“Scharfe Munition” ist das große Feuerwerk zum Finale
Porter Nash, einziger offen homosexueller Polizist in Südost-London, ist einer der wenigen Personen, die Detective Sergeant Brant als Freund bezeichnen würden. Wobei Brant und Freund, so richtig passen die Worte nicht zusammen. Als Brant Minuten nach Beginn ihres Treffens niedergeschossen wird, hält sich die Trauer bei den übrigen Kollegen in Grenzen, für viele war es ohnehin nur eine Frage der Zeit. Allerdings überlebt Brant, woraufhin sein vermeintlicher Mörder kurzerhand selbst getötet wird, denn dessen Auftraggeber hält wenig von Versagern. Aber wer könnte der geheimnisvolle Unbekannte sein, der Brant unbedingt tot sehen möchte?
Police Constable McDonald, einer der größten Widersacher von Brant, schiebt derweil einen frustrierenden Job als er von einem älteren Herrn angesprochen wird. Gemeinsam mit anderen Rentnern möchte er etwas gegen ausländische Jugendliche unternehmen, die sein Viertel regelmäßig terrorisieren. Ob McDonald, der erfahrene Polizist, der Anführer der Rentner-Bürgerwehr sein wolle?
Liz Falls, einzige schwarze Polizistin, hat es endlich geschafft. Im dritten und letztmöglichen Anlauf hat sie ihre Prüfung zum Sergeant bestanden, wenngleich mit tatkräftiger Unterstützung von Brant, der ihr vorab die Prüfungsfragen zuspielte. Kurzzeitig war Liz mit Angie, der Füchsin, liiert, die als Mörderin ins Gefängnis kam und nun zu Liz‘ Entsetzen wieder frei ist. Würde Angie ihre Kurzzeitromanze öffentlich machen, wäre die Polizeikarriere auch schon wieder beendet, obwohl sie noch gar nicht richtig angefangen hat.
Und dann wäre da noch ein Antiterrorexperte aus Amerika, der die englischen Kollegen vor weiteren Terroranschlägen beraten soll. Allerdings hat dieser recht unkonventionelle Arbeitsmethoden, die nicht wirklich in das Berufsbild eines Polizisten passen.
Abschluss der Tom-Brant-Reihe
„Scharfe Munition“ (das Original erschien 2007) ist der siebte und letzte Roman der Tom-Brant-Serie des irischen Krimiautoren Ken Bruen, der trotz zahlreicher Erfolge selbst in seiner Heimat eher unbekannt ist. In Deutschland sind mit dem vorliegenden Band nunmehr alle Brant-Romane beim Polar Verlag erschienen.
Wer die Vorgänger kennt, weiß, was passieren wird. Ein kauziger, ebenso unbeliebter wie unsympathischer Ermittler, der sich und seiner schroffen, herablassenden Art konsequent treu bleibt. Gesetze und Regeln mögen ja ganz in Ordnung sein, nur halt für ihn … na ja, er hat halt seine eigenen Regeln. Bruen macht keinen Hehl daraus, was er, der irische Autor, von der englischen Polizei hält. Gar nichts. So erleben die Leser einmal mehr einen tiefen Blick in zahlreiche Abgründe, in denen Polizisten Drogen und Alkohol in rauen Mengen konsumieren sowie gegen alle Vorschriften verstoßen, um Ergebnisse zu erzielen. Pech, wer zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort ist. Bei aller Verkommenheit der Truppe hält diese dennoch eines zusammen; der Korpsgeist der Polizei, eine irreführende Interpretation des Begriffes Loyalität.
Bruen schreibt einen hard-boiled, der die Grenzen des Genres locker sprengt, der einem in halsbrecherischen Tempo die Augen weitet. Knackige Dialoge, brutaler Zynismus, allgegenwärtige Polizeigewalt, Korruption und so weiter. Oftmals wirken die kurzen Kapitel und Handlungsstrenge abgehackt, achtlos dahingeworfen und dennoch fügt sich im Laufe der Zeit vieles zusammen. Es ist eine hohe Kunst, weit weg vom üblichen Mainstream. In seinem Nachwort geht Krimiautor Anthony J. Quinn („Frau ohne Ausweg“, „Gestrandet“) auf die Faszination des Schreibstils von Ken Bruen ein und gibt Hinweise über dessen Motivation, die sich aus den „Verwerfungen der irischen Geschichte“ speist. Eine empfehlenswerte Serie mit einem würdigen Abschluss.
- Autor: Ken Bruen
- Titel: Scharfe Munition
- Originaltitel: Ammunition. Aus dem Englischen von Karen Witthuhn. Mit einem Nachwort von Anthony J. Quinn.
- Verlag: Polar
- Umfang: 208 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Oktober 2024
- ISBN: 978-3-910918-10-8
- Produktseite
Wertung: 12/15 dpt
