Menschenopfer in der Eisenzeit, Morde in der Gegenwart – im Opfermoor
Nathalie kehrt nach vielen Jahren für letzte Feldforschungen ihrer Doktorarbeit nach Mossmarken, wo sie sich im Ferienhaus eines Gutshofes einquartiert. Sie untersucht die Auswirkungen der Erderwärmung auf Zersetzungsprozesse in Sumpfgebieten und da kommen die Sümpfe zwischen Dalsland und Värmland gerade recht. Vielleicht auch nicht, denn hier ist sie aufgewachsen und erlebte eine traumatische Katastrophe nicht nur in ihrer Familie. Nathalie weiß, dass das Moor seine Opfer sucht. Der bekannteste Leichenfund in das bekannte Preiselbeermädchen, ein Menschenopfer aus der Eisenzeit. Doch selbst in den letzten Jahren und Jahrzehnten verschwanden immer wieder Menschen. Niemand weiß dies besser als der frühere Nachbar Göran, den viele für einen Spinner halten, darunter Inspektor Leif Berggren von der Polizei in Karlstad.
Steht allem offen gegenüber und hat nichts zu verbergen. Wie ich, nur umgekehrt.
Nathalie lernt den Studenten Johannes kennen, da dieser auf seiner täglichen Joggingrunde an dem Gutshof vorbeikommt. Bevor man sich jedoch näherkommt, findet sie Johannes schwer verletzt neben einem Joggingpfad im Sumpfgebiet. Er wurde niedergeschlagen und liegt ohne Bewusstsein im Krankenhaus. Derweil untersucht Leif den Vorfall, gemeinsam mit der bekannten Künstlerin Maya, die gerade erst aus Amerika zurückkehrte, wo sie jahrelang gelebt hat. Sie ist eine bekannte Fotografin und arbeitet in dieser Funktion auch zeitweise für die Polizei. Maya wuchs in der Gegend auf, so dass sie einen Teil der Geschichte um die Moore kennt. Bald wird eine weitere Leiche gefunden, dann noch mehrere und Nathalie erkennt, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss.
Start der Maya-Reihe
„Opfermoor“ ist der Start der Maya-Reihe, deren zweiter Band „Winterwasser“ bereits erschienen ist. Der vorliegende Thriller bietet einen spannenden Mix aus Krimiplot, Historie, Aberglaube und Umwelt. Die Szenerie ist oft gespenstig nebelig und so kann man schon erahnen, warum nicht wenige an Wiederkehrer glauben, wie es schon in der Eisenzeit der Fall war. Damals wurde in den Mooren geopfert. Schmuck oder andere Wertgegenstände, mitunter sogar Menschen, die sicherheitshalber gepfählt wurden, damit sie nicht zurückkommen und ihrerseits Opfer holen konnten. Zudem erfährt man viel über die Funktion und hohe Bedeutung der Moore, was der gegenwärtigen Diskussion um das Thema Erderwärmung Rechnung trägt.
Er hatte Glück, du hast ihn gefunden. Aber in den Jahren, in denen du weg warst, sind viele einfach spurlos verschwunden. Mehr als sonst.
Die Handlung wechselt meist zwischen Nathalie und Maya, wobei erstere immer wieder in Rückblenden mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Langsam wird die damalige Katastrophe erkennbar, deren Finale wenig überraschend zur Auflösung der gegenwärtigen Ermittlungen beiträgt. Da es aber einige Personen gibt, die als Täter in Frage kommen, bleibt der Spannungsbogen ordentlich, wenngleich sich so direkt niemand aufdrängt. Dies ist nicht wirklich neu oder originell, aber handwerklich gut umgesetzt. Das vermittelte Wissen über die Eisenzeit sowie die Landschaft und die bereits erwähnte düstere Stimmung im Moor tragen die Geschichte. Maya, die Protagonistin, die wir in „Winterwasser“ wiedersehen werden, ist nicht unsympathisch, wenngleich sie zu religiösen Gedankenspielen neigt, die eine gewisse Fantasie erfordern, zumindest bei jenen, die keine Vorkenntnisse in Philosophie haben.
- Autorin: Susanne Jansson
- Titel: Opfermoor
- Originaltitel: Offermossen. Aus dem Schwedischen von Lotta Rüegger, Holger Wolandt
- Verlag: Penguin
- Umfang: 320 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Juli 2019
- ISBN: 978-3-328-10431-5
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Wertung: 12/15 dpt