Sabine Weiss – Die Leuchttürme der Stevensons (Buch)


Wer an Robert Louis Stevenson denkt, denkt meist an “Die Schatzinsel” oder das schaurig-schöne “Dr. Jekyll und Mr. Hyde”, seltener jedoch an Leuchttürme. Tatsächlich entstammte der gefeierte Autor aber einer Familie, die jahrzehntelang zu den führenden Ingenieuren für die Erbauung von Leuchttürmen an der schottischen Küste gehörten. 

RLS hatte allgemein ein sehr bewegtes Leben, wenn auch kurzes Leben, das Stoff für so manchen Roman bieten würde. Sabine Weiss entschied sich aber dafür, den Schwerpunkt der Romanbiografie auf den Lebensabschnitt zu legen, in dem verhältnismäßig am wenigsten passierte: nämlich Stevensons Kindheit, Jugend und vor allem das junge Erwachsenenalter. Ich persönlich hätte mehr Einblicke in sein schriftstellerisches Schaffen (welches erst später wirklich zum Tragen kam), seine unkonventionelle Beziehung und Ehe zu Fanny Stevenson und sein selbstgewähltes Exil auf Samoa spannender gefunden. 

Die Handlung in “Die Leuchttürme der Stevensons” ließe sich jedoch sehr kurz und knackig zusammenfassen: Der junge und sehr kränkliche Robert Louis Stevenson soll, wie alle Männer seiner Familie, Ingenieur werden und Leuchttürme bauen. Er will lieber Bücher schreiben, traut sich aber nicht gegen seinen strengen Vater aufzubegehren. Die Liebesgeschichte, die ein bisschen Spannung und Tragik reinbringen soll, für mich aber sehr flach und unglaubwürdig blieb, ist frei erfunden. Ende. 

Durch diese sehr knappe historische Grundlage scheinen sich Handlungen und Szenen im Buch zu wiederholen. Stevenson ist krank, er streift durch Edinburgh, er schwänzt die Uni, er muss ins Büro seines Vaters, er wird auf eine gefährliche Reise zu den Leuchttürmen geschickt. Stevenson ist krank, er streift durch Edinburgh, er schwänzt die Uni . . . und so weiter. Sehr viel mehr passiert eigentlich nicht und ein wenig spannender wird es dann erst auf den letzten hundert Seiten. 

Interessant fand ich die Beschreibungen des historischen Edinburghs um Mitte des 19. Jahrhunderts und die protestantische Kirchenmoral, die damals das Leben in Schottland massiv beeinflusste. Besonders wenn man die heutige Architektur der Stadt vor Augen hat, sind das schöne Einblicke in die damalige Zeit. Und auch Stevensons Reisen bis zu den äußeren Hebriden haben in mir die Reiselust geweckt. Leider wirkt es aber auch sehr nach poverty porn, wenn der gut situierte Stevenson durch die ärmsten Gegenden der schottischen Hauptstadt streift und immer wieder betont, wie faszinierend er das Leben der armen Leute findet. 

Alles in allem also ein Buch, durch das ich mich, auf Grund seiner Längen, leider eher durchquälen musste und bei dem ich finde, dass es mehr Fiktion gebraucht hätte, um wirklich interessant zu werden – was bei einer Romanbiografie natürlich kein leichtes Unterfangen ist. 

 

  • Autor: Sabine Weiss
  • Titel: Die Leuchttürme der Stevensons
  • Verlag: Lübbe
  • Erschienen: 2024
  • Einband: Taschenbuch
  • Seiten: 464
  • ISBN:  978-3-7577-0030-0
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite
  • Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 6/15 dpt


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