Mittelteil der Hildur-Trilogie
Februar, März 2020. Hildur ist die einzige Kriminalbeamtin im Polizeibezirk Isafjördur in den Westfjorden. Sie arbeitet in der Abteilung für vermisste Kinder, was ihrer eigenen Vergangenheit geschuldet ist, denn 1994 verschwanden ihre beiden jüngeren Schwestern Rósa und Björk auf dem Schulheimweg. Bis heute versucht Hildur herauszufinden, was mit ihnen geschah. Ihre Eltern kann sie nicht mehr befragen; sie starben wenig später bei einem Unfall.
In der Kleinstadt Isafjördur passiert selten etwas. Allerdings änderte sich dies im Vorjahr als der finnische Polizeischüler Jakob für ein Praktikum nach Island kam. Die Leiche des Pädophilen Jón wurde nach einem Lawinenabgang in dessen Haus gefunden, allerdings war Jón schon vorher tot. Hildur und Jakob fanden schnell zusammen und lösten den Mordfall.
Jetzt gibt es erneut einen seltsamen Todesfall, denn der einflussreichste Kommunalpolitiker der Westfjorde Hermann Hermannsson wurde auf einer Loipe mit einem Jagdgewehr aus rund hundert Metern Entfernung erschossen. Die Tatwaffe ist jedoch geschätzt in jedem zweiten Haushalt zu finden. An Verdächtigen fehlt es nicht, denn Hermannsson galt als Schürzenjäger und korrupt. Kaum ein zwielichtiges Projekt, wo er nicht mit unsauberen Methoden mitmischte. Sein größter politischer Gegner dürfte gleich mehrere Motive haben, denn Hermannsson hatte auch ein intimes Verhältnis mit dessen Frau.
Hildurs Familientragödie
„Das Grab im Eis“ ist nach dem Auftakt „Die Spur im Fjord“ der Mittelteil einer Trilogie, deren Abschluss „Der Schatten des Nordlichts“ für Oktober 2024 angekündigt ist. Kongenial baut der Plot auf seinem Vorgänger auf. Es gibt ein Wiedersehen mit zahlreichen Figuren, was bei Serien nichts Besonderes ist, aber auch mit einigen Nebenfiguren aus dem ersten Teil. Da wäre der ermordete Jón, der offenbar eine Beziehung zu Hildurs Mutter Rakel hatte, wobei völlig unklar ist, wie diese hätte aussehen können. Neben dem Mordfall versuchen Hildur und Jakob auch Spuren der Vergangenheit zu finden. Was geschah vor rund sechzehn Jahren mit den Schwestern? Der Originaltitel des Romans lautet „Rósa & Björk“ und gibt die Richtung vor. Ja, Hildur und somit der Leser erfahren endlich was damals geschah. Ein Familiendrama, das fesselt und berührt.
Der aktuelle Fall um den skandalösen Politiker ist dabei nicht ganz so spannend wie Hildurs Familiengeschichte. Verdächtige kommen und gehen, es bleibt zunächst überschaubar. Dann gibt es noch eine Side-Story um eine junge Frau namens Disa, die einst auf der Straße lebte und heute in Reykjavik als Putzkraft über die Runden kommt. Man ahnt es, irgendetwas muss sie mit den Geschehnissen zu tun haben. Die Privatleben von Jakob, der sich bald über seine Zukunft Gedanken machen muss, sowie jenes von Hildurs Chefin Beta werden ebenfalls beleuchtet. Jakob sucht nach wie vor Kontakt zu seinem Sohn in Norwegen, dem ihn die Ex verweigert, während sich seine Beziehung zu Gudrun festigt und sich daher die Frage aufdrängt, ob er wirklich nach Finnland zurück möchte? Derweil befällt Beta der hartnäckige Verdacht, dass ihr Mann ihr seit längerer Zeit untreu ist. Warum also in der Kleinstadt Isafjördur bleiben, wo man sich im Fall einer Trennung ständig über den Weg läuft?
Familiengeheimnis, viel Privatleben und eine Ermittlung mit vereinzelten Überraschungen prägen – wie schon der Vorgänger – den zweiten Teil der lesenswerten Trilogie von Satu Rämö. Und da Jakob weiterhin fleißig Isländerpullover strickt, sei auf das „Begleitbuch zur Serie“ hingewiesen, nämlich das Strickbuch „Outdoor Islandpullover – Nordisches Strickdesign für sie und ihn“. Co-Autorin ist Satu Rämö.
- Autorin: Satu Rämö
- Titel: Hildur – Das Grab im Eis
- Originaltitel: Rósa & Björk. Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
- Verlag: Heyne
- Umfang: 368 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: April 2024
- ISBN: 978-3-453-42818-8
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Wertung: 12/15 dpt