Nadine Gerner & Lina Hansen – Ökofeminismus: Zwischen Theorie und Praxis (Buch)


© Unrast

Gefühlt geht jeden Tag die Welt unter. Es werden gerade nur mehr Kriege, eigentlich längst ausgerottete Krankheiten kommen wieder auf, Frauen werden noch immer aufgrund ihres Frauseins getötet und das Wetter wird weltweit immer extremer. Mit all dem konfrontiert kann man doch gar nicht anders, als sich hilflos zu fühlen und den Kopf in den Sand zu stecken, oder?

Damit machen wir es uns aber zu leicht (und mit dieser Haltung haben wir uns diese ganzen Probleme ausnahmslos eingebrockt). Jeden Tag setzen sich Menschen dafür ein, Lösungen zu finden, anderen zu helfen und aufzuklären. Kreativ protestieren Menschen, kommen zusammen und machen die Welt besser. Deswegen ist es wichtig, sich mit diesen Erfolgsgeschichten auseinanderzusetzen – um die Menschen wertzuschätzen, die täglich auch ihr Leben riskieren und nicht den Mut zu verlieren.

“Ökofeminismus – Zwischen Theorie und Praxis” von Lina Hansen und Nadine Gerner, 2024 herausgegeben durch den Unrast-Verlag, bietet eine praktische Einführung in den Ökofeminismus als Bewegung, theoretischen Grundlagen und hilft dabei, nicht den Mut zu verlieren.

Solche theoretischen Sachbücher haben immer einige größere Probleme, die den Zugang zu ihnen erschweren: Zum einen die politische Last, dass Feminismus (und damit misogynen Abwertung und Rede vom Gender-Gaga) schwer Menschen erreicht, die sich nicht bereits als Feminist*innen betrachten oder was für die Uni lesen müssen, Theorie langweilig ist und deswegen immer eine größere Motivation braucht, um gelesen zu werden und Theorie als solche meistens sowieso eher von Akademiker*innen, statt “richtigen Leuten” gelesen wird. 

Das ist schade, weil theoretische Bücher dabei helfen können, Strukturen um einen herum einzuordnen, einen für mehr Engagement zu inspirieren und Argumente zu entwickeln. 

“Ökofeminismus – Zwischen Theorie und Praxis” kann sich nicht gegenüber jedem Punkt behaupten – schließlich geht es darum, etwas Theoretisches, Ökofeminismus halt, niedrigschwellig, möglichst vielschichtig und breit zu erklären. Trotz seines abstrakten Inhalts und Informationsdichte, hat das Buch es aber geschafft, nicht in akademisches Geschwafel abzudriften, sondern stattdessen komplexe Inhalte niedrigschwellig (soweit es halt geht) herunterzubrechen und praktische Inspiration zu bieten, die man direkt in den Alltag umsetzen kann.

Angefangen mit einem theoretischen Überblick über den Ursprung, die verschiedenen Ausprägungen und Entwicklungen des Ökofeminismus, der möglichen Grundthesen des Ökofeminismus und historischen Umsetzungen – darunter Besetzungen von staatlichen Gebäuden oder die Verhinderung von Waldrodungen zugunsten von Profitorientierten Unternehmen und kollektiv organisierte Landwirtschaft.

Im Buch werden Möglichkeiten vorgestellt, unsere Gesellschaft zu betrachten, zu verstehen und zu kritisieren. Bewegungen werden vorgestellt und dabei unsere gewohnte eurozentrisch Perspektive erweitert. Debatten werden kritisch vorgestellt und Menschen sichtbar gemacht, die ihr Leben benachteiligten Menschen und der Umwelt um sich herum gewidmet haben.

Dabei war es den Autor*innen gelungen, ihre Inhalte niedrigschwellig und einfach zu vermitteln. Sie haben sich ganz klar zur Aufgabe gemacht, “normale” Menschen (also nicht-Akademiker*innen) zu adressieren und für eigenes Engagement zu inspirieren.

Das ist auch der Grund, weshalb ich das Buch weiterempfehlen möchte: Die Welt ist kompliziert – eine Katastrophe reiht sich an die andere, immer mehr Menschen verstehen, wie viel Diskriminierung und Gewalt unseren Alltag formt, Extremwetter nehmen zu und Menschen werden immer einsamer. Das ist überfordernd und belastend – alles ist zu kompliziert, um etwas alleine ändern zu können. Ich mein, wo soll man denn auch bitte anfangen, die Welt zu retten? 

Zu lesen, dass es Menschen vor einem gab, die sich (erfolgreich) für ihre Ziele eingesetzt, Banden geschlossen und die Welt vor Ort zu einem besseren Ort gemacht haben, macht Mut und gibt Hoffnung. Im Buch wird auch deutlich, dass es nicht immer diese eine große Aktion sein muss, solange Menschen zusammenkommen und gemeinsam handeln.

  • Autor: Nadine Gerner & Lina Hansen
  • Titel: Ökofeminismus: Zwischen Theorie und Praxis
  • Verlag: Unrast
  • Erschienen: 2024
  • Einband: Paperback
  • Seiten: 300
  • ISBN: 973-3-89771-379-6
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite 
  • Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 12/15 dpt


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