Gibt es tatsächlich ein Haus der Geister?

Im August des Jahres 1881 reitet Kriminalrat Gustav Heller in der Nacht von Dresden zu seinem Gutshof bei Pillnitz und sieht vor einer Kirche die Erscheinung einer Frau. Die Weiße Frau, das wissen alle, ist ein schlechtes Omen, denn ihr Erscheinen kündigt ein bevorstehendes Unheil an. Heller hält nichts von diesem Aberglauben, gleichwohl erreicht ihn am nächsten Arbeitstag die Nachricht von einem Todesfall. Der Kommerzienrat Gust starb an einem Herzinfarkt, allerdings während einer Séance in der Villa von Adele Amalia Blumfeld, die dort selber als Medium dient. Folglich kann sie sich an nichts erinnern, während andere Teilnehmer einen Geist gesehen haben wollen, der den Verstorbenen mit einem roten Verlies konfrontierte.
Mehrere Wochen später. Heller und sein Assistent Adalbert Schrumm werden erneut zur Villa Blumfeld geschickt, da sich eine Frau dort auf dem Dachboden erhängte. Erzählungen zufolg gab es derartige Suizide schon mehrfach an gleicher Stelle. Ob wohl doch ein Geist die Lebensmüden herbeiruft? Beweise für ein Verbrechen sind in dem dunklen Haus nicht zu finden, Frau Blumfeld und dass nach einem Unfall vor allem im Gesicht schwer entstellte und zudem stumme Hausmädchen Hermina können oder wollen keine Hinweise geben. Schrumm, der sich durchaus Geister vorzustellen vermag, zumal er in seiner bescheidenen Dachwohnung selbst oft denkwürdige Geräusche vernimmt, die ihm den Schlaf rauben, gerät ins Wanken, während Heller das Ganze als Hokuspokus, um nicht zu sagen, als Betrug ansieht. Allein, es fehlen jegliche Beweise und schon bald gibt es den nächsten Selbstmord in der Villa Blumfeld.
Die Zeit drängt, denn nicht nur die Vorgesetzten machen Druck. Auch die Dresdner Volkszeitung, die sich vor allem in Arbeiterkreisen großer Beliebtheit erfreut, setzen den Ermittlern zu und damit quasi Seiner Majestät, dem König von Sachsen. Aber wie weiterkommen, wenn angeblich niemand das geheimnisvolle rote Verlies kennt?
Zweiter Fall für Gustav Heller
Nach „Tod auf der Elbe“ (spielt 1879) ist der vorliegende Roman der zweite Fall für Gustav Heller, den Großvater von Kommissar Max Heller, der ebenfalls in Dresden ermittelte, allerdings erst Jahrzehnte später zwischen 1945 und 1961; von der Bombardierung Dresdens bis zum Beginn des Mauerbaus. Für Aufmerksamkeit sorgte auch, die in der Gegenwart spielende Felix-Bruch-Reihe, die mit “Bruch – Ein dunkler Ort” begann.
Das Figurenensemble auf Seiten der Ermittler und in Hellers Privatleben, Schrumm hat keins, ist aus dem Vorgänger bekannt. Hier gibt es geringfügige Entwicklungen, wobei das Gesinde auf Hellers Pferdehof ebenfalls abergläubisch ist und die Weiße Frau gesehen haben will. Es ist einmal mehr zum Verzweifeln für Heller, der nicht nur zuhause, sondern selbst gegenüber seinen Vorgesetzten mitunter dazu neigt, jähzornig zu sein, was in Kombination mit einer latent vorhandenen Ungeduld des Öfteren zu menschlichen Zwischenfällen führt. Zwar sieht Heller dies ebenso schnell wieder ein, aber dann ist halt der Schaden bereits angerichtet, worunter nicht zuletzt seine Frau Helene zu leiden hat.
Ein Sympathieträger ist der Protagonist nicht wirklich, aber seinen teils tollpatschigen Ermittlungsversuchen zu folgen macht Spaß, zumal die Zahl der Toten konstant steigt bis zu einem Finale, in dem es eine teils kaum für möglich gehaltene Auflösung gibt. Wäre man beim Sport könnte man dem Autor hier durchaus ein kleines Foulspiel unterstellen. Dennoch erzeugt „Haus der Geister“ gute Leselaune, so dass man bei weiteren Fällen erneut gerne zugreifen wird.
- Autor: Frank Goldammer
- Titel: Haus der Geister
- Verlag: dtv
- Umfang: 384 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Februar 2025
- ISBN: 978-3-423-26421-1
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Wertung: 10/15 dpt
Ein Krimi mit Séancen, Selbstmorden und einer geheimnisvollen Villa? Klingt nach perfekter Mischung aus Spuk und Ermittlungsarbeit! Hellers Skepsis gegen den Aberglauben macht ihn als Figur spannend – hat schon jemand das Buch gelesen und kann was zur Auflösung sagen (ohne zu spoilern 😄)?