Morde in der verschlafenen Preußischen Rheinprovinz
Sherlock Holmes alias Sven Sigerson und David Tristram besuchen in St. Johann den Gelehrten Theodor Leidinger, einen alten Freund des Meisterdetektivs. Unerwartet erscheint dort ein weiterer Besucher, nämlich Doktor Richard Schmitt, der ein anonymes Paket erhalten hat. Der Inhalt ist brisant, denn es handelt sich um einen spätantiken Trinkbecher aus reinem Gold.
Die Neugier von Holmes ist geweckt und so begleitet er mit Tristram den Doktor in dessen Heimatort, das beschauliche Mettlach an der Saar, welches von bergmännischer Industrie geprägt ist. Doch schon am ersten Tag nach ihrer Ankunft gerät der Kelch fast in Vergessenheit, denn in einem nahegelegenen Waldstück wurde ein Toter gefunden. Genickbruch. Der örtliche Gendarm Wolf Hauschild ist von der Anwesenheit zweier privater Ermittler, noch dazu aus dem Ausland, wenig angetan, lässt die beiden aber gewähren.
„Wenn es ein Unfall war, ist der Tote dann allein in den Wald gegangen und hat sich selbst in diese Decke eingewickelt?“
„Mord? Das kann nicht sein! Hier im Ort hat es noch nie einen Mord gegeben!
Erstaunlicherweise kennt den Toten niemand, offenbar stammt er nicht aus Mettlach. Noch verwunderlicher ist allerdings, dass es ausgerechnet Tristram gelingt, dessen Identität aufzuklären. Dann zeigt sich, dass das Opfer sehr wohl bekannt war, allerdings mit fast allen Menschen Streit suchte. Daher die vornehme Zurückhaltung gegenüber der Polizei.
Eine erste Spur führt zu der Firma Villeroy & Boch, die die bekannten „Mettlacher Platten“ herstellt. Als es einen zweiten Toten gibt, führen die Spuren zu einer Baustelle der Firma. Doch selbst der große Meisterdetektiv steht vor einem Rätsel.
Zwölfter Fall für Sven Sigerson
In schöner Regelmäßigkeit liefert Franziska Franke den Fans von Sherlock Holmes neues Lesefutter. Als Norweger Sven Sigerson ist er unterwegs, an seiner Seite der englische Buchhändler David Tristram, der nicht nur in Person Dr. Watson ersetzt, sondern zugleich wie dieser als Ich-Erzähler fungiert. „Sherlock Holmes an der Saar“ ist bereits der zwölfte Roman dieser lesenswerten Reihe, die zeitlich in jenen drei Jahren spielt, die zwischen dem vermeintlichen Tod von Holmes am Reichenbachfall und dessen überraschender Rückkehr nach London liegen. Daher auch das Pseudonym Sigerson, denn die Gefolgsleute von Professor Moriarty könnten ihm ja auf der Spur sein.
Von Moriarty und Co. ist auch im vorliegenden Fall nichts zu sehen, stattdessen gibt es einen dritten Fall, der die beiden Protagonisten nach Deutschland führt (nach „Ulmen“ und „Mainz“). Konsequenterweise gibt es Altbewährtes, wobei Franke nah am Original bleibt. Watson alias Tristram gibt ungefragt seine Kommentare ab, die gezielt danebenliegen respektive in die Irre führen, was nicht weiter schlimm ist, denn bei Sherlock, ob von Arthur Conan Doyle im Original oder bei Franziska Franke, gibt es die Lösung ohnehin erst zum Finale. Mitraten zwecklos.
Das Besondere an Holmes sind neben seinen diversen Schrullen seine brillanten Analysen, seine Deduktion. Seine teils haarsträubenden Erkenntnisgewinne und Herleitungen sind das sprichwörtliche Salz in der Suppe. Wie schon in zurückliegenden Werken, macht er von seinen genialen Fähigkeiten allerdings nur in überschaubarem Maße Gebrauch. Schade, aber ansonsten alles wie gehabt, was positiv gemeint ist. Allein ein für ihn atypischer Mörder bereitet ihm ungewohnte Schwierigkeiten.
- Autorin: Franziska Franke
- Titel: Sherlock Holmes an der Saar
- Verlag: KBV
- Umfang: 300 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Mai 2024
- ISBN: 978-3-95441-676-9
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Wertung: 11/15 dpt