Johann Hinrich Claussen – Gottes Bilder (Buch)


johann_hinrich_claussen_gottes_bilder©chbeck

Religion und Glaube, seit jeher komplex-sperrige Brandthemen.
Besonders das Christentum ist in den letzten Jahrzehnten vielerlei Zielscheibe von Spott geworden, fast in Verruf geraten und wird nur allzu häufig mit Fanatismus, Intoleranz und dem unwiederbringlichen Wunsch, andere zu missionieren, gleichgesetzt. Menschen, die glauben und Gottesdienste besuchen, scheinen weltfremde Spinner, mit Werten und Ansichten aus dem vorherigen Jahrtausend, die zudem keine Skrupel haben, Missbrauch zu tolerieren. Die Kirche per se hat sich im Volksmund zu einer Brutstätte des Hasses und Absonderlichkeiten gewandelt, die ja schließlich schon im Mittelalter die treibende Kraft der Hexenverfolgung darstellte.*

Selbstverständlich haben einige Gründe, warum sich Menschen von ihrem Glauben abwenden, Hand und Fuß und natürlich finden sich in der Bibel sowie im Laufe der Geschichte der (katholischen) Kirche zahlreiche Ansichten, die man weder teilen noch ausleben muss oder gar sollte.

Dass der Glaube jedoch auch sehr schöne Aspekte mit sich bringen kann, wird dabei gerne übersehen: Trost, Hoffnung, Gemeinschaft, Traditionen und Feste sowie die damit einhergehenden Feiertage (auf die dann doch niemand verzichten möchte) sind nur ein Teil. Spannende Geschichten und faszinierende Kunst ein anderer und diese werden in „Gottes Bilder“ genauer vorgestellt.

Johann Hinrich Claussen, seines Zeichens Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche, widmet sich in seinem Buch „Gottes Bilder“ christlicher Kunst und Architektur, von der Antike bis hin zur Moderne.

Aufgebaut ist sein Buch dabei wie eine Museumsführung; jede Epoche findet sich in einem eigenen Saal wieder.
In diesen werden verschiedene Gemälde, Statuen, Büsten, Wandzeichnungen und weiteres der jeweiligen Zeit farbig abgebildet und ausführlich beschrieben; darüber hinaus wird genauer auf ihre Entstehungsgeschichte und ihre Schöpfer eingegangen.

Viele dieser Hintergrundinformationen sind reichlich komplex, werden von Claussen jedoch recht verständlich erläutert, oftmals auch mithilfe geschichtlichem Kontext. Ebenso spart der Autor nicht mit Erzählungen von Legenden und wahren Begebenheiten, die an einigen Werken noch einmal größeres Interesse wecken.

Besonders hilfreich sind Claussens genaue Beschreibungen der Kunstwerke und seine Interpretationen, durch die es dem Leser ermöglicht wird, bestimmte Aspekte, wie beispielsweise Gepflogenheiten, die heute nicht mehr gebräuchlich sind, besser verstehen zu können.

Interessant sind auch die Abschnitte des Buches, die sich mit der Frage beschäftigen, wieso die Menschheit eigentlich den Wunsch verspürte, das Göttliche bildlich „irdischer“ zu machen und was der Glaube genau ausmacht.

„Denn worum drehte sich die gelebte Religion der frühen Christen, […]? Offenkundig ging es ihnen weniger um heilige Texte, theologische Erlösungstheorien, metaphysische Spekulationen oder die Institution Kirche, sondern um das, worum es in der Religion immer geht: Schutz, Trost, Heilung, Vertrauen, Vergewisserung, Freude, Dankbarkeit, Hoffnung, Gemeinschaft, Lebenskraft und spirituelle Macht. […]
Man brauchte einen Glauben, der gegen alle Übel half: gegen Krankheit, Hunger, Gewalt, Armut, Verfolgung, Unfälle, Zauberei, den bösen Blick.“
Seite 42

„Gottes Bilder“ bietet nicht nur einen Einblick in christliche Kunst und wie sich der Glaube im Laufe der Zeit entwickelte, sondern wartet nebenbei auch noch mit spannenden „Geschichten aus der Geschichte“ auf. Unabhängig davon, wie gläubig man ist oder wie sehr man sich für Kunst interessiert, es ist ein durchaus lesenswertes Buch, das die Zeit und Anerkennung, die es benötigt, um gelesen zu werden, ebenso verdient wie die in ihm vorgestellte Kunst und der Glaube, der Menschen über Jahrtausende hinweg Antrieb gegeben hat.

  • Autor: Johann Hinrich Claussen
  • Titel: Gottes Bilder – Eine Geschichte der christlichen Kunst
  • Verlag: C.H.Beck
  • Erschienen: 08/2024
  • Einband: Hardcover
  • Seiten: 318
  • ISBN: 978-3-406-82216-2
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite
  • Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 14/15 dpt


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