Denise Buser – Dichten gegen das Vergessen


“Dichten gegen das Vergessen” ist ein Werk der Autorin und Juristin Denise Buser. In dem Werk setzt sie zwölf dichtenden Frauen aus zwei Jahrtausenden samt der „Urmutter“ der Dichtkunst, Sappho, ein Denkmal, das sich mit den dargestellten Lyrikerinnen auf erzählerische Art und Weise befasst. Das schafft Nähe, wirkt nach und lädt zum Nachdenken ein.

Das Buch, welches 2023 im Zytglogge Verlag erschienen ist, unterteilt sich in ein Vorwort, zwölf Kapitel sowie einen Epilog und zwei Anhänge. Diese Aufteilung ergibt durchaus Sinn, denn da sich Buser in den Kapiteln den Dichterinnen auf fundierter fiktionaler Ebene widmet, lässt sie in den Anhängen Raum für die konkreten Informationen sowie eine Auswahl an Gedichten der Lyrikerinnen. So macht es Spaß, in die Geschichten einzutauchen, die sie erzählt, um sich so ein ganz eigenes Bild der jeweiligen Autorin zu verschaffen. Dabei sind die Geschichten sehr gut durch entsprechende Sekundärliteratur recherchiert, und konkrete Lebensereignisse oder auch Texte der Autorinnen werden in die Geschichte mit eingewoben.

Die folgenden zwölf Geschichten sind keine Kurzbiografien, sondern erzählen von den möglichen Wendepunkten im Leben der Dichterinnen.S. 11

So beschreibt Buser in dem Kapitel über Sibylla Schwarz die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Sie wählt in dem Kapitel die Form der Ich-Erzählerin und schafft so eine einnehmende Nähe zu der jungen Autorin und zeichnet ein Bild vom kurzen Leben der Sibylla Schwarz, die mit 17 Jahren an der Ruhr verstarb und bis zu ihrem Tod über hundert Gedichte verfasste. Das schafft vom ersten Moment einen direkten Bezug und macht neugierig auf die reale Person. Diese Neugier wird am Ende jedes Kapitels direkt gestillt, denn hier fasst Buser das Leben der Autorin noch einmal zusammen, verweist auf Quellen und zeigt ein Porträt der Autorin. So ist man nach dem Kapitel stets geneigt, direkt weiter zu recherchieren und sich den Quellen zu widmen, um noch ein wenig mehr über die Autorin zu erfahren.

„Dichten gegen das Vergessen“ ist dabei nicht nur ein Buch, das die Lesenden über 264 Seiten durch die Jahrtausende schickt, sondern auch eine Reise rund um den Globus unternimmt. So schreibt sie unter anderem von Akiko Yosano aus Japan, die neben Gedichten auch Reisejournale, Schriften zu Frauenrechten und Essays publizierte, oder auch von Gabriela Mistral, geboren als Lucila Godoy Alcayaga, aus Chile, die sich als Lehrerin und Bildungsberaterin zur Konsulin hocharbeitete und an verschiedenen Orten in Europa sowie Nord- und Südamerika tätig war. Auch Audre Lorde aus den USA, Comtessa Beatriz de Dia aus Frankreich und nicht zuletzt Sappho aus Griechenland widmet sie sich.

Charismatisch, mit viel Feingefühl und Akribie, schafft Buser ein Kompendium an Zeugnissen weiblicher Lyrik und deren (möglichem) Hintergrund, was aufgrund der wissenschaftlichen und dezidierten Recherche nie anmaßend oder trocken wirkt, sondern eine Hommage an diese Dichterinnen ist, die Außergewöhnliches schufen und die, wie Buser in ihrem Vorwort selbst erwähnt, dachten, dass sie in der Vergessenheit entschwinden. Mit „Dichten gegen das Vergessen“ gelingt es Buser auf sensible Art und Weise, genau das zu verhindern

  • Autor: Denise Buser
  • Titel: Dichten gegen das Vergessen
  • Verlag: Zytglogge
  • Erschienen: 2023
  • Einband: Hardcover
  • Seiten: 264
  • ISBN:978-3-7296-5144-9
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite 
  • Erwerbsmöglichkeiten


Wertung: 14/15 dpt


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