Als ich Ende des vergangenen Jahres den Wunsch äußerte, das Jahr 2024 möge mir etwas wohlgesinnter als 2023 sein, muss das Universum mich wohl tatsächlich erhört haben.
Denn abgesehen von der Tatsache, dass weltweit immer noch Kriege toben, die KI weiterhin ihr Unwesen treibt, Antisemitismus offensichtlich wieder en vogue ist und verurteilte Straftäter die erste Wahl für das Staatsoberhaupt sind, kann ich doch behaupten, mit dem Jahr 2024 recht zufrieden zu sein.
Sowohl beruflich als auch privat hielt 2024 einige schöne Erlebnisse und Wendungen für mich parat, für die ich dankbar bin und die mich zu der kühnen Hoffnung veranlassen, das kommende Jahr 2025 wird sich, trotz ungerader Jahreszahl, an seinem Vorgänger ein Beispiel nehmen.
Im Bereich der Bücherwelt stieß ich gleich zu Beginn des Jahres auf „Fake History“, in welchem die Historikerin Jo Hedwig Teeuwisse auf sehr interessante und aufschlussreiche Weise zahlreichen Geschichtsmythen auf die Spur geht. Das Buch ist sehr humorvoll und kurzweilig geschrieben und lässt auf einen zweiten Band hoffen.
„The April Story“ von Hank Green stand ich zunächst etwas skeptisch gegenüber, da ich, kein bisschen überheblich, bereits auf den ersten Seiten der Überzeugung war, genau zu wissen, in welche Richtung es gehen sollte. Der sehr ungewöhnlichen Geschichte, die Themen unserer heutigen Zeit, Science-Fiction und Mystery beinhaltet, gelang es jedoch, mich komplett auf eine falsche Fährte zu locken und letztendlich völlig zu überraschen.
Nicht neu, aber erstmalig gelesen habe ich dieses Jahr auch endlich Stephen Kings „Brennen muss Salem“. Der Vampirroman, der schon Ewigkeiten auf meiner Leseliste stand, war so unglaublich spannend und gruselig, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte und ihn mittlerweile zu meinen liebsten Stephen-King-Büchern zähle.
Ebenfalls gruselig, wenn auch auf eine ganz andere Art, empfand ich „Februar 33. Der Winter der Literatur“ von Uwe Wittstock. Das gleichermaßen informative, aufschlussreiche, unterhaltsame und bedrückende Buch beschäftigt sich mit Schriftstellern kurz nach der Machtergreifung Adolf Hitlers und der NSDAP. Trotz der schwierigen Thematik hat es mich absolut in seinen Bann gezogen und sich einen Platz in meinem Bücherherzen gesichert.
Als Fan von Loriot und der „Reclam. 100 Seiten“-Reihe konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, Wieland Schwanebecks Werk über den verstorbenen Ausnahmekünstler zuzulegen. Das kleine, aber feine Büchlein wartete mit lebensgeschichtlichen Aspekten Vicco von Bülows, Einblicken in seine Werke und Analysen einiger Sketche auf und brachte es sogar fertig, ähnlich unterhaltsam wie Loriot selbst zu sein. Es gab ein paar Stellen, bei denen ich laut lachen musste. 😄
Im Gegensatz zu dem vergangenen Jahr enttäuschte mich 2024 in der Kinowelt ein wenig, behielt aber dennoch zwei Perlen für mich bereit.
Die erste war „Late Night With The Devil“, ein außergewöhnlicher Horrorfilm im „Found Footage“-Stil, mit einer tollen 70er-Jahre-Optik, interessanten Elementen und einer guten Geschichte, die sich langsam und spannend aufbaut. Diesen Film im Kino zu sehen war ein großartiges Erlebnis und ich würde mir für die Zukunft weitere Filme, die sich ein wenig abseits vom Blockbuster-Mainstream bewegen, in den Kinosälen wünschen.
Horror auf eine andere Art zeigte „Red Rooms – Zeugin des Bösen“, eine schockierende und bedrückende Studie über Faszination des Bösen, True Crime, Medien und wie erschreckend abgestumpft die Menschheit angesichts der um sie herrschenden allgegenwärtigen Gewalt ist. Darüber hinaus überzeugte Hauptdarstellerin Juliette Gariépy mit ihrer großartigen angsteinflößenden Schauspielleistung.
Dasselbe gilt für Dominique Fishback, Hauptdarstellerin der verstörenden, spannenden und tragischen Serie „Swarm“ auf Amazon Prime, die sich mit toxischem Fankult beschäftigt. Neben der umwerfenden Leistung Fishbacks gefiel mir auch Billie Eilish, die in einer spannenden Gastrolle auch ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen konnte.
Dass sie zu den großen Künstlern der neuen Musikgeneration gehört, machte sie zusätzlich in ihrem neuen Album „HIT ME HARD AND SOFT“ deutlich. Mit coolen Melodien, tollen instrumentalen und gesanglichen Ideen und ihrer beeindruckenden Stimme gelangen ihr und ihrem Bruder Finneas eine nochmalige Steigerung zu ihren vergangenen Alben.
Überhaupt machte die Musikszene für mich persönlich das wett, was die Kinoszene missen ließ.
Ariana Grande gefiel mir mit ihrem persönlichen und schön melodischem „eternal sunshine“.
„I‘M DOING IT AGAIN BABY!“ von girl in red war das Album, auf das ich am meisten gespannt war und das meine Erwartungen voll und ganz übertraf. Das wirklich coole Indiepop-Album geht ins Ohr und verspricht der Zukunft der vergleichsweise noch kleinen Sängerin aus Norwegen großes.
Dua Lipa brachte mit „Radical Optimism“ ebenfalls endlich wieder ein neues Album heraus, welches wieder einmal toll instrumentalisiert ist und dank Dua Lipas traumhaft hypnotisch-samtener Stimme sogleich in seinen Bann zog.
Im Sommer brachte „Brat“ von Charli xcx mit seinen Hyperpop-Melodien die Menschen weltweit zum Tanzen, Feiern und Weinen und weckte Erinnerungen an die frühen Sommer der Nuller-Jahre.
Zu guter Letzt sollte ich als Swiftie auch das elfte Studioalbum von Taylor Swift, das sich dann doch als zwei Alben entpuppte, nicht außer Acht lassen. Auch wenn mich „The Tortured Poets Department“ und „The Anthology“ nicht ganz so sehr überzeugten wie beispielsweise ihr Vorgänger „Midnights“, machte Swift mit sage und schreibe 31 neuen Songs wieder einmal deutlich, warum sie die Musikszene zurzeit beherrscht. Dass ich sie zudem im Sommer während ihrer Eras-Tour nach dreizehn Jahren Fandasein endlich live erleben durfte, zählt im Übrigen ebenfalls zu meinen absoluten Jahreshighlights.
Mit diesem versonnenen Rückblick schließe ich das vergangene 2024 ab und widme mich voller Spannung und (ja, ich wage es) ein wenig Zuversicht dem kommenden 2025.