Georges Simenon – Maigrets Nacht an der Kreuzung, Maigret und der Mann von Welt (Buch)


Maigret im Außendienst

Kommissar Maigret und Inspektor Lucas haben es mit einem kuriosen Fall zu tun. Der Versicherungsvertreter Emile Michonnet findet in seiner Garage in Arpajon in seiner Garage statt seinem neuen Sechszylinder nur den alten 5 CV seines dänischen Nachbarn Carl Andersen. Die verständigte Polizei entdeckt Michonnets Wagen wiederum in Andersons Garage, an dessen Steuer sie die Leiche des Antwerpener Diamantenhändlers Isaac Goldberg auffinden. Ein Brustschuss offenbart seine Todesursache. Andersen und dessen Schwester Else sind derweil mit dem Zug nach Paris gefahren, wo sie festgenommen werden. Siebzehn Stunden dauert das Verhör von Carl, der jedoch beharrlich seine Unschuld beteuert. Mangels konkreter Beweise kommt er frei und Maigret und Lucas verbringen einige Tage außerhalb von Paris, um den Fall zu lösen.

In Arpajon stehen an der Kreuzung der Drei Witwen drei Häuser. Die Villa von Michonnet und seiner Frau, das Haus der besagten Witwen, in dem die Andersens leben, und eine Autowerkstatt mit angrenzendem Wohnhaus von Monsieur Oscar und dessen Gattin. Eine überschaubare Personenzahl, gleichwohl bleibt Maigret nichts weiter übrig als die seltsame Szenerie zu beobachten. Als am ersten Abend die Frau des ermordeten Goldberg vor Ort eintrifft, wird diese vor Maigrets Augen erschossen. Ein Gewehrschuss aus einem nahegelegenen Feld findet sein Ziel, doch Maigrets Verfolgung des Täters läuft ins Leere. Aber damit fangen die zahlreichen Ungereimtheiten erst an.

Ein früher Maigret-Roman

Der Roman erschien in deutscher Ausgabe als Taschenbuch erstmals 1965 bei Kiepenheuer & Witsch und 1973 bei Heyne, allerdings unter dem Titel „Maigret und der Mann von Welt“. Ab 1983 folgten weitere Veröffentlichungen unter dem bis heute publizierten Titel „Maigrets Nacht an der Kreuzung“ (erschienen unter anderem bei Diogenes, Kampa und zuletzt 2019 bei Atlantik). Die Originalausgabe „La nuit du carrefour“ erschien bereits 1931, so dass es sich um einen sehr frühen Roman aus der weltberühmten, stolze 75 Romane umfassenden Maigret-Reihe des belgischen Ausnahmeautors George Simenon (1903-1989) handelt. Dessen geschätzte Gesamtauflage liegt bei weltweit rund fünfhundert Millionen verkaufter Bücher.

Mit Hut, Mantel und Pfeife sowie einer meist unsichtbaren Ehefrau im Hintergrund, kennt Maigret jeder Krimifan. Legendär verfilmt wurden Maigret-Romane unter anderem mit Rupert Davies, Bruno Cremer oder Jean Gabin, in neueren Filmen spielten sogar Rowan „Mr. Bean“ Atkinson oder Gérard Depardieu den oft grummelnden Kommissar. Maigret ist ein ruhiger, wohlgenährter Mensch, der seinem Inspektor Lukas die Laufarbeit überlässt und selbst bevorzugt die betroffenen Personen beobachtet, ehe es zu einer für die damalige Kriminalromanzeit üblichen Auflösung kommt. Man versammelt die Verdächtigen, startet die Auflösung des Falles in Form eines Gesprächs des genialen Ermittlers mit den Beteiligten, welches in der Regel mehr einem Monolog gleicht und überrascht letztlich Täter wie Leser gleichermaßen. So auch im vorliegenden Fall, bei dem man keine Chance hat, vorab die Lösung zu erahnen, was mitunter daran liegen mag, dass dieser frühe Fall mit kleineren Schönheitsfehlern aufwartet. So fallen ab und an Schüsse im Hintergrund, wobei nicht immer ersichtlich wird, was es damit auf sich hat. Dennoch punktet der Roman und zwar vor allem mit seiner ungewöhnlichen Ausgangssituation.

Kann man Maigret heute noch lesen? Unbedingt. Vor allem Nostalgiker, die sich anstatt an modernster Computertechnik lieber an einem Wandtelefon mit Kurbel erfreuen, kommen hier auf ihre Kosten. Es geht sehr beschaulich und weitgehend unblutig zu. Eine nach wie vor willkommene Abwechslung zum Serienkiller-Mainstream.

Wer mehr über Maigret erfahren möchte, dem sei beispielhaft die Internetseite maigret.de von Oliver Hahn empfohlen.

  • Autor: Georges Simenon
  • Titel: Maigrets Nacht an der Kreuzung
  • Originaltitel: La nuit du carrefour (1931).
  • Verlag: Atlantik
  • Umfang: 192 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: November 2019
  • ISBN: 978-3-455-00702-2
  • Produktseite

Wertung: 10/15 dpt

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