Es gibt diese Filme, die kaum zehn Jahre alt sind und trotzdem schon heillos veraltet wirken. “Shutter” gehört dazu. Das liegt nicht unbedingt an der simplen Story, den blassen Charakteren oder den abgenutzten Sounds. Denn das sind Dinge, die der Film angenehm stringent durchzieht und effektiv einsetzt. Es ist das Inszenieren von analoger Filmentwicklung, aus der mystischer Grusel bezogen wird und dessen Reflektierung durch digitale Bildstörungen im Film nicht aufgeht; nicht nur, weil kein Bezug der Effekte zur eigentlichen Geschichte besteht, sondern weil die Effekte selbst, insbesondere im hochauflösenden Bild der Bluray, altbacken wirken. Das macht “Shutter” noch nicht schlecht, aber auch nicht sehenswert.
Aber worum geht es eigentlich? Der Fotograf Tun trifft mit seiner neuen Freundin Jane alte Jugendfreunde wieder, weil einer seiner Bekannten aus Studienzeiten heiraten wird. Die drei Altbekanntschaften sind nicht sehr sympathisch und spielen im weiteren Verlauf der Geschichte, bis zur Wendung im letzten Drittel, kaum eine Rolle. Auch danach dienen sie mehr als nachgereichte Erklärung für die Wendung, als dass ihre Charaktere ausgearbeitet würden. Nach dem Treffen überfahren Tun und Jane eine Frau und begehen Fahrerflucht, woraufhin auf den Fotos, die Tun für eine Klientin bei einer Abschlussfeier auf dem Universitäts-Campus schießt, Schlieren sowie Konturen eines Gesichts erscheinen. Ohne Schock- und Überraschungsmomente vorwegzunehmen, weil es nach der zehnten Minute klar ist: Die beiden werden von einem Geist verfolgt, der seine Poltereien mit jeder zweiten Szene ausbaut und über Objektivverschmutzungen kommuniziert. Die Handlung fokussiert sich daraufhin auf die Detektiv-Arbeit des jungen Pärchens, die dem Phänomen auf den Grund gehen wollen.
Stilistisch sticht die durchgehende Bildstörung, ein Rauschen, hervor, das lediglich atmosphärisch, aber keine narrative Rolle spielt. Ähnliches gilt für Farbfilter, die im Vorspann die Sequenzen noch als Rückblende andeuten, später aber keinen Bezug zur Art des Erzählens haben. Hier wird die Chance verpasst, das Auftauchen des Geistes im Bildmedium auf das Geschehen im Film zu beziehen: Die Effekte haben ihren alleinigen Zweck im Erschrecken und dem Enthalten von Informationen, verweisen aber nie auf das Medium selbst. Die Schocks entstehen durch plötzliche Geräusche, Jumpcuts oder Schnitte, bei denen mit der Perspektivübernahme der Protagonisten und der einhergehenden Desinformation gespielt wird. Zum Finale kommen Traumlogiken hinzu, etwa endlose Treppenhäuser – irgendwo zwischen Escher und Kubrick gehört das zu den Dingen, die der Film solide beherrscht.
Jedoch immer, ohne die Leinwand zu durchbrechen: Der Zuschauer, der auf der Leinwand letztlich auch nur Illusionen sieht, also Geister, wird nicht mit den Protagonisten parallelisiert. Was man durch das Objektiv des Films sieht, ist, so wie es gezeigt wird, da. Weil aber gerade die Existenz der Dinge im Film nicht hinterfragt wird, entstehen auch in der Fiktion selbst keine Risse, durch die auf die Realität des Beobachters Einfluss genommen würde. So kann man sich bequem zurücklehnen und den Horror an sich vorbeiziehen lassen. Denn ‘unsere’ Realität bleibt ganz eindeutig und klar, wenn die filmische Realität mit dem Ende des Films endet. Der Mythos des durch fehlerhafte Repräsentationen kommunizierende Geistes ist in Instagram-Zeiten nicht glaubwürdig; es ist klar, das alles immer manipuliert ist. Und in einer Welt, in der alle Bilder mangelhafte Repräsentationen der Wirklichkeit sind, ist ein Fehler im Bild kein Zeichen des Übernatürlichen, weil es keine Abweichung ist.
Kurz: Der Film ist gut, hat aber eine Gelegenheit verstreichen lassen. Und das ist schade, denn der Film hätte, wenn man von ein paar stupiden Dialogen absieht, auch sehr gut sein können.
Cover & Szenenfotos © Ascot Elite
- Titel: Shutter
- Originaltitel: Shutter
- Produktionsland und -jahr: Thailand 2004
- Genre:
Horror - Label: Ascot Elite
- Spielzeit:
97 Minuten auf einer Blu-Ray - Darsteller:
NAchita Sikamana
Natthaweeranuch Thongmee
Ananda Everingham
- Regie:
Banjong Pisanthanakun
Parkpoom Wongpoom
- Drehbuch:
Banjong Pisanthanakun
Sopon Sukdapisit
Parkpoom Wongpoom - Kamera:
Niramon Ross - Schnitt:
Manop Boonvipat
Lee Chatametikool - Musik: Chatchai Pongprapaphan
- Extras:
Interviews, Behind the Scenes, Das Fotophänomen, Originaltrailer, Trailershow - Technische Details (Blu-ray)
Video: 1.78:1 / 16:9 – 1080p24 HD
Sprachen/Ton: D, Th
Untertitel: D
- FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Erwerbsmöglichkeiten
Wertung: 7/15