Eigentlich war der erste The Man with the Iron Fists schon eine Überraschung: Mit gelungenen Sidekicks von Lucy Liu, Russell Crowe und Dave Bautista, gut inszenierten Kämpfen und der absurd-schnittigen Kombination aus Kung Fu- und Wu-Tang-Ästhetik hat der Film bis auf kleinere Schwächen überzeugt – obwohl der RZA Regie, Drehbuch und Hauptrolle übernommen hatte. Es wäre auch in Ordnung gewesen, Thaddeus, den vom RZA gespielten Erzähler und Helden am Ende der Geschichte seinen Frieden finden zu lassen. Wu-Tang zeichnet sich aber nicht nur durch dunklere Töne im Hiphop aus, sondern eine intelligente Vermarktung: Nicht lange nach dem letzten, etwas faden, obwohl auf John Woos und Tsui Harks gleichnamigen Film anspielendes, Album A Better Tomorrow kam der Release von The Man with the Iron Fists 2. Das direct-to-DVD-Epos weiß durchaus zu überzeugen; ‘überzeugen’ sollte allerdings nicht allzu emphatisch gelesen werden.
Das war so nicht unbedingt zu erwarten, denn die namhaften Kooperationen sind weggebrochen: Die Regie wurde von Roel Reiné geführt, der Cast von einem nicht immer glaubwürdigem Dustin Nguyen als Li Kung angeführt und der anfangs verwundete Thaddeus darf sich von Lis Tochter Innocence (Pim Bubear) pflegen lassen; die überhaupt eher spärlichen Auftritte des RZAs tun dem Film jedoch gut, da man ihm zwar oft die gewollte große Geste ansieht, sie aber kaum ernst zu nehmen ist – was in gewisser Hinsicht oft aber auch einfach witzig ist. Erst spät tritt Thaddeus als Schmied auf, um für die Minenarbeiter unter Führung Lis Waffen zu produzieren. Die haben sie auch bitter nötig, da junge Frauen des Clans der Minenarbeiter entführt und ermordet werden, während die Minenarbeiter selbst unter der blutigen Gewaltherrschaft des Beetle Clans leiden. Als nach einem gewonnenen öffentlichen Kampf der Bruder Lis einer Intrige zum Opfer fällt, rebellieren die Arbeiter. Dass sie sich dabei einen gefährlichen Gegner zum Verbündeten wählen, stellt einen durchschnittlich durchschaubaren Twist dar, der die letzte Viertelstunde spannend bleiben lässt.
Während der Plot die mittlerweile zum Standard gewordene Revolution der Unterdrückten gegen die Kolonialisten nett erzählt, überraschen die fast poetischen Panoramashots des in Thailand gedrehten Films, indem sie dem triefenden (auch musikalischen) Pathos rhythmische Kontrapunkte entgegensetzen. Der daraus entstehende Flow lässt sogar fast über die unsäglichen, langsamen Szenen hinwegsehen, in denen Thaddeus gepflegt wird. Übrigens auch nicht unbedingt zu erwarten war, dass im ersten, unter der Regie vom RZA gedrehten Man with the Iron Fists Frauen deutlich besser wegkommen und nicht ausschließlich in Koch-, Sterbe-, Räkel- oder Pflegeszenen zu sehen sind, wie im zweiten Teil.
Ähnlich unnötig war auch, zu erklären, wie der schwarze Thaddeus ins mittelalterliche Asien gekommen ist – mit denselben Szenen des ersten Films. Schon bei Django Unchained kam das Gefühl auf, dass ein schwarzer Django nur die willkürliche Selbstbezüglichkeit Tarantinos spiegelt, der Italo-Western und Blaxploitation witzig findet und deshalb kombiniert; hier ist die scheinbare Willkürlichkeit zwar ernst gemeint, aber die amerikanische Geschichte der Sklaverei anzuschneiden braucht es eigentlich nicht: Die Revolution der Kolonialisierten ist, ästhetisch betrachtet, schon längst angeglichen. Nicht umsonst lebten die vom RZA verehrten Regisseure in der britischen Kolonie Hongkong und haben, wie Ringo Lam oder Tsui Hark, einen Teil ihrer filmischen Ausbildung in den USA erfahren. Nichtsdestotrotz hat The Man with the Iron Fists 2 mehr mit der Ip Man Trilogie gemein, als mit Chang Chehs Meisterwerken.
Unterm Strich handelt es sich um einen unterhaltsamen Film, dem man nur selten ansieht, wie günstig er produziert wurde: Die Martial-Arts-Szenen sind gut, der Plot spannend und die Kameraperspektiven geschickt. Man kann also über die mittelmäßigen Schauspielerleistungen und das schlecht animierte CGI-Blut hinwegsehen und das gute Bild der Blu-ray dank kitschiger Kostüme und hübscher Landschaftsaufnahmen genießen. Sollte noch ein dritter Teil erscheinen, hoffe ich allerdings wieder auf einen Hiphop-Soundtrack; statt dem Score des zweiten Teils wären mir sogar die Lieder des letzten Wu-Tang-Albums lieber. Vielleicht würden dann sogar Tsui Hark und John Woo den Film produzieren.
Wertung: 8/15 dpt
Filmstills und Cover © Universal Pictures
- Titel: The Man with The Iron Fists 2
- Produktionsland und -jahr: USA, 2014
- Genre:
Action - Erschienen: 16.07.2015 (DE)
- Label: Universal Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
90 Minuten (ohne Extras) - Darsteller:
RZA (Robert Diggs)
Eugenia Yuan
Cary-Hiroyuki Tagawa
Dustin Nguyen
Carl Ng
Zhu Zhu
Pim Bubear
- Regie: Roel Reiné
- Drehbuch:
RZA (Robert Diggs)
John Jarrell
- Kamera: Roel Reiné
- Musik: Howard Drossin
- Technische Details (DVD)
Video: 1,78:1 Anamorph Widescreen
Sprachen/Ton: Dolby Digital 5.1 (D, GB, F, E, I)
Untertitel: D, F, E, GB, Arab, DK, NL, Fin, Isl, N, P, S, TRK, Hind
- Technische Details (Blu-Ray)
Video: 1,78:1 Widescreen in High-Definition
Sprachen/Ton: Digital Surround 5.1 (D, F, I, E), DTS-HD Master Audio 5.1 (GB)
Untertitel: D, F, E, GB, Arab, DK, NL, Fin, Isl, N, P, S, TRK, Hind
- FSK: 16
- Sonstige Informationen:
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