Hast du ein Thema, über das du ewig reden kannst? Du bist gern kreativ (und hast nicht den Anspruch, dass alles perfekt aussehen muss)? Du tauschst dich gerne mit anderen aus und bist gerne Teil einer kleinen, aber leidenschaftlichen Community? Dann wirst du Zines lieben!
Zines (abstammend vom englischen Wort “Fanzine”) sind kleine, alternative, journalistische, künstlerische oder einfach informative Veröffentlichungen in kleiner Anzahl. Darunter gehören kleine selbstgefaltete Broschüren, gebundene Heftchen oder professionell gedruckte und digital designte Büchlein. Das, was all diese Sachen vereint, ist der Wunsch, etwas zu machen, was einen bewegt und es mit anderen zu teilen. Dazu gehören insbesondere nischige Themen, die wir niemals kommerziell in großen Printmedien veröffentlicht sehen werden.
Historisch waren und sind Zines noch immer ein Mittel für sozial schlechter gestellte Gruppen zu protestieren, sich gegenseitig aufzuklären, zu informieren und auch bei großer Distanz Teil der Community zu sein. Die ersten Zines wurden dabei von Hexen (kräuterkundigen Frauen) im 14 Jahrhundert veröffentlicht, um ihr Wissen zu teilen und Luthers fünfundneunzig Thesen könnten auch als Zine angesehen werden. Zines, so wie wir sie heute kennenlernen, wurden aber von der Science-Fiction-Community geprägt – so waren es Sci-Fi-Fans, die in Form von “Fanzines” (später abgekürzt zu “Zine”) auf Artikel in Sci-Fi-Magazinen antworteten, Fanfictions schrieben oder sich über Fehlannahmen lustig machten.
Die Geschichte von Zines ist stark mit technischen Fortschritt verbunden. Die Erfindung von Druckmaschinen hat es möglich gemacht, Schriftstücke (auch bald relativ kostengünstig) der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Das haben sich später insbesondere die Suffragetten- und Frauenrechtsbewegung, die Punk-Szene der 1970er und später Riot GRLSSS zu nutzen gemacht, um. Gerade diese politischen Subkulturen (die meistens auch kein Geld haben), haben Zines, wie wir sie heute kennen, maßgeblich geprägt. So sind klassische Zines noch immer ein Kuddelmuddel aus Papierschnipseln, Farbflecken, unsauberen Comics und Rechtschreibfehlern, die (notdürftig) zusammengenäht wurden.
Dieser prägnante DIY-Charakter (Do It Yourself) prägt auch die Zine-Community selbst. So ist es immer noch so, dass Zines miteinander getauscht und sich bei Zine-Fairs über Themen, Techniken und die Liebe zur Kunst selbst unterhalten. Noch immer werden Zines im Eigenverlag veröffentlicht, Cover aus Collagen designt und Hefte mit Nadel und Faden zusammengenäht. In der Community ist es üblich aus Zines mit Leser*innenbriefe zu antworten, sich Exemplare zu sammeln und zu tauschen und so sogar Brieffreundschaften zu finden.
Mit Zines kriegt jeder die Möglichkeit, selbst auch journalistisch tätig zu werden, sich für Themen einzusetzen, die gerade die Mainstreammedien für nicht relevant halten und so eine Community zu finden, in der nicht alles eine Kosten-Nutzen-Kalkulation ist. So können sich gerade marginalisierte Gruppen selbst eine Stimme geben, aber auch einfach tolle und spannende Ideen kreativ umgesetzt und verbreitet werden.
Deswegen mein Appell an euch: Make a Zine!