch nichts mehr da ist. Als sie sich Tages auf der Dachterrasse des Wohnhauses befindet, geschieht ein Unfall und sie fällt vom Dach. Glücklicherweise landet sie auf der Markise wenige Stockwerke unter ihr und überlebt, ohne größere Schäden zu erleiden.
Danach besucht sie eine Selbsthilfegruppe voller Menschen, die eine ihnen nahestehende Person verloren haben, und findet dort etwas Trost, auch wenn sie manchmal nicht versteht, wieso einige ihren Geliebten noch Jahrzehnte später nachhängen.
Als eines Tages dann ein 16-jähriges Mädchen an ihre Tür klopft, das behauptet, es sei Wills Tochter, gerät ihr Leben entgültig aus den Fugen. Sie wird mit Wills Vergangenheit konfrontiert und lernt wieder, was es bedeutet, für jemanden da zu sein. Währenddessen muss sie sich auch bewusst werden, dass ihr Leben weiter laufen muss und dass sie irgendwann wieder bereit sein wird, eine Beziehung einzugehen.
Mit “Ein ganz neues Leben” hat Jojo Moyes vielen Fans von “Ein ganzes halbes Jahr” den Wunsch einer Fortsetzung erfüllt. Leider kann dieser Teil aber bei weitem nicht mit dem ersten mithalten – wenn man die Charaktere vergleicht, kommt man nicht zu vielen Gemeinsamkeiten. Dies liegt nicht nur an den Veränderungen, die die Figuren durch den Velust von Will erleben, sondern auch mit an der Autorin selbst. Moyes scheint bei diesem Werk nicht immer bei der Sache gewesen zu sein. Da es weit hinter ihren anderen Werken liegt, wirkt es eher, als hätte ein Ghostwriter die Aufgabe bekommen, dieses Buch zu verfassen.
Das Ende des ersten Teils ist natürlich traurig und kostet Louisa viel Kraft, aber es hätte ebenso nach dem ersten Band Schluss sein können, als Lou in Café in Frankreich sitzt und den Brief von Will liest. Ein offenes Ende mit Ausblick auf Hoffnung und Gedanken, die man sich als Leser macht was wohl mit Lou in ihrer Zukunft geschehen mag. Diese hoffnungsvolle Lou, die ihre Lebensfreude noch hatte und noch glücklich war, mochte ich. Sie hatte es geschafft, sich aus einer Beziehung zu lösen, die ihr nichts mehr bedeutet hat und in der sie keine Bedeutung mehr hatte. Sie hatte gelernt, zu kämpfen, auch wenn sie ab und an die Hilfe ihrer Familie benötigt hat. Aber auf diese ist auch nicht mehr viel Verlass. Ihre Eltern befinden sich in einer Krise, ihre Mutter möchte einfach selbstbestimmter und nicht mehr in den gewohnten Zwängen leben.
So war Lou auch: Sie hatte es gemeistert, ihr Schneckenhaus zu verlassen, ihre Familie nicht mehr ihre einzige Sorge seni zu lassen. Die Lou aus diesem Teil hat mit jener aber nichts mehr gemein, sie würde am liebsten niemals ihre Wohnung verlassen und mit niemandem sprechen.
Mit “Ein ganz neues leben” hat man einen dieser Möglichen Gedanken nun gedruckt oder als Hörbuch in der Hand und die Möglichkeit, Lou zu begleiten, so wie Jojo Moyes es sich vorstellt.
Wer offene Enden mag oder gegen sie nichts einzuwenden hat, sollte die Finger von diesem Werk lassen. Es wirkt von zu vielen Zufällen gesteuert und dabei eher erzwungen. Es ist ein Werk, was man sich zu Gemüte führen kann, aber nicht muss. Für mich gilt hierbei leider eher Letzteres, obwohl die Autorin mich bisher noch nie enttäuscht hat. Auch Luise Helm, die das Werk wie bereits die Moyes-Vorgänger eingelesen hatk, kann dabei nicht viel gut machen. Ihr gelingt, es ein wenig Leben in Lou fließen zu lassen, dies kann an den Charaktern aber leider nicht allzuviel ändern.
Auch wenn es in “Ein ganz neues Leben” gegen Ende Hoffnung zu geben scheint , so lässt es die Frage stehen, ob es wirklich das ist was Lou sich gewünscht hat.
Da ich bei diesem Band leider sehr viel erwartet habe und es diese leider nicht wirklich erfüllt hat, war ich selbstverständlich enttäuscht. Ein offenes Ende hätte Hoffnung (vielleicht auch nur andere Hoffnung als dieses Ende) gegeben. Ich habe lange über diese Geschichte nachgedacht, sie noch ein zweites Mal gehört, bin Lou dabei aber nie so nahe gewesen wie im ersten Band. Daher lasse ich hier eine Bewertung weg. Mich konnte der Band nicht überzeugen, viele jedoch schon. Daher sollte man, wenn man dieses Buch zur Hand nimmt, es ohne Erwartungen an Lou tun. Ich kann ihre Gefühlslage durchaus verstehen, habe mich durch ihre vorherigen Entwicklungen aber auf etwas anderes eingestellt.
- Autor: Jojo Moyes
- Titel: Ein ganz neues Leben
- Teil/Band der Reihe: 2/2
- Originaltitel: After you
- Übersetzer: Karolina Fell
- Label: Argon
- Erschienen: 09/15
- Sprecher: Luise Helm
- Spielzeit: 9:40 Std. auf 8 CDs
- ISBN: 978-3-8398-1430-7
- Sonstige Informationen:
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Wertung: keine