Utopia – Staffel 1 (Serie, 2DVD/2BD)

Utopia Staffel 1 - DVD Cover © polyband“The Utopia Experiment” – eine Graphic Novel, die in Internet-Foren Comic-Fans und Nerds beschäftigt, bringt fünf junge Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Medizinstudentin Becky hat ihr Studium auf Eis gelegt, um sich kreativerer Arbeit zu widmen, Ian ist gelangweilter IT-Spezialist, der seine Kollegen mit Arroganz überschüttet, Grant behauptet im Internet Porsche zu fahren und mit Models zu schlafen, entpuppt sich in der Realität jedoch als renitenter elfjähriger Schulschwänzer, Wilson ist praktizierender Verschwörungstheoretiker, der bei seinem Vater wohnt, sowie Bejan. Die Fünf diskutieren im Netz in jeder freien Minute über “The Utopia Experiment”, von dem Wilson behauptet, es handele von der Realität und beinhalte eine dystopische Prophezeiung. Als Bejan an das Manuskript der Fortsetzung kommt, beschließen sie, sich zu treffen.

Utopia Staffel 1 - Szenenbild © polybandGrant nutzt die Gelegenheit jedoch lieber, um in Bejans Wohnung einzubrechen und wird dabei Zeuge, wie dieser von zwei dubiosen Gestalten besucht wird, die auf der Suche nach dem Manuskript sind. Als Bejan von den beiden vom Dach gestoßen wird, schnappt sich Grant das Manuskript und verschwindet. Nach kurzer Zeit sind alle, die von der Utopia-Fortsetzung wussten, auf der Abschussliste der Killer, die durchaus eine kreative Arbeitsweise an den Tag legen. Doch obwohl Wilson ein Auge mit einem Löffel entfernt und das andere mit Chilipulver und Bleichmittel behandelt wurde, schafft er es, das Killerduo zu halbieren. Der zweite Untäter lässt sich davon nicht beirren, zieht lethargisch mordend weiter und fordert stets die gleiche Information ein: »Wo ist Jessica Hyde?«

Inzwischen dürfte allen Protagonisten und Zuschauern klar geworden sein, dass es sich bei “The Utopia-Experiment” um mehr als nur einen Comic handelt. In der Tat beinhaltet dieser den Plan zur Rettung der Menschheit auf recht fragwürdige Weise, vorangetrieben durch eine Organisation, die sich schlicht “The Network” nennt und auch vor Mord und Erpressung auf höchster Regierungsebene nicht zurückschreckt. Das muss auch Michael Dugdale, Regierungsrat im Gesundheitsministerium, erfahren, der sich beruflich hohe moralische Standards gesetzt hat, aber leider auch eine russische Prostituierte geschwängert hat, wovon seine Frau, mit der er vergeblich versucht ein Kind zu bekommen, nichts erfahren soll.

Am Schluss weiß niemand mehr, wem hier zu trauen ist und wer gut und wer böse ist. Und sogar der Killer zieht einige Sympathien auf sich, als ihm bewusst wird, dass er keine Biografie hat und bloß eine desinteressierte Mordmaschine ist. Interessiert ihn diese Erkenntnis? Schon, aber er lässt es sich nicht anmerken.

Utopia Staffel 1 - Szenenbild © polybandUTOPIA lebt besonders durch seine Figuren, die alle recht schrullig daherkommen, mit ihren Macken allerdings nicht zu Sympathieträgern taugen. Oder gerade deswegen… Der Mensch ist nun mal ein wankelmütiges Wesen, und so kann Wilson dem Network sogar den Mord an seinem Vater verzeihen, als er erfährt, was deren Plan für die Menschheit bedeutet. Und Arby, der Killer, an dessen wahren Namen sich niemand mehr erinnern kann, ist eine höchst vielschichtige Figur: eingeführt als eiskalt ausführendes Organ, phlegmatisch und hochprofessionell, der beginnt, sich mit seinen Gefühlen und seiner eigenen Lebensgeschichte auseinander zu setzen und dessen erste emotionale Handlung darin besteht sich zu fragen, warum ihn nichts berührt.

Die Darstellerriege beinhaltet recht unverbrauchte Gesichter. Fans britischer Serien dürften Ian (Nathan Stewart-Jarrett) als Curtis aus “Misfits” bekannt sein, und wer sich traut, über Selbstmordattentäter zu lachen, hat vielleicht Wilson (Adeel Akhtar) in “Four Lions” in die Luft fliegen sehen.

Utopia Staffel 1 - Szenenbild © polybandAtmosphärisch ist die Serie sehr schön durchkomponiert: die schrillen Farben vermitteln eine Finsternis, die es seit Clockwork Orange so nicht mehr gegeben hat und lassen das Szenario so unwirklich wie einen Alptraum erscheinen. Unterstützend wirkt dazu auch der von Cristobal Tapia de Veer komponierte Soundtrack – elektronisch, minimalistisch und zurückhaltend schafft er, was den vielen Hollywood-Orchestern mit Pomp und Prunk nicht gelingt: die Stimmung der Handlung abzurunden als gleichwertiges filmisches Stilmittel, ohne willkürlich zu wirken oder manipulierend die Emotionen der Zuschauer zu steuern.

UTOPIA zu schauen ist anstrengend. Aber wer in seinen Sehgewohnheiten nicht herausgefordert werden möchte, kann ja GZSZ gucken.

Cover & Szenenfotos © polyband

  • Titel: Utopia
  • Originaltitel: Utopia
  • Produktionsland und -jahr: Großbritannien, 2013
  • Genre:
    Thriller
    Drama
    Mystery
  • Erschienen: 27.03.2015
  • Label: polyband Medien GmbH
  • Spielzeit:
    316 Minuten (+ 48 Minuten Bonusmaterial) auf 2  DVDs

    316 Minuten (+ 48 Minuten Bonusmaterial) auf y Blu-Rays
  • Darsteller:
    Fiona O’Shaughnessy

    Alexandra Roach
    Nathan Stewart-Jarrett
    Adeel Akhtar
    Oliver Woolford
  • Regie:
    Marc Munden

    Alex Garcia Lopez
    Wayne Che Yip
  • Drehbuch: Dennis Kelly
  • Kamera: Jake Polonsky
  • Musik: Cristobal Tapia de Veer
  • Extras:
    Audiokommentar

    The world of Utopia
    Fly on the wall
    Analysis of stunt scenes
    Deleted scenes
  • Technische Details (DVD)
    Video:
    16:9, 1,78:1
    Sprachen/Ton:
    D, GB
    Untertitel:
    D, GB
  • Technische Details (Blu-Ray)
    Video:
    1920×1080, 2,40:1
    Sprachen/Ton:
    D, GB
    Untertitel:
    D, GB
  • FSK: 18
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 12/15 dpt

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