Die junge und sehr selbstbewusste FBI-Agentin Audrey Parker (Emily Rose, wiederkehrende Rollen in “Jericho” und “Emergency Room” sowie Gastrollen in diversen US-Mystery-, Krankenhaus- und Krimiserien) muss sich für einen routinemäßigen Fall auf den Weg in die Kleinstadt Haven machen. Dort soll sie mit dem Polizisten Nathan Wournos (Lucas Bryant, unter anderem “Odyssey 5”) den mysteriösen Tod eines ehemaligen Gefängnisinsassen aufklären. Es geschehen eigenartige Dinge in diesem Ort, und diese üben auf Parker eine solche Faszination aus, dass sie ihnen auf den Grund gehen möchte: Der Schatten einer Person macht sich selbstständig und tötet. Menschen und Gegenstände, die auf Kohlezeichnungen zu sehen sind, stößt das zu, was mit den entsprechenden Zeichnungen geschieht. Eine Frau hat durch ihre Stimmung Einfluss auf das Wetter. Inmitten all dieser unorthodoxen Geschehnisse bemerkt die Agentin, dass sie eine ganz besondere Verbindung zu dieser Stadt hat – eine engere, als sie je erwartet hätte. Und dann wäre da noch der merkwürdige, auf einem Boot lebende Duke Crocker (Eric Balfour, bekannt durch “24”, “Six Feet Under”). Welche Rolle spielt er bei alledem?
Bei Mystery-Serien ist der Grat zwischen Trash und guter Kost ja oftmals sehr schmal, und gerade, wenn eine Serie ihre Free-TV-Premiere auf RTL II feiert, wie es bei “Haven” 2010 der Fall war, legt sich ein Wellenprofl über die Stirn des kritischen Fernsehzuschauers. Eines vorweg: Ebenjener hat Glück gehabt, denn die Sache mit dem Trash kann ausgeschlossen werden. Sicherlich ist diese dreizehn je etwa 42 Minuten lange Episoden umfassende Serie, die lose auf Stephen King`s Roman “Colorado Kid” basiert, nicht die totale Innovation oder Revolution im Seriendschungel, aber es darf auch bezweifelt werden, dass dies die Absicht der Serienmacher war.
Vielmehr haben wir es hier mit einer Form des “easy watching” zu tun: Ein roter Faden zieht sich durch die sehr ereignisreichen Folgen und beleuchtet die Lebensgeschichten der Protagonisten, in jeder Folge wird jeweils nach eines seltsamen Rätsels Lösung gesucht, und manchmal weiß man mit etwas Nachdenken auch mal nach 20 Minuten bereits im Ansatz, was da gleich noch kommen mag. Die visuellen Effekte sind ebenfalls nicht die aufwändigsten, und gerade hier merkt man, dass das Budget nicht allzu hoch gewesen zu sein scheint – hier verhält es sich ungefähr so, wie man es beispielsweise aus “Eureka” oder “Warehouse 13” kennt. Im Grunde hat dieser Verzicht auf Effekthascherei, zu viel Düsternis und zu viel Brutalität aber auch etwas Gutes an sich, denn so geraten die Effekte nicht in den Vordergrund, sondern spielen eine untergeordnete Rolle. Priorität haben hier andere Dinge – starke Charaktere, Spannung und Emotionen zum Beispiel.
Ärgerlich ist, dass bei der deutschen Synchronisation etwas zu sehr gespart wurde. Die Stimmen der Hauptcharaktere gehen zwar noch weitgehend in Ordnung, aber vielen Nebendarstellern hat man Stimmen über die Lippen gelegt, die a) oft nicht synchron zu den Bildern gesprochen sind, b) nicht zu den Figuren passen, c) die Emotionen nicht rüberbringen können und somit oft d) unglaubwürdig wirken. Das trübt die Freude an der an sich unterhaltsamen Serie dann doch ein wenig und daher ist es empfehlenswert, sich der Reihe gleich in der Originalsprache anzunehmen.
Letztendlich können die Erschaffer der Serie nichts für eine miese Synchro. Mag man Serien wie “Akte X”, “Eureka”, “Sanctuary”, oder “Twin Peaks”, ist man mit “Haven” auf jeden Fall zufriedenstellend bedient. In der zweiten Staffel hat das Team in puncto Kreativität und Qualität zwar ein paar Schippchen draufgelegt, doch ein guter Start ist diese erste Staffel, auf deren vierter und abschließender DVD sich sehr viel Bonusmaterial (Behind The Scenes, Cast Interviews, Ausblick auf Staffel 2, etc.) befindet, allemal.
- Titel: Haven
- Staffel: 1
- Erschienen: 2010
- Produktionsland: Kanada
- Label: WVG Medien GmbH/Entertainment One
- Idee:
Jim Dunn
Sam Ernst
Stephen King (Buch) - Regie/Produktion:
Charles Ardai
Stefanie Deoul
Ginny Jones Duzak - Musik: Shawn Pierce
- Spielzeit: 13 Episoden á ca 41 Minuten (= ca. 535 Minuten)
- Darsteller:
Emily Rose
Eric Balfour
Lucas Bryant
Richard Donat
John Dunsworth
uvm.
- Extras:
Audiokommentare zu diversen Episoden
Making Of
Behind The Scenes Video Blogs
Cast Interviews
Staffel 1 – Trailer
Staffel 2 – Einblick
(insgesamt ca. 61 Minuten) - Technische Details:
Video:
1,78:1 (anamorph/16:9)
Audio:
Deutsch, Französisch, Englisch (je DD 5.1)
Audiokommentar (DD 2.0 Stereo)
Untertitel:
Deutsch, Englisch, Französisch - FSK: 16
Wertung: 10/15 dpt
(Diese Rezension erschien ursprünglich in noisyNeighbours #34 und wurde vom Verfasser überarbeitet und von ihm für booknerds.de übernommen. Vielen Dank an dieser Stelle für die Gestattung der Artikelübernahme.)