Hartmut Höhne – Mord am Thalia (Buch)


Tiefe Einblicke in die Hamburger Künstlerszene

Februar 1921. Zweiter Tag beim großen Künstler- und Faschingsfest im Thalia-Theater. Über tausend Gäste feiern ausgelassen und mitunter hemmungslos, darunter Clara Mortensen, die das Bühnenbild entworfen hat. Auf der Galerie will sie zu fortgeschrittener Stunde die Sicherheit der Dekoration prüfen und findet stattdessen hinter einer Wandverkleidung eine männliche Leiche. Es handelt sich um den bekannten Bildhauer und Maler Max Schwartau, Mitglied der Künstlergruppe Hamburger Sezession. Claras Bruder, Kriminalkommissar Jakob Mortensen, übernimmt mit seinem Partner Ove Harms die Ermittlungen. Diese führen die beiden erwartungsgemäß tief in die Hamburger Künstlerszene.

Wenngleich der Tote als auffallend zurückhaltend galt und von dessen Privatleben kaum etwas bekannt ist, zog er offensichtlich hübsche Frauen an. So geraten die junge Russin Alina Krylow, die sich von Schwartau dringend benötigte Unterstützung für ihre künstlerische Entwicklung erwartete, und Eva Scheller, deren Mann Gregor den Bildhauer bis vor kurzer Zeit finanziell unterstützte, in den Fokus der Ermittler. Beide Frauen sind äußerst attraktiv und hatten ein Verhältnis mit Schwartau. Aber macht sie das gleich zu Verdächtigen, gar zur Mörderin? Zudem haben beide ein Alibi. Die Ermittlungen drohen derweil in gewaltige Schieflage zu geraten, da sich Jakob hoffnungslos in Alina verliebt und damit nicht nur die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin Elke aufs Spiel setzt, denn seine Kollegen sind ebenfalls mehr als bedient anlässlich des höchst unprofessionellen Verhaltens.

Zweiter Fall für Jakob Mortensen

Nach „Mord im Gängeviertel“ ist „Mord am Thalia“ der zweite Fall für Jakob Mortensen, der ihn beruflich wie privat in die Knie zu zwingen droht. Wieder einmal vermischen sich private und berufliche Belange, denn Elke ist zugleich Bürosekretärin im Polizeipräsidium und hilft bei Recherchearbeiten den Kommissaren.

Wurde im Vorgänger noch intensiv die politische Lage nach Kriegsende in den Vordergrund gestellt, so verschwindet diese nahezu gänzlich im Hintergrund. Stattdessen gibt es tiefe Einblicke in die 1919 gegründete Künstlergruppe Hamburger Sezession, die als elitärer Kreis die Kunst auf eine neue Ebene stellen wollte. Den hochgeistigen Ergüssen jener Zeit wird nicht jeder Leser etwas abgewinnen können, interessant ist der Einblick in die Szene gleichwohl, die sich vor allem von der bürgerlichen Schicht möglichst weit distanzieren wollte. Jakob Mortensen kann dem zumindest teilweise etwas abgewinnen, da sein Vater Mitglied der KPD ist.

Krimihandlung und Verdächtige sind überschaubar. Man bleibt überwiegend in der Künstlergruppe sowie bei den genannten Schönheiten, findet über Alinas Vater, einen Pelz- und Ikonenhändler, eine kleine Siedestory und harrt der weiteren Entwicklung. Die Ermittlungsarbeit von Jakob und Ove wird ausführlich beschrieben und ist in ihren Möglichkeiten der damaligen Zeit geschuldet. Gleichwohl hätte man – auch damals schon – das eine oder andere Alibi etwas gründlicher prüfen dürfen, aber die amouröse Verfehlung von Jakob fordert halt ihren Tribut.

Bleibt abschließend festzuhalten, dass es neben einem kurzweiligen Krimiplot mit ausführlichen Einblicken in die Hamburger Kunstszene auch zahlreiche Anmerkungen zur Stadtgeschichte gibt.

  • Autor: Hartmut Höhne
  • Titel: Mord am Thalia
  • Verlag: Gmeiner
  • Umfang: 304 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: August 2024
  • ISBN: 978-3-8392-0716-1
  • Produktseite

Wertung: 11/15 dpt


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