Autorinnen im Porträt: Harriet Beecher Stowe und das Buch, das einen Krieg auslöste


Booknerds meets Autorinnen im Portrait

Der Literaturpodcast „Autorinnen im Porträt“ rückt in jeder Episode eine Schriftstellerin in den Fokus. Dabei schauen wir auf das Leben der Autorin und auf ihr Werk. Wer wir sind? Mariann Gáborfi und Sarah Teicher aus Leipzig. Wir sind auch Redakteurinnen bei Booknerds.de und haben deshalb beschlossen, zu dem im März 2022 gegründeten Podcast eine begleitende Kolumne zu schreiben. (Alle Folgen der Kolumne im Überblick.)

In der aktuellen Kolumne geht es zum ersten Mal um eine Autorin mit einem Doppelnamen und – zweites Novum – um einen politischen Roman: “Onkel Toms Hütte”, verfasst von der amerikanischen Autorin Harriet Beecher Stowe, erstmals erschienen im Jahr 1852. Der Roman kritisiert ganz offen die damals noch übliche Sklaverei in Amerika und sorgte für einen derart großen Skandal, dass Abraham Lincoln bei einem Treffen mit der Autorin angeblich zu ihr sagte: „Sie sind also die kleine Frau, deren Buch diesen großen Krieg verursacht hat.“

Gemeint ist damit der amerikanische Bürgerkrieg der Nordstaaten gegen die Südstaaten der USA, der von 1861 bis 1856 dauerte und unter dem Namen “Sezessionskrieg” in die Geschichtsbücher Eingang fand. Harriet wuchs in einer Pfarrersfamilie auf und kam im Lauf ihres Lebens mehrfach persönlich in Berührung mit den unmenschlichen Bedingungen, die schwarzafrikanische Frauen, Männer und Kinder auferlegt wurden. Als streng gläubige Christin war es ihr ein Herzensanliegen, mit ihrem Roman das Leid und die Ungerechtigkeiten in all seinen Facetten aufzuzeigen, in der Hoffnung, damit etwas zu bewirken:

Ich schrieb was ich schrieb, weil das Elend und die Ungerechtigkeit, die ich sah, mich als Frau und als Mutter bedrückten und mir das Herz brachen, weil ich als Christin die Schande für die Christenheit empfand. Es ist kein Verdienst, daß ich für die Unterdrückten sprechen muss – die nicht für sich selbst sprechen können.

Harriet Beecher Stowe genoss eine akademische Ausbildung, arbeitete als Lehrerin und war zusätzlich als Schriftstellerin sehr aktiv. In ihrem Ehemann fand sie zwar einen Unterstützer in ihrem literarischen Schaffen, aber eben nur insoweit, als es die damalige Zeit erlaubte: Neben ihren Tätigkeiten als Hausfrau und Mutter, beklagte sie sich oft in Briefen, dass ihr die nötige Zeit zum Schreiben fehle. Mit ihrem Roman “Onkel Toms Hütte”, der zu einem riesigen Erfolg wurde, schaffte sie den internationalen Durchbruch.

Wie kam es dazu, dass ich gerade diese Autorin im Podcast vorstellen wollte? Wieder einmal hatte der Zufall seine Hände im Spiel: Ich fand das Buch “Onkel Toms Hütte” in der abgebildeten Ausgabe in einer Büchertauschbox. Erstaunt stellte ich fest, dass es von einer Schriftstellerin geschrieben wurde – das war mir bisher nicht bekannt. Alles, was ich wusste, war, dass es ein Roman rund um das Thema Sklaverei ist. Fälschlicherweise hatte ich es als Jugendroman eingeordnet und auch der enorme Erfolg des Buchs zu Zeiten der Erscheinung war mir nicht bekannt. Der Roman ist recht dick und weist verschiedene, kunstvoll verwobene Handlungsstränge auf. In meiner Ausgabe wird man bereits im ersten Kapitel mit dem N-Wort nur so bombardiert – ich war kurz davor, es wieder aus der Hand zu legen. Ich hoffe, es gibt andere Ausgaben, die zeitgemäßer aufgearbeitet wurden und im besten Fall mit Anmerkungen, kritischem Nachwort oder ähnlichem versehen worden sind, sodass der historische Kontext oder bestimmte Entscheidungen bei der Übersetzung erklärt werden.

Die Handlung liest sich trotz einiger veralteter oder mittelmäßig übersetzter Passagen wirklich spannend und ist auch heute noch in der Lage, den eigenen Horizont zum Thema zu erweitern. Natürlich darf kein historisches Dokument erwartet werden, dennoch sind verschiedene Romanfiguren und Anekdoten angelehnt an das tatsächliche Schicksal damals lebender Personen. Die Handlung beschäftigt sich mit Familien, die getrennt werden, Sklavenhandel, Sklavenarbeit, der Flucht einer Mutter mit ihrem Kind und dem Thema Tod. Es geht also um so viel mehr als das Einzelschicksal des verkauften Tom, dessen Geschichte jedoch den Rahmen der Handlung bildet. Interessant fand ich auch die durch und durch christlichen Botschaften und Religion als weiteres zentrales Thema des Romans – auch das hatte ich nicht erwartet. Die Lektüre sorgte auf jeden Fall dafür, dass ich weiter recherchieren und natürlich auch die Autorin dahinter entdecken wollte.

Was dabei herausgekommen ist, könnt ihr euch hier in der Podcastfolge “Harriet Beecher Stowe im Porträt” vom April 2024 anhören, in der Mariann und ich auch ausführlich über das Leben der Autorin sprechen:

Harriet Beecher Stowe als “Autorin im Porträt” im April 2024. Hier könnt ihr die komplette Podcastfolge noch einmal anhören.
Hier findet ihr die Folge bei Podigee.

Konnte ich euch auf das Buch neugierig machen? Oder habt ihr “Onkel Toms Hütte” schon gelesen? Schreibt uns gern, wie ihr es fandet und ob euch unsere Podcastfolge gefallen hat. Weitere Informationen und Literaturtipps findet ihr übrigens in den Shownotes (Episodeninformation) unseres Podcasts, in denen wir euch jedes Mal unsere Quellen nennen.

Wir freuen uns immer über euer Feedback auf Instagram oder Facebook. Dort findet ihr auch Rätsel zu den Autorinnen, Reels und Einblicke in das Leben eurer Lieblingspodcasterinnen. 😉

Bis bald und viele Grüße
eure Sarah

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