Spektakuläres Finale der Hildur-Trilogie
Im Dezember 2021 wird im Netz eines Fischzuchtgeheges vor der Küste von Isafjördur die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, der sich die Fische schon teilweise angenommen haben. Es handelt sich um einen jungen Slowenen, der sich auf einem Bauernhof um die Pferde kümmerte. Bei der Obduktion finden sich in seinem Bauch vier Kokaineier im Wert von rund einer halben Millionen Kronen. Ein Mord in der Rauschgiftszene? Aber warum hatte er dann die Drogen noch im Körper?
Hildur und Jakob übernehmen die Ermittlungen, die sich schon bald überschlagen. Ihr ungeliebter Chef Jónas muss zu einer Tagung nach Amerika fliegen, Jakob nach Finnland zurückkehren, wo endlich der Sorgerechtsprozess um seinen Sohn stattfindet und Hildurs ehemalige Chefin Beta, inzwischen in Reykjavik tätig, benötigt dort dringend ihre Hilfe, da es einen weiteren Mord, dieses Mal in einem Park in Selfoss, gegeben hat. Zudem erschüttern weitere Verbrechen mit teils schweren körperlichen Verletzungen die Polizei der Westfjorde.
Die Opfer waren alle im Tierschutz engagiert, so dass eine vielversprechende Spur zu einem illegalen Handel mit Stutenblut führt, aus welchem Hormonpräparate für die Schweinezucht gewonnen werden. Jakob gerät währenddessen in Finnland unter Verdacht, einen Doppelmord begangen zu haben, so dass ihm Hildur zur Hilfe eilt, während Beta auf Island weiter ermittelt.
Ende zweier Familientragödien
Nach „Die Spur im Fjord“ und „Das Grab im Eis“ bildet „Der Schatten des Nordlichts“ einen kongenialen Abschluss der Hildur-Trilogie. Das Original erschien unter dem Titel „Jakob“, so dass dieser eine deutlich größere Rolle in der Handlung einnimmt. Genauer gesagt dessen früheres Privatleben und so erfährt man über seine Liebe zu Lena, die katastrophal in die Brüche ging und weswegen jetzt der Prozess ansteht, damit er endlich Zeit mit seinem Sohn verbringen kann. Auch Hildurs Familiendrama wird aufgeklärt. Gab es am Ende des zweiten Teils das langersehnte Wiedersehen mit ihrer Schwester Björk, so wird im dritten Band aufgelöst, wie es der dritten Schwester, Rosa, ergangen ist.
Das Figurentableau ist aus den Vorgängern bestens bekannt, wobei man diese nicht zwingend kennen muss, um dem dritten Teil folgen zu können. Es ist aber lohnenswert, alle drei Bücher und diese sinnvollerweise in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Anlässlich der vielen Verbrechen den Überblick zu behalten gelingt überraschend problemlos, wenngleich die Geschichte etwas überlastet scheint. Ein, zwei Schlenker weniger hätten es auch getan. So gibt es wie erwähnt mehrere Morde und Körperverletzungen, konkrete Ermittlungen in den Einzelfällen werden aber bestenfalls nur ansatzweise geschildert.
Neben viel Privatleben wird erneut die Landschaft Islands und erstmals Finnlands bildgewaltig in Szene gesetzt. Zudem erhält man Einblicke in das Geschäft mit Stutenblut, was keineswegs nur für Tierfreunde interessant ist. Die eigentliche Auflösung folgt auf den Schlussseiten, da ist der Roman eigentlich schon beendet, und bildet einen grandiosen Abschluss der Trilogie. Abschluss? Nun ja, warten wir ab. Die Serie lief gut und andere erfolgreiche Trilogien gingen bereits in die Verlängerung. So liegt von der ursprünglich geplanten „Oxen-Trilogie“ (Jensen) inzwischen der sechste Band vor.
- Autorin: Satu Rämö
- Titel: Hildur – Der Schatten des Nordlichts
- Originaltitel: Jakob. Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
- Verlag: Heyne
- Umfang: 400 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Oktober 2024
- ISBN: 978-3-453-42819-5
- Produktseite
Wertung: 12/15 dpt