Round up eight, you all get straight,
Knock down Sal and pick up Kate.
Swing your partner, swing her hard,
Allemande left your own back yard.
Right and left all around the ring.
Meet your partner, swing her once and a half,
And keep hookin’ on for a hour and a half.
Swing her high and swing her low,
Turn her loose and on you go.
Now your right, now your own,
Meet your partner and promenade home.
So dürfte es klingen, wenn General James Last durchs Megafon seine Armee debil grinsender Cowboys in der Vierecksformation zu sehen verlangt. Eine Armee, in der Weibsvolk nicht nur zugelassen, sondern per Quote auf ca. 50 % festgelegt wurde. Zumindest im günstigsten Fall kommt auf jeden Mann eine Frau. Eine Gefahr für Leib und Leben dieser Armee geht glücklicherweise nicht aus. Jedenfalls nicht für Andere. Vielmehr handelt es sich hier um eine autodestruktive Streitmacht stetsontragender Hillbillies, deren Opfer die Doppel-X-Chromosom-tragenden Rekruten sind, die auf den Befehl »Swing your partner, swing her hard« von ihren männlichen Mitstreitern gedreht, geschubst und umher geschmissen werden. Ein fanatischer Akt, an dem sich andere Selbstmordattentäter ein Beispiel nehmen sollten.
Um es klar zu stellen: Die oben zitierten Zeilen finden sich nicht auf James Lasts Western Party and Square Dance-Platte – ein juristischer Schachzug, um nicht mit subtil gewaltverherrlichenden Lyrics auf dem Index zu landen. Die eingeweihten Rekruten werden diese Zeilen jedoch im Schlaf zu Songs wie “Orange Blossom Special2 mitexerzieren können.
Im Gegensatz zu anderen Fanatisten sind die Square Dancer für die Gesellschaft harmlos. Nicht das Judentum, der Kommunismus, Einwanderer, die Bahn oder Salafisten sind schuld, dass es uns allen schlecht geht. Es wird kein Feindbild entworfen (außer vielleicht den Moll-Tonarten), denn im Kosmos der quadrat-tanzenden Kuhhüter ist die Welt in Ordnung. Während andere Ideologien nach dem Paradies streben, hat General James Last dieses bereits auf der Erde etabliert. Die heile Welt wird in jeder Note transportiert. Einfache Rhythmen, die einen nach Abschalten des Großhirnes in Schunkellaune versetzen, lassen einen die Schmerzen des Alltags vergessen (Judentum, Kommunismus, Einwanderer, die Bahn oder Salafisten).
Ich weiß, was Sie denken. Und Sie haben recht. Warum schaltet der werte Vinyl-Terrorist nicht einfach sein Hirn aus und tanzt mit. Wo sonst bekommt er die Chance, ungestraft das schwache Geschlecht durch die Luft zu werfen und auch mal euphorisch in die Decke zu schießen. Eine gute Frage, die sich nicht zufrieden stellend beantworten lässt. Aber ich habe nun mal meine Prinzipien. Frauen sind eben wie Freunde, die wirft man nicht, die hat man (anstelle einen Shitstorm auszulösen, bitte ich Sie, mich per Email für diese letzte Äußerung zu beleidigen: I.love.my.va-Gina@turboprinzessin.de, Juden beleidigen mich bitte unter jesus@weibsvolk.org).
Zurück zur Musik. Wie klingt es, wenn James Last “SQUARE DANCE”-Musik macht (und warum wird Square Dance in Großbuchstaben und in Anführungszeichen gesetzt? Last nimmt – laut Linernotes – an, dass “die meisten” sie so nennen. Ich nicht, aber ich gehöre eh einer Minderheit an). Bei dieser Western Party bekommen wir den Eindruck, dass der Wilde Westen ein Ort ist, an dem alles einfacher ist. Die Menschen tragen Flanellhemden und grüßen sich auf der Straße. Hier ist sogar der Schmutz sauber und so sehr Fassade wie Kunstschnee auf einem Plastikweihnachtsbaum. Diesem Bild trägt die James Last-Band durch ihre klinische Interpretationsweise alter Volkslieder Rechnung. Jede Note sitzt auf den Punkt, wie man es nur nach jahrelanger Konservatoriumsausbildung hinbekommt, und dennoch sieht man vor seinem geistigen Auge, dass die Mundharmonika von einem alten zauseligen Goldgräber, der nur noch drei Zähne im Mund hat, gespielt wird. Diese Musik ist die perfektionierte Simplifizierung der Sehnsucht nach Bodenständigkeit – eine Home-Sweet-Home-Mentalität, die uns Schutz gibt in einer immer globaler werdenden Welt, die nichts anderes anrichtet als Verwirrung. Die eigentliche Botschaft findet sich im oben zitierten Text: »Allemande left your own back yard«. Bei der Allemande handelt es sich um einen Schreittanz – wir schreiten tanzend unseren Hinterhof ab, denn hier fühlen wir uns geborgen und sicher. Wenn wir weit schreiten wollen, ohne diese Sicherheit zu verlassen, schreiten wir eben immer um den eigenen Hinterhof herum. Denn – und so lässt sich das Zitat wohl freier übersetzen: Ein jeder kehr’ vor seinem Tor, da hat er Dreck genug davor.
James Last – Western Party and Square Dance
Preis: Gratis. Hat mein Bruder im Flur der Musikschule gefunden und für mich mitgenommen.
polydor International GmbH 1977