Nina George & Jens J. Kramer – Die magische Bibliothek der Buks – Das verrückte Orakel (Buch)


Stell dir vor, in der Zukunft ist träumen verpönt und wir erzählen uns keine Geschichten mehr. Keine Zauberlehrlinge mehr, kein Rattenfänger von Hameln. Keine Spur von den Märchen der Gebrüder Grimm, von Pippi, Ronja oder den Tributen von Panem. Kein Zauberer von Oz, keine fünf Freunde, keine drei Musketiere und keine drei Fragezeichen. Stattdessen wird jeder unserer Schritte überwacht, sich an die Regeln zu halten ist das Maß aller Dinge, statt zu lesen beschäftigt man sich besser am Tablet und verreisen muss man auch nicht mehr, weil die Welt als Hologramm zu einem kommt. 

Ein Horrorszenario für alle Kreativen und Liebhaber des schönen Lebens, das Nina George und Jens J. Kramer da stricken. Aber zum Glück gibt es die Buks! Kleine Buchgeister, die zurückgezogen leben und es sich zur Aufgabe gemacht haben, alle Geschichten an einem Ort zu sammeln und zu beschützen. Aber was tun, wenn auch diese Geschichten in Gefahr sind? Dann braucht es mutige Kinder, die auf die Regeln und Verbote pfeifen! 

“Vielleicht gibt es deswegen keine Bücher mehr”, sinnierte Mira. “Weil wir darin Freunde finden, die die Erwachsenen nicht kennen. Und die nicht ihren Regeln gehorchen.”

Von Nina George kannte ich bisher “Das Bücherschiff des Monsieur Perdu”, in dessen wunderbaren Buchkitsch für Erwachsene ich mich sofort verliebt hatte. Der Vorgänger “Das Lavendelzimmer” hat mir leider nicht so gut gefallen, da er sehr viele Stereotype reproduzierte. Von “Die magische Bibliothek der Buks” habe ich aber ebenso viele schöne Buchliebhaberinnen-Momente erwartet wie beim Lesen von Monsieur Perdus Bücherschiff – und wurde nicht enttäuscht! 

“Sich selbst zu erforschen ist das menschlichste aller Abenteuer”, erwiderte sie dann. Sie deutete umher. “Und Bücher sind dafür die besten Gefährten. Sie urteilen nicht, und wenn du liest, dann reden sie mit dir über alles, es gibt keine Denkverbote. Bücher verraten dir, was du über dich selbst nie wusstest.”

Angefangen bei den wunderbaren Buks, die kleinen Gnomen mit Scheinwerferaugen gleichen, alle nach ihrem jeweils präferierten Buchgenre heißen und sich herrlich bizarr verhalten – bis hin zu den Kindern, die keine Geschichten kannten und nun die Liebe zum Lesen entdecken. 

“Und so las Finn sein erstes Buch, und in ihm wurde es ganz weit, hell und groß.”

Leider wurden aber auch in diesem Buch wieder einige Klischees genutzt, von denen wir mittlerweile alle wissen, dass sie nicht mehr in Kinderbücher gehören – zumindest nicht, wenn man im Sinn hat, dass die lesenden Kinder zu Erwachsenen mit wenig Komplexen werden. “Kriegerinnen weinen nicht” (Tun sie wohl!) und die größte Leidenschaft des dicken Jungens natürlich (wie sollte es auch anders sein …), das Essen ist und er sich somit bei den Kochbüchern am wohlsten fühlt. Bei den Charakteristika der Buks wurden die Klischees der einzelnen Genres schön Hopps genommen. So rülpst “Romantika” ständig, “Algebra” kann nicht logisch denken, “Sherlokko” löst keine Rätsel, “Rebella” ist ab und zu ängstlich und der grimmige “Attila” hat Angst vor Nähe und vor “Romantikas” Umarmungen. Da das Buch der Auftakt einer Reihe ist, will ich es nicht vorverurteilen und den Charakteren noch Zeit geben sich zu entwickeln – ich würde es mir besonders für ein Kinderbuch jedenfalls sehr wünschen.

Und auch wenn ich jetzt wie einer der nervigen Erwachsenen aus dem Buch klinge, die Eingangsszene, in der die zwei Protagonist*innen im größten Gewitter freiwillig durch einen Park laufen und sich dabei so abenteuerlich und rebellisch vorkommen, hat mir gar nicht gefallen. Es gibt durchaus bessere Wege sich frei zu fühlen, dafür muss man nicht so etwas grundsätzlich Dummes tun und sein Leben auf’s Spiel setzen. 

Alles in allem und trotz dieser kleineren Kritikpunkte ist “Das verrückte Orakel” aber ein Reihenauftakt, der mir gut gefallen hat und den ich nicht nur leseaffinen Kindern und junggebliebenen Erwachsenen empfehlen kann. Besonders der Cliffhanger am Ende verspricht im zweiten Band, der im Frühjahr 2025 erscheint, ein Eintauchen in weitere magische Welten!

  • Autor: Nina George & Jens J. Kramer
  • Titel: Die magische Bibliothek – Das verrückte Orakel
  • Teil/Band der Reihe: 1 von ?
  • Verlag: Planet!
  • Erschienen: 2024
  • Einband: Hardcover
  • Seiten: 382
  • ISBN: 978-3-522-50822-3
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite
  • Erwerbsmöglichkeiten


Wertung: 9/15 dpt


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